Am kommenden 31. Januar geht es wieder los. Von der Dorfplaza in Alaró zum rund drei Kilometer entfernten Bahnhof. Es ist wie bereits im vergangenen Jahr kein Vergnügungsmarsch, vielmehr ein von der örtlichen Bürgerinitiative „Volem Via Verda" organisierter Demonstrationszug.

Die Demonstranten fordern dann wieder von der Gemeinde, Mallorcas Inselrat und der Landesregierung den Bau eines Weges, auf dem Radfahrer und Fußgänger die Strecke zum Bahnhof sicher zurücklegen können. „In den vergangenen Jahren ist es hier immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen gekommen. Die Landstraße zwischen Dorf und Bahnhof ist extrem eng, kurvig und auf beiden Seiten zum Teil nur durch Gräben begrenzt. Es gibt überhaupt keinen Randstreifen, weder zum Ausweichen vor entgegenkommenden Fahrzeugen noch für Fahrradfahrer oder Fußgänger", sagt Paz Francés, die „Volem Via Verda" (Wir wollen einen grünen Weg) zusammen mit weiteren Anwohnern vor rund eineinhalb Jahren gründete.

Doch es geht dabei um viel mehr als der Forderung nach mehr Verkehrssicherheit. Statt einer Verbreiterung der Straße mit separatem Fußgänger- und Fahrradstreifen schlagen Paz und ihre Mitstreiter vor, das ehemalige Gleisbett, das zum Großteil parallel zur Landstraße verläuft und Alaró noch bis Anfang der 50er Jahre mit dem Bahnhof verband instand zu setzen. „Die Eisenbahn hat schon einmal den Fortschritt ins Dorf gebracht", sagt Mitstreiter Leonardo Baldovino. „Mit ihr wurden nicht nur Güter und Menschen befördert, sie hatte auch maßgeblichen Anteil an der wirtschaftlichen Erschließung von Alaró Ende des 19. Jahrhunderts, als hier noch Kohle im Tagebau gefördert wurde, die erst mit Hilfe von Eisenbahnwaggons im großen Stil abtransportiert werden konnte".

Baldovino, der seit gut zehn Jahren in dem kleinen Dorf am Rande der Tramuntana-Ausläufer wohnt, ist ehrenamtlich für den Verein der balearischen Eisenbahnfreunde AAFB tätig. Und auch dessen Präsident, Miquel Àngel Riera, setzt sich dafür ein, das ehemalige Gleisbett in einen Fuß- und Fahrradweg zu verwandeln. „Er wäre eine Art Denkmal für die längst vergessene, von der Eisenbahn in Gang gesetzte industrielle Revolution auf der Insel", glaubt er. Präzedenzfälle gebe es mehr als genug. „In ganz Spanien wurden in den vergangenen 20 Jahren mehr als 2.000 Kilometer ehemalige Bahn­strecken zu vía verdes", sagt Riera. Auch auf Mallorca. Erst 2013 wurde die Trasse der aus Kostengründen wieder aufs Eis gelegten Zugverbindung zwischen Manacor und Artà in einen begrünten Fahrrad- und Fußgängerweg verwandelt.

Bisher ist die Bürgerinitiative von Alaró auf keinen nennenswerten politischen Widerstand gestoßen. Bürgermeisterin Aina Munar von der sozialistischen Partei PSOE unterstützt das Projekt ebenso wie ihre konservative Opposition im Rathaus. Das Problem ist einzig und allein die praktische Umsetzung. Denn um die vía verde zwischen Dorfgrenze und Bahnhof zu bauen, müssten mehrere Besitzer von Grundstücken enteignet werden, über die das längst zugewucherte ehemalige Gleisbett verläuft. Und neben den damit verbundenen Kosten schreckt man sowohl im Rathaus als auch in Mallorcas Inselrat vor dem damit verbundenen juristischen Procedere zurück.

Nach Meinung von Initiativen-Gründerin Paz Francés sei weder das eine noch das andere ein wirkliches Hindernis. „Es geht doch für jeden betroffenen Grundstücksbesitzer nur um ein paar Meter. Ein begrünter Fußgänger- und Radweg direkt vor der eigenen Tür erhöht zudem die Lebensqualität." Zudem könne man nicht von Enteignungen sprechen. „Man kauft doch nur etwas Land, das eh brach herumliegt", so Francés. Die damit verbundenen Kosten seien Peanuts im Vergleich zu den zig Millionen von Euro, die man auf Mallorca allein in den vergangenen Jahren in den Bau von Autobahnen investiert habe. „Unser Projekt setzt auf Nachhaltigkeit. Und es kommt dem Tourismus zugute. Alaró ist sowohl für Radfahr- als auch Trekkingurlauber seit vielen Jahren ein beliebter Start- und Endpunkt für zahlreiche Touren in die Tramuntana."

Am kommenden 18. Januar wollen sich Paz Francés und ihre engsten Mitstreiter mit Vertretern des mallorquinischen Inselrats und der Landesregierung an einen Tisch setzen, um über das Projekt zu sprechen. Vorlegen will man dann auch die 700 Unterschriften, die die Bürgerinitiative in den vergangenen Monaten auf Wochenmärkten und Dorf-Events gesammelt hat. „Mit etwas gutem Willen lässt sich die Via Verde in die Tat umsetzen. Große bauliche Maßnahmen sind nicht nötig", sagt Francesc Coll, der ebenfalls von Anfang an die Initiative unterstützt.

„Mit dem Weg würde man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", meint Leonardo Baldovino. „Die Strecke zum Bahnhof wäre sowohl für Fußgänger als auch Radfahrer wieder sicher. Und Alaró zurück in der Spur der Geschichte."

Die Bürgerinitiative „Volem Via Verda" in Alaró hat für Sonntag, den 31. Januar, zu einer Demonstration für den Bau eines Fuß- und Radweges zum Bahnhof aufgerufen. Start ist um circa 10.30 Uhr auf der Plaza in Alaró.