Politisch, menschlich, glamourös: So war die Eröffnung des 14. Evolution Mallorca International Film Festivals
Hollywood-Star Steve Buscemi hat bei der Gala am Dienstag (21.10.) im Kongresszentrum von Palma den größten Beifall erhalten

Impressionen von der Eröffnungsgala des 14. Evolution Mallorca International Film Festivals / Guillem Bosch
Festlich, inspirierend und gesteckt voll mit einem internationalen Publikum: Die Eröffnungsgala des 14. Evolution Mallorca International Film Festivals am Dienstag (21.10.) im Kongresszentrum von Palma fühlte sich an wie eine richtig runde Sache. Unangefochtener Protagonist des Abends war zweifellos der bekannte Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Steve Buscemi: Der 67-jährige New Yorker wurde in der diesjährigen Ausgabe mit dem Evolution Icon Award geehrt. Schon bei seiner Ankunft legte er einen äußerst sympathischen und bodenständigen Auftritt auf dem roten Teppich hin und nahm sich geduldig Zeit für Fragen.
Gegenüber der MZ erklärte Buscemi, was ihm die Auszeichnung für sein Lebenswerk, zu dem herausragende Titel wie Fargo, The Big Lebowski, Reservoir Dogs und Armageddon gehören, im Rahmen des Evolution-Festivals bedeutet: "Es ist wirklich wundervoll. Wir machen das alles ja nicht für Awards, aber es ist nett, an einen so schönen Ort eingeladen zu werden, andere Filmemacher zu treffen, zu sehen, was in einem anderen Teil der Welt passiert und wie die Menschen zu Filmen und unabhängigem Kino stehen. Ich fühle mich geehrt und es ist sehr schön, hier zu sein." Sein geplantes Programm für die kommenden Tage klingt recht entspannt: "Ich mag es einfach gern, herumzulaufen, Restaurants zu besuchen und Leute zu treffen", so der Hollywood-Star.
Kommentar zur US-Politik
Bei der Gala nutzte Buscemi den Moment auf der Bühne und die Dankesrede zu seinem Preis für sehr menschliche, und auch für kritische Worte: "Buenas noches, hola", sagte Buscemi, nachdem er den Evolution Icon Award von seinem Schauspielkollegen Colm Meaney entgegengenommen hatte, und entschuldigte sich, dass sich seine Spanischkenntnisse damit erschöpft hätten. "Ihr habt eine sehr schöne Sprache. Wo ich herkomme, aus den Vereinigten Staaten, fürchte ich, versuchen sie, sie illegal zu machen. Und das ist kein Witz", kommentierte der Preisträger. Dies war nicht die einzige Anspielung auf die Trump-Politik in seiner Rede. "Was ich am Filmemachen mag, ist, dass es etwas Kooperatives ist. Und es ist mir egal, was die Regierung in meinem Land jetzt über Vielfalt sagt. Vielfalt ist eine gute Sache. Sie ist wichtig", betonte er unter Beifall. "Wir brauchen diese Verbindungen. Wir brauchen das für die Menschheit."
Der Schauspieler erinnerte daran, dass er seit vier Jahrzehnten im Filmgeschäft tätig ist und davor am Theater gearbeitet hatte. "Ich bin nur so gut wie die Leute, mit denen ich zusammenarbeite", sagte er dazu. Und obwohl der Award nun sein Lebenswerk ehre, sei er noch längst nicht am Ende und habe noch viel vor. So outete er sich als neuer Fan der Band Lost in Translation, die für die musikalische Untermalung des Abends sorgte, und regte scherzhaft an, dass er der Gruppe beitreten und Tamburin spielen könnte. Der 67-Jährige dankte der Organisation und den Freiwilligen für die Durchführung eines Festivals wie dem Evolution, insbesondere weil man immer wieder höre, dass der Tod des Kinos bevorstünde. "Die Technologie ändert sich, und es ist nicht mehr dasselbe. Aber was sich nicht geändert hat, sind die Menschen, die Filme machen wollen. Die Menschen, die Geschichten erzählen wollen, die kreativ sein und sich ausdrücken wollen. Und die das für ein Publikum tun. Das ist das Wichtigste an einem Filmfestival", betonte er.
"Bleiben Sie Filmliebhaber!"
Vor Buscemi hatte bereits der Kameramann Phedon Papamichael den Cinematography Icon Award entgegengenommen. Der Grieche, der zweimal für den Oscar nominiert war, für Nebraska und The Trial of the Chicago 7, würdigte ebenfalls die Bedeutung der anderen Fachleute, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen. "Ich möchte eine ganze Generation dazu inspirieren, weiterhin Filme zu machen" und "bleiben Sie Filmliebhaber!" waren Teil seiner Äußerungen auf der Bühne.
