Den magischsten Moment des Abends beim diesjährigen Art Palma Summer (9.6.) gab es zweifellos im Aba Art Lab: Um Punkt 20 Uhr haben die Künstlerinnen Carla und Marta Cascales Alimbau ihre gemeinsame Installation „Pálpito y Flama“ zum Leben erweckt. Gleich einem mystischen Ritual entzündeten die Schwestern langsam die vielen Dochte der von Carla Cascales kreierten, vergänglich-flüchtigen Wachsskulpturen.

Dabei suchten sich die Schwestern immer wieder Unterstützung aus dem Publikum, das sich um die Zeremonie scharte. Besonders die Kinder kamen der Aufgabe geradezu ehrfurchtsvoll nach. Während das Flackern der Kerzen sich in den mit Feuer bearbeiteten Kupferplatten an den Wänden spiegelte, erfüllte das rund 12 Minuten lange Stück, das die Pianistin Marta Cascales eigens für das Kunstprojekt komponiert hatte, den Raum mit Musik.

Großer Name bei Pelaires, Neues bei Fran Reus

Doch auch wer nicht genau zur richtigen Zeit vor Ort war, um diese besondere Performance mitzuerleben (die Kerzen werden künftig bei jedem Besucher auf Wunsch kurz angezündet, wie eine Mitarbeiterin der Galerie erklärte), konnte bei der sommerlichen Kunstnacht von 18 bis 21 Uhr viele inspirierende Eindrücke mitnehmen.

Eine gute Idee war es etwa, schon zu früher Stunde in der Galería Pelaires aufzuschlagen. Kohle und Metall, bläuliche Federn oder sich drehende Muscheln: Die Werke von Rebecca Horn im ersten Stock, die sich teils durch einen eigenen Mechanismus bewegen, entfalten ihre Wirkung am besten bei ruhiger Betrachtung und ohne Menschentrauben.

Wie üblich wurde es sukzessive voller, je später der Abend wurde. In der Galerie Kewenig etwa musste man sich schnell seinen Weg bahnen, um einen guten Blick auf die frischen, aparten Drucke von Marcelo Viquez zu erhaschen.

Ein Dreh- und Angelpunkt, an dem sich nicht nur Künstler und Galeristen die Klinke in die Hand gaben, sondern auch Politiker wie die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol, war die Galerie von Fran Reus: Diesem gebührte als neuer Präsident des Galeristenverbands Art Palma Contemporani die Ehre der offiziellen Eröffnung.

Dazu waren die Besucher neugierig auf den neuen Ausstellungsraum im hinteren Teil, den Fran Reus auf den Namen "The Vault" taufte. Der kleine Saal, der sich mit seinen angenehm duftenden Sperrholzplattenwänden wie eine Mischung aus Schuhkarton und Tresor anfühlt, beherbergt nun die Schau „Ara les possibilitats són infinites“ des Künstlers Miquel Ponce. Neben dessen dezent schwarz-weißen Bildern wirken die Werke der Gruppenausstellung "Better call Mark" umso knalliger.

Art Palma Summer auch abseits des Programms

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Krachen ließ es auch Gerhardt Braun, der zwar nicht am Programm des Art Palma Summer beteiligt ist, aber bekanntlich keine Gelegenheit auslässt, um den Carrer de Sant Feliu in eine Partymeile zu verwandeln. So organisierte der Galerist - "ganz spontan", wie er betonte, einen "Artists Cocktail" mit vielen Künstlern seines Hauses. Wer hier auf dem Weg zwischen Kewenig und der Plaça de la Porta de Santa Catalina vorbeikam, konnte den erstaunlich entspannt wirkenden Schickeria-Liebling Leon Löwentraut treffen, der es sichtlich genoss, einmal nicht allein im Mittelpunkt zu stehen, von Bodyguards abgeschirmt und von Fan-Gruppen belagert zu sein.

Wer bei Braun, beim liebevoll hergerichteten Buffet vor dem Aba Art Lab - mit frischem Obst, coca und Zitronen-Minz-Limonade - oder in einer der vielen sehenswerten Ausstellungen ein wenig zu lange verweilte und es nicht mehr in jede Galerie auf der Wunschliste geschafft hat, muss sich übrigens nicht grämen: Die Ausstellungen dürfen auch in den kommenden Wochen noch besucht werden. Der Sommer hat gerade erst begonnen.