An die letzte große Händler-Messe kann sich von ihnen kaum noch jemand erinnern. 104 Aussteller nahmen 2008 in Palma daran teil. Heute bringen es Liebhaber-Treffen wie etwa im Oktober in Esporles auf gerade mal 13 Aussteller. Damals gab es auf Mallorca auch noch 47 Antiquitätenhändler. Heute sind es nur noch neun. Nein, es sind keine gute Zeiten für Händler. Egal, mit wem man von ihnen auf Mallorca spricht, die Stimmung ist im Keller.

„Ich erlebe die schlimmste Zeit in der Geschichte meine Geschäftstätigkeit", sagt der gebürtige Iraner Jamil Missaghian. Seit nunmehr 40 Jahren betreibt er das auf Möbel aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert spezialisierte Geschäft Persepolis in der feinen Einkaufsmeile Jaume III in Palma. Zu den Kunden des gelernten Architekten und Inneneinrichters gehören auch internationale Inneneinrichter, Antiquitätenhändler und Museen.

„Unsere Branche ist stets die Erste, die eine Wirtschaftskrise mitbekommt und die Letzte, die aus ihr wieder herausfindet", sagt auch Daniel Cota, der Vorsitzende des Verbandes der Antiquitätenhändler. „In einer Rezession verzichten die Menschen auf alles, was obeflächlich, überflüssig und luxuriös ist - wie eben die Sammelleidenschaft. Das Geschäft kommt erst wieder in Gang, wenn wieder Geld übrig ist." Das sei derzeit noch nicht der Fall. „Von einer Erholung merke ich noch gar nichts", sagt Daniel Cota, Inhber von Antigüedades Antiga in Palma.

Die Lager haben sich in den vergangenen Jahren gut gefüllt, das Angebot ist groß, die Preise sind gefallen. „Zwar sind meine Verkäufe seit Beginn der Krise nur um 20 Prozent gefallen, aber der Gewinn ist auf die Hälfte ­zusammengeschrumpft", bestätigt Jordi Durán, der seit 22 Jahren „La Gran Ocasión" in Palma betreibt. „Nur die, die nicht Miete und erfahrene Mitarbeiter bezahlen mussten, haben das überstanden", sagt er.

Für einen Liebhaber-Markt sind die gesunkenen Preise keine gute Nachricht. In Erwartung besserer Zeiten halten viele Sammler ihre Stücke zurück, der Kreislauf ist unterbrochen: „Früher kaufte man Antiquitäten, um dadurch einen Gewinn zu erzielen. Man erwarb ein Stück für 1.000 Euro und hoffte, es später für 5.000 Euro zu verkaufen", erzählt Jamil Missaghian, der etwa eine bronzene italienische Tischuhr aus dem Jahr 1750 für 18.000 Euro im Angebot hat. Heutzutage hingegen kauften sich die jungen Leute zwar sündhaft teure Designermöbel, würden sich derer aber einfach entledigen, wenn sie genug davon hätten, glaubt zumindest Jamil Missaghian.

Dass Jüngere eher auf neumodisches Vintage als auf altmodisches Prachtmöbel aus dem 18. Jahrhundert setzen, bestätigt auch das von Daniel Cota auf 50+ geschätzte Durchschnittsalter der Kunden mallorquinischer Antiquitätenläden. Jamil Missaghian träumt denn auch von Veränderungen in den Lehrplänen der Schulen, um den Nachwuchs zu sensibilisieren. Er fragt sich, warum den Kindern in spanischen Schulen nicht mehr Kunstgeschichte oder Handwerkliches nahegebracht werde. In anderen Ländern gehe man anders vor: „In Finnland wird Schülern etwa beigebracht, wie ein Tisch geschreinert werden kann", so der Antiquitätenhändler: „So lernen sie, welchen Wert Möbel haben."

Vielleicht liege die Misere auch daran, dass es vielen Menschen zu mühsam geworden ist, Möbel in Schuss zu halten. „Die Menschen neigen dazu, sich das Leben einfach zu machen. Der Mann arbeitet, die Frau arbeitet, und keiner hat Lust, ein Möbel aus dem 18. Jahrhundert grundzusäubern oder gar dessen Schloss von einem Schmied für 200 Euro reparieren zu lassen", sagt Jamil Missaghian.

Vielleicht aber ist Polen doch noch nicht verloren, vielleicht kommen die Menschen ja auch wieder auf den Geschmack, so wie viele auch wieder auf den Geschmack hochwertiger, gesunder Lebensmittel gekommen sind. Ein solcher Trend deute sich in den USA schon an, sagt Jamil Missaghian, und Europa ziehe dann bestimmt nach. Zumal wenn es gelingen sollte, im Internet vernünftig zu erklären, was es mit den Antiquitäten auf sich habe.

Und die Voraussetzungen dafür sind ja nicht schlecht. „Wir haben den Vorteil, dass unsere Möbel zu den Besten in ganz Spanien gehören", sagt Daniel Coto. So gut wie alles, was es in den hiesigen Geschäften zu kaufen gibt, sei von den Händlern auch auf der Insel erstanden worden, sei es von den Einheimischen oder von den Ausländern. Importware vom spanischen Festland, aus Frankreich oder England entpuppe sich hingegen meist als Ladenhüter. „Die Leute haben sich an unser Mobiliar gewöhnt, und das ist auch das, was sich verkauft. Die Ausländer, die hier ein Haus kaufen und es dann einrichten, kommen dann auch auf den Geschmack."