An der Rezeption im Hotel Valldemossa sitzt ein Pärchen aus Texas. Vier Wochen reisen die Amerikaner quer durch Europa, auch Mallorca steht auf ihrer Liste der places to be. Gestern angekommen, wollen sie nun so rasch wie möglich nach Deià weiter. „Valldemossa hat einen Namen auf der Insel, aber Deià kennt man auf der ganzen Welt", weiß Sven Rasch, Direktor im Hotel Valldemossa.

Dabei hat Valldemossa, was Geschichte angeht, klar die Nase vorn. Sven Rasch führt uns auf die Hotelterrasse mit direktem Blick auf die Kartause. 1399 baute der König von Aragon hier das erste Kloster auf den Grundmauern eines Mauren-Palastes, 1579 entstand eine der ersten Insel-Druckereien. Das war lange bevor George Sand und Frédéric Chopin nach Valldemossa kamen, zwei Klosterzellen bewohnten und seither zu den wichtigsten PR-Botschaftern des Tramuntana-Dorfes zählen. Doch was sind schon eine launische Schriftstellerin und ein kränklicher Komponist gegen eine Gruppe kauziger Maler, berühmter Musiker und schillernder Schauspieler, die Deiàs Ruhm als Künstlerdorf bis heute in Stein meißeln.

Sven Rasch sieht´s gelassen, denn was er bieten kann, ist einzigartig auf der Insel: Übernachten in einem original Gebäude der Kartause. Freilich sind von den ehemaligen Stallungen aus dem 14. Jahrhundert im heutigen Vier-Sterne-Hotel nicht viel mehr als ein paar Steine übrig. Doch der Blick bleibt: über den Orangen- und Olivenhain auf das Kloster mit seinem neoklassizistischen Kirchturm - unverbaubar. Weil die drei Hektar große Finca, auf der sich das Hotel befindet, bis zu den Klostermauern reicht. Der mallorquinische Besitzer verdient sein Geld mit Plakatwänden. Er eröffnete das Hotel an der alten Zufahrtsstraße nach Valldemossa 2003 aus „reiner Freude", nachdem er das Haus komplett umgebaut, ihm ein weiteres Stockwerk spendiert, Terrassen auf mehreren Ebenen und einen Garten angelegt hatte.

Die zwölf Suiten auf drei Ebenen (300-500 Euro/Nacht inklusive Frühstück) verteilen sich rund um den zentralen Bereich mit Rezeption, Salon und Restaurant. Dekoriert mit Antiquitäten, Kunst - zum Beispiel Metallarbeiten der Künstlerin Agueda Gaya - und Stoffen in hellen Naturtönen reicht der Blick vom Balkon bis zur Bucht von Palma, ins Grüne oder über die Dächer von Valldemossa zu den Bergen. „Da es nur zwölf Zimmer gibt, geht es familiär bei uns zu", sagt Sven Rasch, der aus der Nähe von Dresden stammt und seit 16 Jahren auf der Insel lebt. Unter Luxus verstehen er und die 23 Angestellten nicht unbedingt Kaviar, sondern dass sie auf Wunsch auch mal eine ­Matratze auswechseln.

Die Gäste, Durchschnittsalter Mitte vierzig, treffen sich nur, wenn sie zur Standarduhrzeit frühstücken. Sonst findet jeder sein individuelles Ruheplätzchen auf der Privatterrasse der Suite, am Swimmingpool, im Hallenbad mit Sauna und Whirlpool oder auf einer der Bänke im Garten. Jeder Gast bekommt bei Ankunft eine Fernbedienung ausgehändigt, mit der er die Törchen zum Garten und Poolbereich auf Knopfdruck öffnen kann. „Zu unseren Jazz-Lounges und Open-Air-Konzerten kommen auch Gäste von außerhalb, sie sollen die Hotelgäste nicht stören", erklärt Sven Rasch.

Die Außenanlagen zählen zu den Schätzen des Hauses, das übrigens zu den Relais & Chateaux Hotels gehört. Eingebettet in die Natur des Tramuntana-Gebirges, tauchen die Gäste in einer üppig gedeihenden Vegetation ab, mit Vogelgesang, Insektenzirpen und dem Rauschen der Bäume. Am ersten Tag werden meist noch E-Mails verschickt und das Handy liegt in Reichweite. Schon am zweiten Tag können die meisten Gäste abschalten, loslassen und die Zeit vergessen, beobachtet Sven Rasch. Im Durchschnitt bleiben die Besucher vier bis fünf Nächte, einige verbringen die komplette Zeit im Hotel, andere mieten sich ein Auto oder fahren mit einem Privatchauffeur über die Insel.

Checken Prominente im Hotel ein, etwa bekannte Fußballspieler oder amerikanische Schauspieler, werden sie von den anderen Gästen abgeschirmt und bekommen im Restaurant einen Tisch am Rand der Terrasse. Auf zeitgemäße Essvorlieben ist das Hotel bereits seit zwei Jahren eingestellt. Chefkoch Ricardo Rossi (kochte früher Seite an Seite mit Koldo Royo) serviert auch vegane Menüs und solche für Allergiker.

„Am schönsten ist die Stimmung auf der Terrasse abends zu Sonnenuntergang", versichert Sven Rasch. Dann werden die mannshohen Kerzenleuchter für stimmungsvolles Licht entzündet. Wenn die Berge im Dunkel langsam unsichtbar werden, erstrahlt die Kartause im goldenen Scheinwerferlicht. „Valldemossa macht sich langsam einen eigenen Namen", glaubt der Hoteldirektor. Er hat gehört, dass der neue Tourismusverantwortliche die Stopps der Ausflugsbusse eindämmen will und stattdessen auf Qualitätstourismus setzt - mit gratis Wi-Fi und modernen Boutiquen neben den Souvenirläden. Gut für das Hotel Valldemossa, das nur einen Spaziergang vom Dorfkern entfernt liegt.