Als neue Stimme des Kinos wurde die spanisch-schwedische Schauspielerin Ingrid García-Jonsson mit dem Evolution New Talent Award 2025 ausgezeichnet. "Letztendlich hat das Kino etwas sehr Schönes, nämlich dass wir Familien gründen, um Filme zu machen, die wir uns dann ansehen können und die vielleicht das Leben verändern", sagt sie auf der Bühne. Die Darstellerin der Filme Hermosa juventud, Ana de día oder der Serie Superstar bedauerte, nicht am gesamten Festival teilnehmen zu können, ermutigte aber die anderen Anwesenden der Gala, es zu genießen. "Es lebe das Kino, möge es noch viele Jahre andauern, denn wir leben in Zeiten, in denen wir alle sehr verängstigt sind und die Welt sehr seltsam ist. Aber lasst uns bitte weiterhin Geschichten erzählen, lasst uns weiterhin Leben verändern, so oft wir können, und lasst uns weiterhin an Orten wie diesem zusammenkommen, um eine Weile zu entfliehen und Dinge zu lernen."
Interessanter Eröffnungsfilm und glamouröse Gäste
Festivaldirektorin Sandra Lipski erinnerte an die Anfänge des Festivals vor 14 Jahren. "Wir sind mit Leidenschaft gewachsen und haben uns zu einer soliden kulturellen Marke entwickelt, die eine Referenz im Mittelmeerraum darstellt", erklärte sie bei ihren Begrüßungsworten. Nach der Preisverleihung war es Zeit für den Eröffnungsfilm: "Los Domingos" von Alauda Ruiz de Azúa, der beim Film-Festival von San Sebastián den Hauptpreis, die Goldene Muschel, gewann. Trotzdem eine interessante Wahl für den Startschuss zum Festival, denn die fesselnde Coming-of-Age-Geschichte um die 17-jährige Ainara, die mit ihrem Wunsch, Nonne zu werden, familiäre Spannungen auslöst, fällt eher in die Kategorie "ruhige Töne" als "Blockbuster-Feeling" (obwohl zwischen Ainaras Vater und dessen Schwester durchaus laut die Fetzen fliegen).
Bis zum 29. Oktober werden nun mehr als 130 Filme aus 30 Ländern gezeigt, es gibt Gespräche mit Fachleuten und viel Raum für die lokalen Talente von den Balearen. Der spanische Regisseur Julio Medem wird bei der Abschlussveranstaltung ausgezeichnet, die erstmals im Teatre Principal stattfinden wird. Der Tausch der beiden Locations für Eröffnung und Schluss erwies sich als überzeugender Schachzug. Denn das weiträumige Foyer im Kongresspalast bot genügend Raum für Bars, opulente Käse- und Snack-Tische und für die Vernetzung der zahlreichen Gäste, die sich – dem Anlass gebührend – teils glamourös in Schale geworfen hatten.
Henning Baum ist jetzt Evolution-Fan
Vonseiten der Politik nahmen Llorenç Galmés und Antònia Roca, Präsident und Vizepräsidentin des Inselrats von Mallorca, sowie Jaume Bauzá, Kulturminister der Balearen-Regierung, an der Gala teil. Keine Spur jedoch von den Kulturpolitikern der Stadt Palma, was angesichts der potenziellen Bedeutung des Festivals für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt doch ein wenig überrascht. Der rote Teppich bot auch Gelegenheit, die ikonische Twiggy zu sehen, die als das erste Supermodel gilt und die Hauptrolle in Sadie Frosts zweitem Regiefilm spielt. Sadie Frost war ebenfalls bei diesem Filmfest anwesend. Natürlich waren auch viele Personen aus der Filmwelt mit von der Partie, etwa Marcos Cabotá, Pep Bonet und Pedro Barbadillo.
Unter den Prominenten aus Deutschland stach Schauspieler Henning Baum heraus, der es zum ersten Mal geschafft hatte, am Evolution teilzunehmen, wie er der MZ verriet: "Ich freue mich, heute hier zu sein. Sandra Lipski hat mich schon vor drei oder vier Jahren eingeladen, es hat aber nie geklappt", so Baum. "Und ich muss sagen: Ich bin ziemlich beeindruckt, was sie hier auf die Beine gestellt hat. Das ist super! Für die ganze Filmbranche, die hier auf Mallorca wächst, ist das toll. Das ist ein kultureller Beitrag für die ganze Atmosphäre hier. Und es ist sehr ungezwungen, warmherzig und professionell. Ich bin da der Meinung: Das wird in den nächsten Jahren immer weiter wachsen."
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