Quin estiu mes mogut el del 16! Was war das für ein Sommer im Jahr 16! Vor nunmehr 100 Jahren führte das deutsche Kaiserreich rund um die Balearen einen derart unerbittlichen U-Boot-Krieg, dass er auf Mallorca zum geflügelten Wort wurde. Die Marine von Kaiser Wilhelm II. zerstörte im Sommer 1916 Dutzende ziviler Schiffe, die vor allem unter britischer, französischer und ita­lienischer Flagge unterwegs waren. Dabei scherten sich die Deutschen nicht darum, dass Spanien im Ersten Weltkrieg (1914-1918) offiziell neutral war.

Hatte bei Kriegsbeginn noch kaum jemand geahnt, welche Rolle dem U-Boot zukommen sollte, erwartete das Kaiserreich von ihm die entscheidende Kriegswende. „Es wurde zu einer gleichsam mythischen Waffe, mit der man meinte, Wunderdinge vollbringen zu können, wenn man sie nur rücksichtslos genug einsetzte und sich dabei weder durch das See- noch durch das Kriegsrecht hindern lasse", urteilt der Historiker Herfried Münkler.

Auch als Antwort auf die britische Seeblockade in der Nordsee, versuchten die deutschen U-Boote rund um die Balearen zu verhindern, dass vor allem Frankreich und Großbritannien über das Mittelmeer an Rohstoffe und kriegswichtige ­Güter aus ihren Kolonien kamen. Die deutschen U-Boote waren in den Mittelmeerhäfen Cattaro (Montenegro), Fiume und Pola (Kroatien) stationiert. Es handelte sich unter anderem um die von Kommandant Max Valentiner befehligte U-38, die U-34 unter Claus Rücker, die U-72 unter Ernst Krafft sowie die U-35 unter Lothar von Arnauld de la Perière. An Bord befanden sich bis zu 35 Besatzungsmitglieder, darunter meist vier Offiziere. Die Schiffe waren somit bereits erheblich größer als die, die noch 1914 zu Kriegsbeginn zur Verfügung standen und nur für 17 Besatzungsmitglieder Platz boten.

Es war die U-34, die das Feuer in balearischen Gewässern eröffnete. Am 13. April 1916 torpedierte sie vor Mallorca das mit Kakao, Kaffee und Kautschuk beladene französische Handelsschiff „Vega". Zuvor hatten die Deutschen der Besatzung Gelegenheit gegeben, das Schiff zu verlassen - ­zumindest wenn es sich um Handelsschiffe handelte, war das damals so üblich. Das spanische Schiff „Jaime II." nahm die 33 Besatzungsmitglieder am 13. April auf und brachte sie nach Palma.

Und das war erst der Anfang: Gut einen Monat später griff die U-34 erneut an. Und wie: Innerhalb weniger Tage versenkte sie den norwegischen Dampfer „Tjomo", das französische Segelschiff „Myssotis", die italienischen Schiffe „Roberto G", „Genista", „Orealla", „Australia" und „Cormigliano" sowie die russische „Regina".

Besonders viele Schiffe zerstörte auch der U-Boot-Kommandant Lothar von Arnauld de la Perière mit der U-35. Der Adelige, der von Hugenotten abstammte, brachte es im gesamten Ersten Weltkrieg auf 194 versenkte Schiffe. Etliche davon waren rund um die Balearen unterwegs. Allein am 27. Juni zerstörte er mit Torpedos oder Sprengladungen zwischen Mallorca und Menorca vier italienische Schiffe: „Clara", „Mongibello", „Roma" und „Pino".

Schnell wurde der Seekrieg zum Alltag. Bald waren die Abschüsse noch nicht mal mehr eine Nachricht auf Seite eins der mallorquinischen

Zeitungen wert. Stattdessen richtete man im Blattinneren eine Rubrik mit dem Titel „Torpedierte Schiffe" ein.

