Ein Pianist, der etwas auf sich hält, braucht ein scharfes Werkzeug. "Ein Koch würde schließlich auch nicht mit stumpfen Messern arbeiten", sagt Ralf Faust. Der gebürtige Berliner und Klavierbaumeister ist ein Perfektionist, wenn es um den guten Ton geht. "Ich habe viel gelernt, weil ich für die ganz Großen gearbeitet habe."

Klaviergrößen wie der Österreicher Alfred Brendel, der Chinese Lang Lang oder der amerikanische Jazz-Pianist Keith Jarrett. Für sie richtete er die Konzertflügel vor Ort ein, gab ihnen den richtigen Klang und den letzten Schliff. "Allerdings", so Ralf Faust, "fallen diese akustischen Feinheiten dem normalen Zuhörer selten auf." Doch der Pianist merkt, wenn die Intonation gleichmäßiger oder der Tastenanschlag präziser ist. "Dann fühlt er sich wohl am Instrument, und das hört dann auch das Publikum."

Schon als Kind befasste sich Ralf Faust mit Holz und war fasziniert von Musik. Mit acht Jahren fing er an, Klavier spielen zu lernen, später ging er in Berlin in die Lehre und wurde Klavierbauer. Nach Wanderjahren in der Schweiz, Frankreich und Norddeutschland, wo er im Akkord Klaviere fertigte und im Service arbeitete, eröffnete der heute 63-Jährige 1972 sein eigenes Pianogeschäft mit angeschlossener Werkstatt am Bodensee. Seit über 30 Jahren bildet er nun in Konstanz Lehrlinge zu Klavierbauern aus, nebenbei berät er weltweit Klavierfabriken in Konstruktion und bei der Arbeitsplatzgestaltung. Doch seine Hauptbeschäftigung gilt nach wie vor der "Klangpflege". In Deutschland betreut er zusammen mit seinen Mitarbeitern rund 50 Konzertsäle, deren Flügel er vor jedem Spiel überprüft und stimmt, sowie mehr als 2.000 Instrumente bei privaten Kunden.

Jedes Piano benötigt eine gute und individuelle Stimmung, Regulierung und Intonation, um seine Qualität hörbar und fühlbar zu machen. "Das ist wie bei einem guten Auto, das hin und wieder neu eingestellt werden muss", erklärt Ralf Faust. Auf Mallorca, wo er auf einer Finca bei Sant Joan Pianos und Flügel zum Verkauf anbietet, sei dieser Gedanke noch nicht allzu weit verbreitet, ein Großteil der Konzert-instrumente daher in schlechtem Zustand. "Bei vielen Konzertflügeln auf Mallorca würde sich ein Pianist in Deutschland weigern, darauf zu spielen."

So hat Ralf Faust zuletzt vor drei Jahren den Flügel für das Festival in Pollença überarbeitet. "Das muss eigentlich vor jedem Musikfestival einmal gemacht werden." Denn das Instrument bloß zu stimmen, reiche nicht aus, um ein optimales Klangergebnis zu bekommen.

Was genau macht dann ein "Klangbaumeister", wenn er die Schrauben aus der Klaviatur dreht, sie anschließend nach vorne zieht und so die hölzernen Hammerstiele und -köpfe freilegt? "Man muss sich das Ganze als Energiekreislauf vorstellen", sagt Faust. "Beginnen wir im Kopf des Pianisten, wo der Gedanke entsteht, einen bestimmten Ton zu formen. Das Herunterdrücken der Taste wird auf die Mechanik übertragen, geht über Hammerstiel weiter zum Hammerkopf, der die Saite anschlägt. Die Saite schwingt und gibt die Energie über den Klangsteg auf den Resonanzboden weiter. Jetzt nimmt der Pianist den Ton wahr und sein Ohr sagt ihm, ob sich der Ton gut anhört oder nicht."

Was Ralf Faust minutenlang beschreibt, ist in Wirklichkeit ein Prozess von Milli-sekunden. Doch der Energiekreislauf ist ein gutes Bild, um mögliche Schwachstellen im Instrument aufzudecken - und sie an Ort und Stelle zu beheben.

"Es gibt beim Klavier bestimmte Normen, die vorgegeben sind", erklärt Ralf Faust. So ist der Weg von der Ruhelage der Taste bis zum untersten Anschlag klar definiert und muss immer gleich lang sein. In anderen Bereichen ist Fingerspitzengefühl gefragt, um die Mechanik so zu verändern, dass der Ton richtig rauskommt. Zum Beispiel bei den Hammerköpfen, die mit Filz bespannt sind und Einfluss auf die Klangfarbe haben. "Es kann härterer oder weicherer Filz sein. Außerdem lässt sich die Spannung im Filz verändern." Ralf Faust schlägt einen Ton an, das hölzerne Köpfchen hebt sich und wird mit leichtem Griff von ihm festgehalten. Vorsichtig sticht er mit feinen Nadeln ein paar Mal in den Hammerkopffilz, der so seine Spannung verändert. Er schlägt den Ton erneut an - selbst ein Laie bemerkt den klanglichen Unterschied.

Feuchtigkeit und Heizgewohnheiten sind die natürlichen Feinde eines Klaviers und können seinen Klang ständig verändern. Für Villen in Meeresnähe, wie es sie auch auf Mallorca gibt, bietet Ralf Faust zusammen mit der Pianomanufaktur Steingraeber & Söhne in Bayreuth ein spezielles maritimes Instrument an, das den extremen Belastungen durch Feuchtigkeit und dem Salzgehalt der Luft standhält. Zum Einsatz kommen besondere Lacke und Leime, imprägnierte Hämmer, Saiten aus Edelstahl sowie verschraubte Rippen und Stege. Unter den Konzertflügel in der Kartause von Valldemossa wurde sogar ein Kontrollsystem zur Erhaltung eines gleichmäßigen Klimas im Flügel montiert.

Zu seinen Kunden auf Mallorca zählen außer privaten Klavierspielern und Pianisten Konzertsäle wie das Auditorium in Palma, Tonstudios, Golfclubs, das Restaurant Tristan und die Kulturfinca Son Bauló. Ralf Faust führt auch Reparaturen und Restaurationen historischer Instrumente durch.

Ist der Bösendorfer nicht gerade verliehen und außer Haus, kann man ihn in aller Ruhe in Fausts PianoFinca testen. Zur Auswahl stehen auch Fabrikate von Steingraeber & Söhne, Pfeiffer, Sauter, seine eigene Hausmarke sowie ein schöner 15 Jahre alter Pleyel-Flügel, dessen singender Ton schon Chopin begeistert hatte. Bei seinem Aufenthalt in Valldemossa 1838/39 hatte sich der polnische Komponist sogar ein Pleyel-Piano nachbringen lassen.

Kontakt: Faust Fine Pianos Mallorca, Tel.: 971-83 22 79, www.faust-pianos.com

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