Zum Hauptinhalt springenZum Seitenende springen

Tränen bei Julio Medem, Triumph für deutschen Film: So war die Abschlussgala des Evolution Mallorca International Film Festivals

Der spanische Filmregisseur und Drehbuchautor sorgte am 29.10. für einen bewegenden Moment im Teatre Principal. "Dann passiert das Leben" von der deutschen Regisseurin Neele Vollmar wurde als bester internationaler Film ausgezeichnet

Festivalgründerin Sandra Lipski und Preisträger Julio Medem.

Festivalgründerin Sandra Lipski und Preisträger Julio Medem. / B. Ramon

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Große Gefühle bei der Closing Night des 14. Evolution Mallorca International Film Festivals, die am Mittwochabend (29.10.) erstmals im Teatre Principal stattfand – ein hervorragender Rahmen für den krönenden Abschluss des neuntägigen Festival-Marathons. Vor Beginn des Events glichen der Eingangsbereich und der rote Teppich einem vorfreudig summenden Bienenstock mit jungen Filmemachern in sichtlich gelöster Stimmung sowie mit elegant herausgeputzten Gästen.

Der große Protagonist der Abschlussgala war der spanische Filmregisseur und Drehbuchautor Julio Medem, der den Ehrenpreis Evolution Vision Award erhielt. Tatsächlich begann die Preisverleihung fast ohne Umschweife nach kurzen Begrüßungsworten durch Festivaldirektorin Sandra Lipski. Nach minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen nahm Medem den Preis sichtlich bewegt entgegen und kämpfte bei seiner ausführlichen Danksagung immer wieder mit den Tränen. Der Preis motiviere ihn, weiterzumachen und sich immer wieder auf unbekanntes Terrain zu wagen, da dies für ihn stimulierend sei, sagte er.

"Dieses Jahr von einer unglaublichen Energie angetrieben"

Medem berichtete auch davon, einen "faszinierenden Moment" erlebt zu haben, als er seinen Film Lucía y el sexo ("Lucia und der Sex", aus dem Jahr 2001) im Rahmen des Festivals nun erneut sah. "Im Oktober jenes Jahres beendete ich die Dreharbeiten des Films auf Formentera. Gestern hatte ich den Mut – in Anführungszeichen, weil ich über meinen eigenen Charakter spreche – ihn mir anzusehen. Ich hatte das zuvor nie tun wollen. Und es war eine zerbrechliche Erfahrung. Ich sah einen Film, den ich gemacht hatte, aber ich bin nicht mehr derjenige, der ihn gemacht hat. Deshalb empfinde ich diesen Preis als ein riesiges Geschenk. Danke, Sandra. Ich werde es nie vergessen", sagte der Spanier.

Standing Ovations im Teatre Principal bei der Abschlussgala des Evolution Film Festivals.

Standing Ovations im Teatre Principal bei der Abschlussgala des Evolution Film Festivals. / B. Ramon

Lipski selbst nahm sich später noch einmal Zeit, um ihrem Team, insbesondere auch den vielen Freiwilligen, allen Teilnehmern und den Sponsoren des Festivals zu danken. "Ich persönlich habe es so empfunden, dass das Festival dieses Jahr von einer unglaublichen Energie angetrieben war. Und ich kann sie heute Nacht tatsächlich immer noch spüren", so die Gründerin, bevor die zahlreichen übrigen Awards vergeben wurden.

"Dann passiert das Leben" bester internationaler Film

Die deutsch-österreichische Produktion "Dann passiert das Leben" von der deutschen Regisseurin Neele Vollmar mit Anke Engelke und Ulrich Tukur ist als bester internationaler Spielfilm ausgezeichnet worden. Der Kinostart in Deutschland erfolgt am 6. November. Ebenfalls freuen durfte sich die Regisseurin Isabel Coixet, die für ihren Film "Tres adioses" als beste Regisseurin geehrt wurde. Auf internationaler Ebene wurde außerdem der Preis für die beste Kamera an den Norweger Sturla Brandth Grøvlen für seine Arbeit in "The Summer Book" verliehen.

Nach der Preisverleihung mit vielen glücklichen Nachwuchstalenten, teils kurzen und teils ein wenig ausufernden Dankesworten und ein paar kritischen Seitenhieben auf die Politik der USA und die Wohnungsnot auf Mallorca wurde es Zeit für den letzten Film des diesjährigen Festivals: "Psycho Therapy: The Shallow Tale of a Writer Who Decided to Write about a Serial Killer" von Tolga Karaçelik und mit Steve Buscemi, der bei der Eröffnungsgala mit einem Preis für sein Lebenswerk geehrt worden war, in der Rolle eines Serienkillers im Ruhestand. Die brillante Tragikomödie, die vor frischen Ideen und unerwarteten Plot-Twists nur so sprüht, brachte teilweise den ganzen Theatersaal kollektiv zum Lachen – und war ein absolut würdiges Finale für ein gelungenes Festival.

Tracking Pixel Contents