Ein leuchtend bunter Fisch in Blau-, Pink- und Orangetönen schwimmt über die große Fassade des Lagerhauses Ses Quarterades. Die tristen Grautöne des unscheinbaren Gebäudes sind einem riesigen Wandgemälde mit Meeresmotiven gewichen. Das Graffiti des Künstlers Sabek ist nur eines von fünf Wandgemälden der sechsten Ausgabe von BetArt in dem Dorf Calvià und Es Capdellà.

Die Initiative des Rathauses und der Fundació Calvià 2004 soll künstlerische Einflüsse im öffentlichen Raum der Großgemeinde fördern. Ziel ist es, mit den verschiedenen Wandbildern ein weitläufiges Freilichtmuseum für urbane Kunst zu etablieren. Darüber hinaus möchte BetArt mit der Ausstellung dazu beitragen, mit dem negativen Image von Graffiti aufzuräumen und zeigen, dass Street-Art eine künstlerische Disziplin wie jede andere ist. Den Zuschlag erhielten die fünf diesjährigen Auserkorenen im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung der Gemeinde.

Ein weiterer der fünf Künstler ist der Mallorquiner Joan Cabrer. Sein Werk erstreckt sich über eine bisher leblose Wand in der Nähe des Fußballplatzes von Calvià, an der Ausfahrt nach Es Capdellà. Mit knallbunten Farben und abstrakten Formen thematisiert Cabrer eine „digitale Landschaft“ („Paisaje digital“). Das Graffiti sei eine Reflexion über die digitale Welt, in die die heutige Gesellschaft eingetaucht ist, so Cabrer über sein Werk.

Um den Dialog von Kunst, Umwelt und Gesellschaft sowie um das kulturelle Erbe geht es im Werk des Künstlers Manolo Mesa. Sein Wandgemälde auf einer Hausfassade der Plaça de les Collidores d’Oliva ebenfalls im Ort Calvià zeigt unter anderem einen Keramikteller mit Oliven. Damit erinnert er an ein weitgehdend vergessenes historisches Ereignis im Jahr 1932. Damals riefen 70 Frauen, die in der Gemeinde Oliven pflückten, zu einem einwöchigen Streik auf, um gegen die Arbeitsbedingungen zu protestieren.

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Einige der Bilder liegen etwas versteckt, doch die Suche nach ihnen lohnt sich allemal. So etwa im Fall des Wandgemäldes von Dafne Tree. Sie hat die Fassade eines Gebäudes ebenfalls am Fußballplatz von Calvià bemalt. Fiel die unscheinbare Stelle vorher nicht weiter auf, ist aus der Fassade jetzt ein Blickfang geworden. Das gehört zum Konzept: Standorte, die normalerweise nicht wahrgenommen werden, sollen durch das Projekt eine neue Ästhetik und Bedeutung bekommen.

Das fünfte Wandgemälde schließlich liegt als einziges im benachbarten Es Capdellà. Das Künstlerduo Goce&Kouba lässt einen Elektrokasten verschwinden und zeigt stattdessen die Verbundenheit von Mensch und Natur.