Nach einer Feuerpause im Juli verschärften sich die Angriffe erneut: Am 7. August versenkte de la Perière mit seiner U-35 vor der Nordwestküste von Mallorca die britischen Dampfschiffe „Trident" und „Newburn", und am 26. August griff Max Valentiners U-38 südöstlich von Formentera die italienische „Atlántico" an. Drei Tage später versenkte die U-38 25 Seemeilen vor der Cala Tuent den Handelssegler „Stella della Mare", um dann Stunden später auch das belgische Handelsschiff „Antigoon" und den französischen Segler „François Joseph" zu zerstören. Claus Rückers U-34 war indes am 31. August besonders aktiv. Binnen weniger Stunden versenkte sie fünf Schiffe zwischen Ibiza und Mallorca. Die Überlebende gelangten auf Rettungsbooten nach Port de Sóller.

Widerstand gegen die Zerstörung war so gut wie nicht vorhanden: Das spanische Hoheitsgebiet betrug nur drei Seemeilen vor der Küste, und ohnehin war Spaniens Marine nur noch ein Schatten ihrer vergangenen Armada. Auch die Italiener konnten kaum etwas ausrichten, zumal sie erst am 27. August 1916 - nachdem schon etliche ihrer Schiffe versenkt worden waren - dem Kaiserreich offiziell den Krieg erklärten.

Als improvisierten Stützpunkt nutzten die Deutschen das Cabrera-Archipel südlich von Mallorca. Dort wurden die U-Boote repariert, aufgetankt und mit Proviant versorgt - ein gutes Geschäft für den Schmugglerkönig Juan March, der an der Südküste Mallorcas das Landgut Sa Vall besaß. Um die spanische Neutralität nicht zu gefährden, enteignete Ma­drid daraufhin per Verordnung vom 7. Juli 1916 das Archipel von dessen Besitzer Sebastià Feliu. Der Staat hat Cabrera - heute ein Nationalpark - seither nicht wieder herausgerückt.

Auch sonst mussten Mallorcas Schmuggler aufpassen. Das Fischerboot „Virgen del Carmen" aus Port d´Alcúdia etwa wurde am Cap Ferrutx von einem U-Boot gestoppt. Ein Verhör scheiterte jedoch, weil man sich sprachlich nicht verstand. Der deutsche Kommandant ließ die „Virgen del Carmen" nach einer Durchsuchung der Ladung weitersegeln.

Ab der dritten September­woche nahm das Schiffeversenken erneut Fahrt auf. Am 24. September versenkte de la Perières U-35 vor

Banyalbufar das norwegische Schiff „Bufford". Die Dorf-Bewohner retteten die Überlebenden und brachten sie auf Pferdefuhrwerken mühsam nach Palma. Noch am gleichen Tag konnten die Menschen aus Banyalbufar von der Küste aus wie auf einer Theaterbühne eine weitere Kriegshandlung verfolgen: In einem Seegefecht zerstörte die U-35 den britischen 8.000-Tonnen-Kreuzer „Browen". In Sichtweite von Port d´Andratx versenkte die U-35 Stunden später auch noch das italienische Handelsschiff „Nicolo".

Ab Anfang Oktober ebbten die Angriffe rund um die Balearen wieder ab. De la Perière und die anderen Kommandanten verlagerten ihr Einsatzgebiet nach Südwesten in Richtung Gibraltar. Die Zerstörung war damit aber noch lange nicht beendet, das Kaiserreich erklärte im Februar 1917 sogar einen „uneingeschränkten" U-Boot-Krieg. In der Folge wurden auch immer mehr spanische Schiffe angegriffen - darunter im Mai 1917 das Dampfschiff „Patricio" (Mai 1917) oder die „Villa de Sóller" (Mai 1918), die zwischen Port de Sóller, Barcelona und der südfranzösischen Küste verkehrte. Bis Ende des Krieges soll nach offiziellen Angaben rund ein Fünftel der gesamten spanischen Flotte versenkt worden sein. Um die Spanier ruhigzustellen, bot das Kaiserreich im Oktober 1918 schließlich Kompensationen in Form von sieben deutschen Dampfschiffen an, die in spanischen Häfen stationiert waren. Sechs wechselten auch tatsächlich den Besitzer.

Lothar von Arnauld de la Perière brachte es im Zweiten Weltkrieg bis zum Vizeadmiral. Am 24. Februar 1941 starb der U-Boot-Kommandant ganz profan bei einem Flugzeugunfall auf dem Flughafen Le Bourget nahe Paris im von den Deutschen besetzten Frankreich.