Die Zukunft der Bauern des Sóller-Tals ist schlank, trägt sportlich dunkle Kleidung und einen Haarschnitt wie Otto Schily, als er noch Strafverteidiger war. Und was vielleicht noch überraschender für eine alteingesessene bäuerliche Gesellschaft auf Mallorca ist: Der Mann mit dem Namen José Manuel Piñel kommt nicht von der Insel, sondern aus Valladolid vom spanischen Festland.

Seit zwei Jahren ist der Agrar-ingenieur Piñel Geschäftsführer der gut 100 Jahre alten Cooperativa de Sóller Sant Bartomeu, einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, deren wichtigstes Ziel es ist, dass ihre Mitglieder von ihren Betrieben leben können und damit die Landwirtschaft im Sóller-Tal erhalten bleibt. Der Geschäftsführer soll und will jedoch nicht nur dafür sorgen, dass die Produkte der Bauern sich verkaufen. Man will vielmehr den Genossenschaftsgedanken noch stärker als bisher in die Bevölkerung tragen. Die nachhaltige Produktion von qualitativ guten Produkten müsse in den Köpfen der Menschen einen höheren Stellenwert bekommen, so Piñel. Ihm schwebt eine Einkaufs-Kooperative vor, bei der Verbraucher und Genossenschaft eine Einheit bilden. Keine leichte Aufgabe, denn vor allem der Orangenanbau als wichtigstes traditionelles Anbauprodukt des Tals kann kaum gegen die billigen Importe vom spanischen Festland bestehen.

Etwas anders sieht es bei den Oliven aus. Schon seit jeher wurden im Sóller-Tal Oliven angebaut, allerdings hatte das traditionelle, einfache Öl aufgrund der kleinen Flächen und der in den Bergen aufwendigen Ernte keine Chance gegen die Massenproduktion vom Festland. Erst mit der Veredelung des mallorquinischen Olivenöls seit rund acht Jahren schauen die Oliven-Bauern aus Sóller und Umgebung wieder hoffnungsvoller in die Zukunft. Natives Olivenöl aus Sóller gibt es mit der Ursprungsbezeichnung D.O. Mallorca. Es ist hochwertiges Öl aus früh geernteten Oliven, die noch sehr fruchtig sind und eine geringe Säure haben. Die Sóller-Kooperative bietet drei sortenreine Öle an: das fruchtig milde Arbequina, das nach frisch geschnittenem Gras riechende, leicht bittere Picual und das etwas würzigere Empeltre oder auch Mallorquina. Zudem wird noch eine Coupage aus allen drei Sorten produziert. Diese Öle verkaufen sich von Jahr zu Jahr besser, sagt José Manuel Piñel. 50.000 Liter Öl werden unter der Marke Oli de Sóller pro Jahr verkauft, davon sind etwa 10.000 Liter Öl der oberstes Qualitätsstufe mit Preisen von rund 12 Euro pro Halbliterflasche. Damit ist die Kooperative der größte Hersteller von Qualitätsöl mit Ursprungsbezeichnung auf Mallorca.

Ein weiteres gut funktionierendes Geschäft ist die Pressung selbst. Die Kooperative verfügt über zwei hochmoderne Pressen unterschiedlicher Kapazität, in denen pro Jahr insgesamt 850 Tonnen Oliven gepresst werden. Neben der Anlage Son Catiu bei Inca ist die Sóller-Presse die einzige Anlage dieser Größenordnung, die von der Ursprungsbezeichnung D.O. zertifiziert ist. Das bedeutet, dass Hersteller mit dem D.O.-Label entweder in Inca oder in Sóller pressen müssen. Beziehungsweise dies auch nur dann können, wenn die Ölhersteller selbst als made in Mallorca anerkannt sind. In der Sóller-Ölmühle werden beispielsweise auch die Qualitätsöle Solivellas aus Alcúdia oder Aubocassa aus Manacor gepresst.

Ein gutes Drittel der rund zwei Millionen Euro Jahresumsatz macht die Kooperative mittlerweile mit dem Olivenöl. Zitrusfrüchte, einschließlich der aus ihnen produzierten Marmeladen und Säfte, schlagen mit 30 Prozent zu Buche, der Rest sind Verkäufe der auf dem Gelände befindlichen eigenen Markthalle oder Saatgut- und Pflanzen-Lieferungen an die Bauern selbst. Schon in naher Zukunft möchte man auch in Sóller stärker direkt vom Tourismus profitieren. Noch in diesem Jahr soll auf dem Gelände ein neues Besucher-Zentrum entstehen, mit Öl-Degustationen und Multimedia-Präsentationen über nachhaltige Landwirtschaft.