Wenn da nicht wieder böse Geister ihre Finger im Spiel haben. Legenden, denen sie entsprungen sein könnten, hat die Burgruine von Alaró genügend zu bieten. Sind also die spukenden Seelen von am Grill gerösteten Edelleuten schuld, dass sich die Behörden so schwer tun bei der Klärung der Besitzverhältnisse? Haben die in der Nacht von San Juan tanzenden Hexen in die Beziehungen zwischen Madrid und Palma gefunkt? Oder ist es die Rache toter Araber, die heimtückisch von ihren Belagerern ausgetrickst worden waren?

Mateu Marcus jedenfalls wartet noch immer auf eine offizielle Antwort vom spanischen Kulturministerium, die bestätigt, dass das, was von der Burg von Alaró übrig ist, dem spanischen Staat gehört - und die Restaurierung somit beginnen kann. ýJe länger wir brauchen, desto teurer wird es und desto weniger ist übrig", sagt der Vorsitzende der Stiftung zum Erhalt der Anlage (Fundació Castell d´ Alaró). Mauern und Decken seien zum Teil akut einsturzgefährdet.

Seit Juni behauptet Mallorcas Inselrat offiziell, dass die Burgmauern nicht der mallorquinischen Familie Ordinas gehören, sondern dem Staat. Dazu präsentierte der Consell ein Dokument aus dem Jahre 1965 - einen Brief des spanischen Finanzamts an Antonio Ordinas Catalá, in dem das Castell als Staatsbesitz bezeichnet wird. Die Familie argumentiert dagegen, dass sie die Ruine 1885 erworben habe und dass dieses Besitzrecht seit 1935 im Grundbuchamt nachzulesen sei.

Dabei könnte die 825 Meter über dem Meersspiegel gelegene Anlage längst restauriert sein und viele Besucher mit ihrer eng mit den Eroberungen Mallorcas verknüpften Geschichte anlocken. Schließlich war sie einst, genauso wie das Castell de Santueri in Felanitx und das Castell del Rei in Pollença, eine Felsenburg von großer militärischer Bedeutung. ýNur wer auch das Castell d´Alaró erobert hatte, konnte sich damals Herrscher über Mallorca nennen", erklärt der Schriftsteller und Journalist Carlos Garrido.

So bereitete die Burg den Arabern Kopfschmerzen, als sie Mallorca Anfang des 10. Jahrhunderts eroberten. ýIm Castell d´Alaró leistete eine Gruppe von Mallorquinern über einen Zeitraum von acht Jahren und fünf Monaten Widerstand", schreibt der Historiker Pere Xamena. Dies wiederholte sich unter umgekehrten Vorzeichen bei der katalanischen Eroberung im Jahre 1229. Erst zwei Jahre später ergaben sich rund 15.000 Muslime, die sich neben den Burgen in Pollença und Felanitx in Alaró verschanzt gehalten hatten.

Kein Wunder: Das Castell d´Alaró galt unter Zeitgenossen als uneinnahmbar. An drei Seiten schützen Steilwände die Anlage, der einzige Zugang wurde durch Türme und Wehrmauern geschützt, ausgestattet mit Schießscharten genauso wie mit Wehrerkern, von denen aus Belagerer mit Steinen beworfen oder mit siedenden Flüssigkeiten wie Öl begossen werden konnten.

Da musste schon zu einer List gegriffen werden. So besagt eine Legende, dass sich bei einer christlichen Belagerung einer der Araber in einem irdenen Behälter in den Abgrund stürzte, in der Hoffnung, so heil aufzukommen und fliehen zu können. Da die anderen Belagerten an der Methode zweifelten, riefen sie fragend in die Tiefe: ýHast du dir wehgetan?" Ein schlauer mallorquinischer Schäfer, der des Weges kam, rief anstelle des Abgestürzten ein ýNein, nein" in die Höhe. So sollten auch die übrigen Belagerten in den Tod stürzen.

Sicher verbürgt dagegen ist etwa der Lohn, den zehn Männer wie auch drei Hunde dafür bekamen, dass sie in Friedenszeiten die Stellung hielten. Sie führten ein eintöniges Leben - außer Jagen und dem Anbau von etwas Essbarem gab es nicht viel zu tun. Im 15. Jahrhundert wurde die Anlage schließlich auf- und dem Verfall preisgegeben.

Von der Geschichte zeugen noch heute Hufspuren vom Pferd des Königs Jaume, deutlich zu sehen rechts hinter dem Toreingang, wie Marcus versichert. Und wer sich im Januar in der Nacht von San Juan auf die Lauer legt, sieht vielleicht die Hexen tanzen, auf einem Seil, das sie zwischen den Bergspitzen des Castell und des Alcadena ziehen. Noch bleibt ihr Treiben unbehelligt.

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