Geomanten bestimmen die energetische Qualität von Räumen und Landschaften. Für sie ist eine Verbindung zwischen Menschen und starken, positiven Orten die Grundlage für ein harmonisches und gesundes Leben. Doch wie erkennt ein Tiefenökologe - wie man Geomanten auch nennt - solch einen guten, energiereichen Ort? „In der Geomantie geht es weniger um das Sehen als um das Spüren und Erfahren“, sagt Silvia Reichert de Palacio, die ihre Ausbildung zur Geomantin vor etwa 20 Jahren an der Schule Hagia Chora in München mit einer Feng-Shui-Ausbildung kombinierte.

Auf ihr Gefühl verlässt sich die gebürtige Stuttgarterin seit ihrem 25. Lebensjahr mehr denn je. Durch eine Augenkrankheit büßte die gelernte Augenoptiker-Meisterin einen Teil ihrer Sehkraft ein. „Das war für mich der Anlass, meine Wahrnehmung durch Yoga und Meditation noch besser zu schulen“, erzählt die heute 57-Jährige, die auf Mallorca lebt und Wanderungen zu Kraftorten anbietet.

Um eine feine Wahrnehmung geht es auch in der Geomantie. Der Begriff Geo - Erde - und mantie - Wahrsagekunst - bedeutet modern übersetzt Erdinterpretation. „Bei Menschen drücken sich Gefühle meist zuerst im Gesicht aus“, sagt Silvia Reichert de Palacio, die mit einem argentinischen Architekten verheiratet ist. „Die Augen strahlen, der Mund lacht, oder man presst die Lippen zusammen.“ Auch Orte würden ihre Befindlichkeit ausstrahlen. Geomanten können Erd-Gefühle lesen und berücksichtigen sie in Architektur, Kunst und Landschaftsplanung.

Für die Tiefenökologen ist die Erde von sogenannten Gitter- und Liniensystemen durchzogen. Diesem Gitternetz werden energetische Eigenschaften und damit biologische Wirkungen zugesprochen. Da die Energieströme noch nie mit physikalischen Messinstrumenten nachgewiesen werden konnten, ist die Geomantie - ähnlich wie die fernöstliche Lehre Feng Shui - in der westlichen Kultur nicht wissenschaftlich anerkannt.

„Alles, was über die Sinneswahrnehmung hinausgeht, kann man nicht erklären oder gar nachweisen“, so die Tiefenökologin. Trotzdem würde niemand daran zweifeln, dass Gefühle existierten. „Auch durch Musik, Malerei oder Tanz kann man sich mit etwas Imaginärem, nicht Greifbarem in Verbindung fühlen.“ Die Geomantie steht ebenfalls für ein mehrdimensionales Bild der Wirklichkeit.

Auf ihren Pilgerwanderungen zu Mallorcas Kraftorten erklärt Silvia Reichert de Palacio die tiefenökologische Bedeutung der Orte (siehe unten) und bietet auf Wunsch energetische Übungen an. „Auf dem Berg Randa könnten solche Übungen zum Beispiel helfen, das energetische Gleichgewicht - das durch die Radarstation auf dem Tafelberg gestört ist - wieder herzustellen.“

Es gibt Konzentrations-, Meditations- und Körperübungen, um Erdblockaden zu lösen. Geomanten arbeiten auch mit harmonischen Schwingungen, mit Tönen und Visualisierung. Mit Lithopunktur werden energetische Bahnen ebenfalls wieder zum Fließen gebracht. Die Steinsetzung in der Landschaft funktioniert ähnlich wie Akupunktur beim Menschen.

Die nächste Pilgerwanderung mit Silvia Reichert de Palacio führt nach Miramar und findet am 14. Juni statt. Anmeldung unter Tel.: 971-42 11 86 oder per E-Mail an: info@reichert-palacio.de

MIRAMAR

Wo sich Himmel und Erde küssen

Im Westen Mallorcas zwischen Deià und Valldemossa liegt das ehemalige Kloster Miramar. Auf die Bitte von Ramon Llull wurde es von Jaume II., König von Mallorca, als Kloster und Missionsschule gegründet. Im Jahre 1872 gelangte es in den Besitz des österreichischen Erzherzogs Ludwig Salvator. Heute ist das Anwesen, auf dem nur noch wenige Ruinen von dem alten Kloster zeugen, in Privatbesitz und kann nach vorheriger Absprache besucht werden.

Die Landschaft um Miramar bietet an vielen Stellen eine wunderbare Aussicht über das Meer und die umliegenden Berge. Auch Ramon Llull verbrachte einige Jahre in dem Kloster und versenkte sich tief in die Betrachtung der Natur. Miramar inspirierte ihn zu wirklich neuen Ideen, die revolutionär für seine Zeit waren. Zum Beispiel beschäftigte er sich als erster Geisteswissenschaftler mit der arabischen Sprache.

Dieser Ort strahlt eine überschäumende Lebensfreude in die Landschaft aus, die das Leben und das Lebendige feiert, es herrscht dort eine Atmosphäre, die ich mit dem Mythos der „Himmlischen Hochzeit“ verbinde. Aus der Verbindung der polaren Kräfte von Himmel und Erde entsteht in Miramar eine starke kreative Kraft. Hier wird immerfort Neues geboren, auf der geistigen Ebene werden neue Ideen gezeugt. Diese „Himmlische Hochzeit“ ist Teil der Schöpfungsmythen vieler alter Kulturen: Ein Gott, der den Himmel repräsentiert, und eine Göttin, die die Erde versinnbildlicht. Aus ihrer Vereinigung entsteht das irdische Leben.

