Cornelia hatte uns gewarnt und Mückenspray empfohlen. Zu spät, wir parieren die Pferde durch, nach einem Galopp über einen Sandweg, links und rechts meterhoher Schilfrohr. Die Pferde schnauben, wir auch ein bisschen, im Bauch führen die Glücks­hormone ein Tänzchen auf. Ein Blick auf den linken Arm: Ja! Da leuchten drei neue rote Mückenstiche.

Klar, zwischen Sa Pobla und Muro liegt Mallorcas größtes Feuchtgebiet s´Albufera und am Rande dieses 2.500 Hektar großen Gebiets befinden wir uns gerade. Wir, das sind Zara, Sally, Pia und Morena mit jeweils einer Reiterin im Sattel. Unsere Pferde hatten wir vor dem Dreistundenritt natürlich sorgfältig mit Insektenspray eingesprüht.

Das Vogelschutzgebiet ist tabu

Den Reitausflug im Nordosten Mallorcas für Hotel- und Tagesgäste organisiert das Hotel Predio Son Serra zwischen Muro und Can Picafort, wenige Kilometer entfernt vom Naturschutzgebiet mit Schilfrohr, Pappeln, Morasten und Dünen (Ausritt 33 Euro/Stunde). Das Habitat von mehr als 200 Vogel­arten ist für Reiter tabu, doch die an die s´Albufera angrenzenden Felder und Ländereien sind ebenfalls grün, fruchtbar und ein Naturerlebnis.

Treffpunkt ist jeden Morgen um halb neun im Stall, mit dabei sind heute Anja und Nonni, die Urlaub im Sattel gebucht haben. Die Idee, den Hotelbetrieb mit Sportangeboten zu verbinden, brachte Besitzer Dieter Süssmann 1984 aus Amerika mit nach Mallorca. Der Touristikmanager aus Wiesbaden ist selbst passionierter Reiter, er hält die vier Stuten und einen Wallach in offener Stallhaltung, damit sie sich 365 Tage im Jahr auf 20.000 Quadratmetern frei bewegen können. „Sie sind ausgeglichen, haben weder Gelenk- noch Hufprobleme", sagt Dieter Süssmann.

Die Ausritte begleitet Cornelia Kudszus, sie lebt auf der Insel, hat eigene Pferde und gibt auf Predio Son Serra auch Reitunterricht für Anfänger auf dem Sandplatz. Nachdem die Pferde auf die Reiter verteilt sind, zeigt sie uns die Sattelkammer. Für jedes Pferd steht ein Körbchen mit Putzzeug bereit, es gibt feste Plätze für Sattel, Decke, Trense. Die Annäherung an die Vierbeiner ist unkompliziert. Wer Erfahrung hat, legt seinem Schützling Halfter und Führstrick an. Neulingen zeigt Cornelia wie man ein Pferd führt, es anbindet, putzt und sattelt.

Feigen und Windmühlen

Dann geht´s los. Im Schritt freunden wir uns mit unseren Rössern an und tätscheln ihnen beruhigend den Hals, als wir an einer Wiese mit quiekenden Schweinen vorbei kommen. Die Pferde schreiten gelassen aus, alle fünf stammen von der Insel, sind gelände- und straßensicher. Gut zu wissen, da die Gruppe ein Stück entlang der Landstraße Richtung Can Picafort reiten muss, bevor sie auf einen Feldweg einbiegt.

Am Wegesrand wachsen uns reife Feigen in den Mund, wir sehen alte Windmühlen, die längst still stehen, reiten an Gemüse­gärten und Zisternen vorbei, in der Ferne erheben sich die Berge der Tramuntana vor wolkenblauem Himmel. Unser Weg führt durch einen breiten Schilfhain, in dem zwei Engländer mit Ferngläsern herum spazieren. Sie grüßen freundlich und halten weiter Ausschau, vielleicht nach Nachtreihern, Regenpfeiffern oder Fischadlern, die den Naturpark im Frühjahr und Herbst als Durchgangsstation nutzen.

Bis zum Strand kommen wir an diesem Vormittag nicht, bis Son Serra de Marina mit einem Strandstück muss man drei bis vier Stunden Zeit einrechnen. Nach der Saison, ab Mitte Oktober kann man auch wieder in die Bucht von Son Bauló reiten und über den 160 Meter langen Sandstrand galoppieren.

Ebenfalls ein Highlight ist der Tagesausflug zum Landgut Son Real. Es liegt an der Küste zwischen Can Picafort und Artà und überrascht mit Dünenzonen, Sandgruben und einer gut erhaltenen Grabstätte der Nekropolis direkt am Meer.

ReitspaßLandhotel Predio Son Serra, Carretera Muro-Can Picafort Km 7, Muro, Tel.: 971-53 79 80,

www.finca-son-serra.com