Der Carrer de Can Sanç, Nummer 13, in Palma de Mallorca ist eine Adresse, die sich Freunde der Kunst merken sollten: Am 15. Juli öffnet dort ein Ableger der renommierten Baró Galería seine Pforten. Der Hauptsitz befindet sich seit 22 Jahren in São Paulo, ein weiterer in Lissabon. María Baró blickt auf langjährige Erfahrung in Lateinamerika zurück, war aber stets auch in Europa aktiv und entschied sich, hier noch weiter Fuß zu fassen. Den ersten Test auf dem spanischen Markt wagte sie in Form des temporären Projekts „Baró House“ in Madrid.

„Die Idee mit Mallorca kam auf, als wir uns überlegten, wo der beste Standort ist, um nach Madrid weiterzumachen“, sagt Barós Geschäftspartner, der Holländer Enno Roelf Scholma, beim MZ-Besuch. Die Offenheit der Insel und die große Dichte an Sammlern – darunter Deutsche, Briten und US-Amerikaner – seien entscheidende Faktoren gewesen. „Um eine internationale Galerie aufzubauen, findet man hier einfach die beste Energie“, so Scholma.

Verschiedene Kontinente zusammenbringen

Passende Räumlichkeiten entdeckten sie in dem architektonisch reizvollen Gebäude im historischen Zentrum, das im Erdgeschoss viel natürliches Licht hineinlässt. „Wir mögen diesen Teil der Stadt sehr, weil er so ruhig ist und man die Galerie erst bewusst entdecken muss. Man läuft nicht einfach daran vorbei“, erklärt Baró. Scholma fügt lächelnd hinzu: „Es ist kein Shoppingcenter.“

Die Leitung des Ablegers obliegt einem Trio: María Baró ist viel auf Reisen und bewegt sich zwischen den Standorten Palma, São Paulo und Lissabon. Scholma kümmert sich vor allem um die Beziehungen zu Sammlern aus Nordeuropa. Dazu haben die Galeristen Sara G. Arjona, die schon in der Vergangenheit mit Baró zusammengearbeitet hatte, als Direktorin ins Boot geholt: Alle drei arbeiten Hand in Hand, doch Arjona soll dauerhaft auf Mallorca Präsenz zeigen. „Unser Ziel ist sehr klar: Wir wollen verschiedene Kontinente – Europa und Amerika – zusammenbringen, und das auf einer Insel, die selbst eine internationale Begegnungsstätte ist“, sagt Arjona.

Von natürlichem Licht durchflutet: der Galerieraum. | FOTO: BENDGENS

Das in der malloquinischen Galerienlandschaft spannende neue Puzzleteil der lateinamerikanischen Kunst soll allerdings erst nach und nach verbaut werden: „Wir müssen uns hier mehr an die Interessen des europäischen Marktes anpassen“, erklärt Baró. Das Publikum müsse man gewissermaßen erst erziehen. Schritt für Schritt soll daher Kunst aus Lateinamerika ins Programm kommen, aber zunächst weniger als in Brasilien.

Das erste interessante Projekt dieser Art steht wohl im September an: Der brasilianische Ordensbruder und Maler Sidival Fila soll dann Werke im Herrenhaus Can Marquès präsentieren. „Wir wollen hier noch an anderen besonderen Orten Ausstellungen zeigen. Denn Kunst muss auch hinaus aus den Galerien“, sagt Baró.

Grundsätzlich fokussiere sich die Baró Galería nicht primär auf junge Talente. Zwar sei geplant, in Zukunft auch aufstrebende Künstler auszustellen, die den Qualitätsanforderungen genügen. Aber ein Schwerpunkt liege auf herausragenden Künstlern, die zum Teil schon (zu Unrecht) etwas in Vergessenheit geraten sind.

Eröffnungsausstellung: José María Sicilia

Eine perfekte Wahl für die Eröffnungsausstellung war in diesem Sinne der international bekannte José María Sicilia (67). Er zählt zu den bedeutendsten spanischen Künstlern der 1980er-Jahre und erhält nun die Gelegenheit, in Palma seine neuesten Arbeiten auszustellen (Preisspanne: 12.000 bis 50.000 Euro).

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Dabei handelt es sich um faszinierende, überwiegend großformatige Werke mit bestickten, auf Rahmen gespannten Stoffen aus drei verschiedenen Serien. Sie basieren auf komplexen Reflexionen: Eine von ihnen beschäftigt sich mit dem Experiment von Thomas Young, der 1802 die Wellennatur des Lichtes beweisen wollte. „Alles setzt sich aus Licht zusammen, alles ist Licht. Für mich ist das ein unerschöpfliches Thema, das ich aus vielen Perspektiven bearbeiten kann“, erklärt Sicilia.

Ein einzelnes Werk untersucht die Beziehung zwischen Mensch und Tier anhand von sich überlagernden architektonischen Plänen eines Elefantenhauses und eines Gebäudes für Menschen. Die dritte Reihe visualisiert den melodischen Gesang der venezolanischen Truppe, des Nationalvogels. Sicilia bedient sich bei all dem einer Software, um Sonogramme und Pläne in die Sprache seiner Kunst zu „übersetzen“ – ein farbenfroher, optisch wie intellektuell anspruchsvoller Genuss.