Ein Oktopus verfügt über die Fähigkeit, die Farbe und Textur seiner Haut zu verändern, um sich zu tarnen. Ähnlich diskret verhält sich der nach dem Kraken benannte Espacio Pulpo in Palmas Viertel Pere Garau. Tatsächlich existiert der Ort bereits seit sechs Jahren, die Kunde von dessen Existenz verbreitet sich aber mehr durch Mundpropaganda als durch Marketing. Er startete als Co-Working-Space, ist inzwischen ein Kreativraum des gemeinnützigen kulturellen Vereins Pulpo – und so underground, wie es nur sein kann.

Wer durch die unscheinbare Glastür nahe der Plaça de les Columnes tritt, findet sich zunächst in einem spröden, aber ansehnlichen Ausstellungsraum wieder. Zur Rechten sitzt Alex Peck an einem Schreibtisch. Der Nordire sieht, dem Klischee entsprechend, wie ein leicht übernächtigter Poet aus und reicht Blütentee beim MZ-Besuch.

Ein nicht-kommerzielles Kulturangebot

Er selbst blüht auf, wenn er über seine Motivation spricht, den Espacio Pulpo zu betreiben: Ein Hauptproblem auf Mallorca seien die Immobilien. „Die Preise und der Markt bestimmen, welche Aktivitäten wo stattfinden; alles wird als Investition betrachtet“, sagt Peck. Das schränke die Möglichkeiten für nicht kommerzielle Angebote ein – vor allem im Stadtzentrum. Die Folge: ein Mangel an Orten, wo man für Kultur nicht automatisch Geld ausgeben muss.

Kunst hängt hier an rohen Wänden. Nele Bendgens

„Eine Alternative dazu ist, einen freien Raum zu schaffen, an dem Künstler ihre Werke ausstellen können, ohne dass wir dafür eine Provision verlangen. Sie behalten jeden Cent von ihren Verkäufen selbst“, erklärt Peck. Ein Teil der Räumlichkeiten wird deshalb als eine solche Art von Non-Profit-Galerie genutzt. Möglich ist das, weil das Haus Alex Peck selbst gehört und daher keine Mietkosten anfallen.

Hinter dem Ausstellungssaal liegen ein üppig begrünter Innenhof und ein weiterer Raum voller Polstermöbel und musikalischem Equipment, der etwa für Live-Studio-Sessions, Tonaufnahmen, Filmprojekte, Dichtertreffen oder Workshops bereitsteht.

Leben und arbeiten im Espacio Pulpo

Der Hof lädt zum Kaffeetrinken ein. Nele Bendgens

Die Kunstausstellungen wechseln monatlich. Aktuell ist die Schau „Play“ von der spanischen Künstlerin Elitxo Garayalde zu sehen. Ihre Bilder sind von Songs inspiriert, die über einen dazugehörigen QR-Code abgerufen werden können. Garayalde ist ganz und gar in den Fängen der Krake, ebenso wie der argentinische Musiker und Produzent Diego Iribe: Beide leben und arbeiten derzeit im Espacio Pulpo sowie in der Wohnung im ersten Stock.

Wie Alex Peck stecken sie viel Energie in das Projekt: Garayalde beteiligt sich vor allem bei audiovisuellen Projekten wie digitalen Musikfestivals, Iribe kümmert sich um Tontechnik, Aufnahmen, Postproduktion und das Eventmanagement.

Am 18. Dezember startet die nächste Ausstellung zugunsten einer NGO, im Februar soll ein Kunstmarkt stattfinden. „Das hier ist einer von wenigen Orten, die sich an lokale Künstler mit Interesse an alternativen Wegen der künstlerischen Produktion richten“, sagt Iribe. „Es geht hier nicht ums Geld, sondern darum, etwas zu machen, das den Menschen und diesem Raum etwas gibt“, ergänzt Garayalde.

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Für die Zukunft schwebt Peck vor, die unmittelbare lokale Gemeinde noch stärker einzubinden: So soll sich der Espacio Pulpo nachhaltig als soziale und kreative Begegnungsstätte im Viertel etablieren.

Espacio Pulpo, Carrer de Lluís Martí, 34, Palma, derzeit gibt es keine festen Öffnungszeiten. Von geplanten Veranstaltungen erfahren Sie auf Instagram und Facebook