PUIG D'ALARÓ

Wo die Insel Energie einatmet

Auf dem Gipfel des Puig d’Alaró, einer der beiden mächtigen Zwillingstafelberge im Tramuntana-Gebirge, finden sich die Gemäuer des Castell d’Alaró. Von den Mauren erobert, wurde es ausgebaut und „hisn al-arun“, Berg der Christen, genannt. Für die Mallorquiner war der Berg ein Wallfahrtsort, auf dessen Gipfel sie die Kapelle Nostra Senyora del Refugi errichteten. Ihr Grundstein wurde gelegt, als die Mallorquiner in einer großen Dürre eine Wallfahrt auf den Berg machten und dort um Regen baten. Der Regen kam, die Insel wurde fruchtbar und konnte die Menschen wieder nähren.

Aus der Sicht der Tiefenökologie hat der Gipfel des Berges die Qualität eines kosmischen Einatmungsortes. Einatmungsorte gehören zu den Organen der Erde und sind für den Organismus der Erde von entscheidender Bedeutung. Auf dem Einatmungsberg strömt besonders reine kosmische Kraft in die Erde ein. Diese Energie wird im Inneren des Berges in Verbindung mit der Kraft der Erde gewandelt, so dass eine das irdische Leben nährende Energie entsteht. Alles, was zum Erdenkörper und zur Erdatmosphäre gehört, wird durch sie mit Atem und Lebensenergie versorgt.

Es spricht also für die Feinfühligkeit der Wallfahrer, dass sie mit ihrer Bitte um Regen für die Fruchtbarkeit ihrer Äcker an genau diesen Ort gingen, von dem aus die Insel auf besondere Weise durch kosmische Energie genährt wird.

Den Gegenpol des Puig d‘Alaró bildet nach meiner Wahrnehmung der zweite Tafelberg, Alcadena, der terrestrische Energie ausatmet.

BERG RANDA

Das Herz Mallorcas

In der mallorquinischen Ebene in der Nähe von Llucmajor ragt der Tafelberg Randa empor. Der Mythos seiner Entstehung wird in einem Märchen beschrieben: Ein Riese wollte sich im Norden der Insel ein Haus bauen. Die besten Baumaterialien fanden sich aber im Süden. Er machte sich auf die Reise, auf dem Rückweg stolperte er beim heutigen Randa und verschüttete den Inhalt seiner beiden Körbe. Die Berge Randa und Galdent entstanden.

Die Mallorquiner kennen und lieben ihren Berg Randa in der Mitte der Insel, sie errichteten dort drei Klöster, zu denen sie regelmäßig pilgern.

Historisch von Interesse ist der Berg Randa durch Ramon Llull. Der berühmte Mallorquiner hat sich hier als Eremit in einer Höhle niedergelassen und sich dem spirituellen Geist dieses besonderen Ortes hingegeben.

Die besondere Qualität dieses heiligen Berges liegt in seiner ruhigen und friedlichen Ausstrahlung. Im Herzen Mallorcas verströmt er eine Atmosphäre von Herzenswärme, Herzenskraft und Mitgefühl. Er ist das geomantische Herzzentrum der Insel und strahlt diese Energie aus.

Mit der Errichtung der Radar- und Funkstation auf dem Gipfel - sie überwachen den Flugverkehr über Mallorca - ist das lebensenergetische Gefüge allerdings aus dem Gleichgewicht gekommen. Mit Energiearbeit auf dem Randaberg lässt sich die ureigene Ortsqualität unterstützen und das Gleichgewicht wieder herstellen.

KLOSTER LLUC

Die Kraft der Schwarzen Göttin

Auf Mallorca gibt es eine Legende zum Fund der schwarzen Madonna im Kloster Lluc: Ein maurischer Hirtenjunge hatte im Tramuntana-Gebirge eine Vision, die ihn zu einem Ort führte, an dem er eine schwarze Madonnenstatue im Gebüsch fand. Ihr zu Ehren entstand an dem Fundort das Kloster Lluc.

Auf der Suche nach dem, was die Eigenart, die Seele von Mallorca ausmacht, verknüpfe ich den Fund der schwarzen Madonna mit der Form der Insel. Mallorca lässt die Form eines alten Frauengesichtes erahnen, das nach unten schaut (Kinn Cap Blanc, Nase Cap de ses Salines, Dutt Ausbuchtung Artà). Es ist das von der Natur verkörperte Gesicht der Weiblichkeit in Tradition der schwarzen Göttin.

In vielen vorchristlichen Kulturen wird der weibliche, der zyklische Pol des Göttlichen in den drei Aspekten der weißen, roten und schwarzen Göttin verehrt. Die weiße, jungfräuliche Göttin repräsentiert dabei die Ganzheit, in der Ideen und Inspiration entstehen. Die rote Muttergöttin steht für die schöpferische Phase, in der in der Polarität von männlich und weiblich Neues geboren wird. Die schwarze Göttin ist die Göttin der Wandlung.

Die Umgebung des Klosters Lluc ist ein intensiver Ausdruck der tiefen Seele Mallorcas. Hier können wir in Kontakt zu unserem ureigensten Seelengrund kommen. Wir können der Mutter Erde unser Herz ausschütten und es mit Leichtigkeit und Frohsinn füllen lassen.