Manche Pflanzen halten den ganzen Sommer über Siesta. Dazu zählen auch die Zwiebel- und Knollenpflanzen, die im Herbst nach den ersten Niederschlägen austreiben. Botaniker nennen die sommerliche Vegetationspause der Gewächse „Estivation".

Felippo Dimatteo aus Süditalien besitzt eine große Kollektion seltener Sommerschläfer. Auf dem Gut seiner Eltern begann er mit seiner Pflanzenzucht, dort testete er, welche sich für das mediterrane Klima eignen, und vermehrte sie durch Tochterknollen und Samen. „Die klimatischen Bedingungen in Süditalien und auf Mallorca sind identisch", sagt Dimatteo, Mitglied der Mediterranean Garden Society (MGS).

Mitte Juni dieses Jahres zeigte Dimatteo MGS-Mitgliedern, wie man Zistrosen im Garten stutzt, was niemand bisher so richtig konnte (die MZ berichtete), und hielt auch einen Vortrag über seine Zwiebelpflanzen. Kürzlich gab Dimatteo zwei Pakete mit 40 Kilogramm Knollen nach Mallorca auf und erstellte eine Pflanzenliste, die über die E-Mail contact@mediterraneanaddiction.com zu beziehen ist. Das in Englisch verfasste Verzeichnis enthält 26 für das Mittelmeerklima geeignete Zwiebelpflanzen mit Unterarten, die man bei ihm kaufen kann.

Dimatteo hat auch ein „Schaufenster" auf der Insel, einen Garten in Santa Maria del Camí. Dort will er künftig MGS-Mitgliedern, Gartenbesitzern und -architekten die Blüten seiner Kollektion vorstellen. Und so auch mit dem Vorurteil aufräumen, dass Zwiebelpflanzen auf der Insel nicht gerade prächtig gedeihen. Das liege - so Dimatteo - vor allem daran, dass die Zwiebeln aus Holland stammen und im Winter in den Handel kommen. „Im Norden pflanzt man bulbos nach den Frösten", sagt der Italiener, im Süden pflanze man sie jetzt in Beete, die nicht gegossen werden.

Beispielsweise die Spinnen-lilie (Lycoris x elsiae), eine Hybride, die ihre Blüten an nicht zu hohen Stängeln bildet. Sie mag für ihre Knollen profunde Erde und Halbschatten, denn wild kommt sie häufig unter Bäumen vor. Im Fernen Osten sagt man, wenn die Pflanze nach der Trockenzeit sprießt, „die Erde lächle wieder".

Der Aronstab (Arum palaestinum) hat auf der Insel einen wilden Verwandten, den Arum italicum. Die in Israel und Palästina vorkommende Sorte entwickelt ihre Blüte während der Regenzeit und verströmt einen Duft, der an vergärende Trauben erinnert. Während eines Insektenbesuchs schließt sich die Blüte, nach der Bestäubung öffnet sie sich wieder.

Der Goldkrokus (Sternbergia greuteriana) stammt aus Kreta und hat größere Blütenblätter als die auf der Insel wild wachsende Herbstnarzisse (Sternbergia lutea) - beide blühen im Herbst.

Bei der Belladonnalilie (Amaryllis belladonna) ist es dem Züchter gelungen, aus den Samen eine Sorte mit großen weißen Blüten zu ziehen. Sie liebt trockene, sonnige Standorte. Auch sie wird Anfang Herbst erste Blüten zeigen. Die Belladonnalilie ist leicht zu kultivieren - in italienischen Gärten bildet sie ganze Kolonien. Wegen ihrer altmodischen Blüten­form nennt man sie dort auch „Omapflanze".

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