Wenn Christian Glanzmann seine Nikon-D4-Spiegelreflexkamera in Augenschein nimmt, lächelt er fast verklärt. „Man kann auf sie per WLan und I-Pad zugreifen, so dass sie Fotos in bestimmten Zeitabständen macht und dabei die Position ändert", erklärt der Schweizer, der seit 2013 auf Mallorca lebt und sich seit vergangenem Jahr mit diesem komplexen Gerät seinem großen neuen Hobby hingibt - der Timelapse-Fotografie. Das Ergebnis sind Videos, die Mallorcas Natur im magischen Zeitraffer zeigen.

Ganz automatisch jedoch läuft diese Kunst nicht ab. Wenn der in Llucmajor wohnende Glanzmann meist in der Morgen- oder Abenddämmerung in die Natur geht - „das wechselnde Licht fasziniert mich besonders", - fixiert er die Nikon zunächst auf einer Schiene. Damit ist es nicht getan: „Der Belichtungsmesser muss bei sich verändernden Lichtverhältnissen manuell nachgestellt werden, etwa von einer sechzigstel Sekunde auf eine dreißigstel." Bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen läuft alles ganz von allein. Eine noch nicht allzu lang auf dem Markt befindliche Software entlastet den Fotografen.

Stundenlang hält sich der Zürcher, dessen eigentlicher Beruf Informatiker ist, unter freiem Himmel auf, um eine lohnende Sequenz zu schaffen. „Ich stehe gerne früh morgens auf der Klippe", sagt er. Ob am Leuchtturm von Colònia de Sant Jordi, an einer Steilwand auf dem Puig de Sant Salvador bei Felanitx, auf einem Feld bei Santanyí oder an der Cala Llombards - seine Nikon macht in der Regel 30 Bilder pro Sekunde, wobei jedes einzelne bereits 15 bis 20 Megabyte schwer ist. „Bei 500 bis 1.000 Fotos sind die Datenmengen unglaublich hoch", so Glanzmann. „Deswegen wurde die Timelapse-Fotografie auch erst im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung überhaupt machbar. Früher war das wahnsinnig aufwendig." Um eine höhere Qualität zu erreichen, hantiert Glanzmann mit dem Rohdatenformat (RAW), also unbearbeiteten Dateien, bei denen Werte wie Weißabgleich oder Farbsättigung nachträglich eingestellt werden.

Timelapse ist nicht nur Spaß an der Freude, sondern wird inzwischen auch zunehmend industriell genutzt. „Unternehmen dokumentieren auf diese Weise beispielsweise Bauprojekte, zum Beispiel die Errichtung eines Hochhauses oder einer Maschinenanlage."

Der Schweizer geht in dem Hobby fast noch mehr auf als in der konventionellen Fotografie, die er seit Kindesbeinen betreibt. „Timelapse passt zu mir, weil es eine Symbiose aus Kunst, Technik und Naturverbundenheit ist", sagt er. Und das, obwohl die Nachbearbeitung der geschossenen Fotos fast noch mehr Zeit in Anspruch nimmt als das Sitzen zwischen Büschen oder am Strand.

Der nun auf Touren kommende Herbst auf Mallorca ist Christian Glanzmann noch viel lieber als der zu Ende gegangene Sommer. „Gerade während der so genannten blauen Stunde nach Sonnenuntergang kann man jetzt wunderschöne Sequenzen hinbekommen", schwärmt er. Die Luft sei klarer, und das Licht falle anders. Das habe intensivere Farben auf den Fotos zur Folge. Wenn er dann noch seinen Sternentracker installiert, ist der Fotonarr besonders glücklich. „Damit kriege ich hin, dass die Sterne am Himmel auf den Bildern auch bei langer Belichtungszeit keine Spuren hinterlassen."