Die Wut ist geblieben: Mallorcas legendäre Journalisten-Punkband spielt ein letztes Konzert unterhalb der Kathedrale
In Rock&Press besang einst ein Haufen Journalisten die Übel der Insel. Nun, 20 Jahre danach, kehrt die Band noch einmal für eine Show in Ses Voltes auf die Bühne zurück

Gabi Rodas bei einem Konzert von Rock&Press. / LUIS SERGIO CARRERA
Es ist eine Band, an die sich heute eigentlich keiner mehr erinnern sollte. Gegründet, um eine einzige Show zu spielen – bei einer Gewerkschaftsversammlung. Von Journalisten, die nur bedingt wussten, wie man ihre Instrumente bedient. Und die keine weiteren Ambitionen hatten, aus der Band, die sich den Namen Rock&Press gab, etwas Größeres entstehen zu lassen.
Punkrock mit bitter-ironischen Texten
Doch die Mischung aus schnörkellosen Punkrock mit bitter-ironischen bis wütenden Texten über das Nachrichtengeschehen auf Mallorca kam gut an. „Wir wurden eine Art NGO auf Beinen. Bei jeder Veranstaltung, bei der es um aussichtslose Fälle ging – die Natur, Arbeitsrechte, die Benachteiligten der Gesellschaft –, engagierte man uns“, erzählt Gabi Rodas, Sänger der Band und Kulturredakteur bei der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“.
Sechs Jahre spielte die Band zusammen, veröffentlichte drei böse Alben, spielte zahlreiche Konzerte – unter anderem in Barcelona und Madrid – und eckte immer wieder an. „Wir sangen über die Sachen, die wir nicht in der Zeitung schreiben können“, sagt Rodas.
Mini-Festival unterhalb der Kathedrale
Nun, 20 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Albums „Cemento“, veranstaltet die Band ein Mini-Festival in Ses Voltes, unterhalb der Kathedrale (25.10., ab 16.30 Uhr, Eintritt frei). Die Idee: Insgesamt zehn Bands spielen je zwei Rock&Press-Songs und ein paar Lieder aus dem eigenen Repertoire. Am Ende des Abends gehen die Heroen selbst auf die Bühne und spielen die Lieder, die vorher am Abend noch nicht erklungen sind.
Drei der fünf Original-Gründungsmitglieder sind beim Rock&Press-Comeback mit dabei. Neben Rodas sind das Schlagzeuger Mané Capilla und Bassist Carlos Grauches. Ergänzt wird die Band von zwei großen Namen der mallorquinischen Musikszene: Miki Serra (u. a. Sexy Sadie) und Juanmi Bosch (Cerebros Exprimidos). Es dürfte das letzte Mal sein, dass man Rock&Press live auf der Bühne sehen kann. „Ich glaube nicht, dass wir danach noch etwas machen“, sagt Rodas.
Songs sind aktueller denn je
Dabei täte eine Band wie Rock&Press der Insel vermutlich ganz gut. Denn 20 Jahre später sind die Probleme, die die Gruppe in ihren Songs anprangerte, aktueller denn je. Die Profitgier im Bausektor, die Ausbeutung der Arbeiter, die Korruption in der Politik, die Zerstörung der Natur – in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist Mallorca in der Hinsicht kaum gesundet. Die Wut darüber hinauszuschreien, kann da indes heilsam sein.
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