Der Künstler Marcelo Víquez hat bekanntgegeben, dass er seine Beteiligung an der diesjährigen Kunstnacht Nit de l'Art (16.-18.9.21) zurückzieht. Sein von der Galerie Kewenig unterstütztes Projekt "3 barrios 3" sollte an Bushaltestellen in Palma kommentarlos Sätze wiedergeben, die er in den Arbeitervierteln Son Gotleu, Nou Llevant und La Soledat aufgeschnappt hatte.

Malla habe auf ein anderes Design und auf andere Standorte bestanden, so Víquez. "In meinen Augen waren sie dabei, zu stark in das Werk einzugreifen. Sie schickten mir einen Entwurf mit einer schrecklichen Zusammenstellung, die sie selbst gemacht hatten, und in den das Logo der Nit de l'Art eingefügt worden war. Es schien mir nichts mehr mit dem zu tun zu haben, was ich geschaffen hatte."

Zu den Sätzen die an den Bushaltestellen abgebildet werden sollten zählten "Con Franco no estábamos mejor" (Mit Franco ging es uns nicht besser), "Los inmigrantes tenemos la culpa de todo" (Wir Immigranten sind an allem schuld) oder "Mirá lo que se llevó el Rey" (Sieh an, was der König weggeschaffen hat).

Furcht vor Vandalismus oder Zensur?

Das Unternehmen befürchtete, diese Sätze allein mit dem Namen des Künstlers oder der Galerie abzubilden, Verwirrung stiften könnte. "Die Bürger könnten denken, dass es sich um eine Botschaft der Verkehrsbetriebe oder unserer Firma handelt", so ein Sprecher von Malla. Zudem befürchte er Vandalismus.

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Die Galerie Kewenig will zwar nicht von Zensur sprechen, aber es ändere alles, wenn die Möglichkeit verwehrt werde, die Arbeit wie geplant zu präsentieren. Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass das Unternehmen ein Kunstprojekt umsetzte - in diesem Fall habe es sich aber am Inhalt gestört. "Die Veränderungen verzerren das Projekt. Es hat nichts mehr mit der Ursprungsidee zu tun.", so die Galerie.

Auch das Rathaus von Palma tritt für die künstlerische Freiheit von Víquez ein und betont seine Wertschätzung der Aktion. Die Stadt hatte das Projekt von Anfang an unterstützt und den Originalentwurf gebilligt. /bro