Dass ein Großteil der Ausstellungsräume in der Miró-Stiftung auf Mallorca derzeit wegen einer Restaurierung am Moneobau geschlossen ist, hat sich noch nicht bei allen Urlaubern und Einwohnern herumgesprochen.

Damit die Besucher, die Werke von Joan Miró sehen möchten, nicht gar zu enttäuscht sind – zumal die Arbeiten mit Verzögerung wohl erst in ein bis zwei Monaten abgeschlossen sein werden – soll nun eine neue Schau zur Überbrückung die Gemüter beschwichtigen: „Miró més enllà del llenç“ ist ab dem 24. März im weiter geöffneten sogenannten Cúbic-Bereich sowie in einem Gang zu sehen.

Miró malte auf ungewöhnlichen Materialien

Und ungewöhnliche Ausstellungsumstände verlangen wohl auch nach ungewöhnlichen Kunstwerken: Gezeigt werden Arbeiten aus der letzten Etappe von Mirós Leben, als er der Malerei auf Leinwand, die er perfekt beherrschte, überdrüssig wurde. Der Künstler experimentierte mit unkonventionellen Bildträgern, nahm ausrangierte, wiederverwendete oder in seinen Werkstätten gefundene Elemente als Ausgangspunkt für seine Arbeiten und verlieh ihnen so ein zweites Leben.

Miró ging dabei nicht von einer vorgefassten Idee aus, sondern ließ sich vom Material selbst und den Zufallsfunden leiten. Der schöpferische Prozess passte sich den Bedürfnissen des Bildträgers an und stand im Dienst des freien künstlerischen Ausdrucks – jenseits der Leinwand erreichte sein Werk eine noch tiefere Dimension.

Miró malte etwa auf Masonit (Holzfaserplatten), Sperrholz, Karton, Faserzement, Holz, Glaspapier, Leder, Kork, Metall und noch vielen anderen Materialien, die für die 1970er-Jahre innovativ und ungewöhnlich waren und die sonst noch kaum jemandem in den Sinn gekommen waren. Repräsentative Zeugnisse dieses Schaffens sind im Gang ausgestellt, der in den Cúbic-Bereich führt.

Teppiche in Kooperation mit dem Textilkünstler Josep Royo

Im Ausstellungsraum erwarten die Besucher dann fünf großformatige Teppiche, die Miró gemeinsam mit dem katalanischen Textilkünstler Josep Royo kreierte: Die Werke übertragen Mirós Lithografien „Le Lézard aux plumes d’or“ auf Wolle, Baumwolle und Jute. Es sind posthume Arbeiten, da er das Resultat der Kooperation nicht mehr mit eigenen Augen sah.

Das Museumspublikum hatte zum letzten Mal im Jahr 2007 Gelegenheit, die sonst im Depot verwahrten Teppiche zu betrachten, als sie im Rahmen einer Ausstellung mit den grafischen Arbeiten der Serie einen Dialog eingingen. Sowohl die Teppiche als auch die Malereien auf neuartigen Bildträgern stellen in Sachen Konservierung und Ausstellung eine besondere Herausforderung dar, erklärte Francisco Copado, der Leiter der Stiftung: „Wir kontrollieren den Lichteinfall, um zu vermeiden, dass die Teppiche Schaden nehmen.“

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Bis wann genau die Ausstellung zu sehen sein wird, hängt vom Fortschritt der Restaurierungsarbeiten am Gebäude ab. Auf jeden Fall verkürzt sie Miró-Liebhabern die Wartezeit auf das diesjährige Ausstellungshighlight, an dem die Stiftung arbeitet: drei parallele Sonder-Schauen, die sich mit dem historischen Herrenhaus Son Boter befassen, wo Miró ab 1959 sein zweites Atelier auf Mallorca einrichtete.