„Regenwasser sammeln ist das Nonplusultra", sagt Ricardo Hurtig. Als er mit seiner Familie vor zwei Jahren in das Haus in der ländlichen Umgebung von Inca einzog, wurden zuallererst Regenrinnen montiert, die das Wasser von den Dächern in ein Reservoir leiten. „Die Zusammensetzung des Regenwassers ist genau das, was Pflanzen mögen", sagt der Biolandwirt. So es denn regnet.

Der 33-Jährige stammt aus Görlitz. Vor elf Jahren kam er auf die Insel und ist seither maßgeblich an Garten- und Landwirtschaftsprojekten beteiligt, die sich an den Ideen der Permakultur ausrichten. Der Name ist eine Verknüpfung der englischen Begriffe permanent und agriculture. Dabei geht es um mehr als bio­dynamischen Anbau. Die Permakultur kümmert sich auch um urbane Landschaften. Zu ihren wichtigsten Leitsätzen zählen Schutz gegen Dürre und nachhaltiger Umgang mit Wasser.

„Wir verwenden im Garten Brauchwasser", sagt Hurtig. Nach den Waschgängen wird das Wasser zu den Bambusstauden geleitet, auch das Duschwasser wird recycelt, Voraussetzung sind ökologische Seifen und Waschmittel. Der Familie gelingt es so, den Inhalt des hauseigenen pozos zu schonen. Auf der Insel gibt es 45.000 registrierte Brunnen, im Vorjahr kamen weitere 626 hinzu. „Die Wasserreservoirs werden viel zu stark in Anspruch genommen, das ist eine ökologische Einbahnstraße", sagt der Biolandwirt. Der Grundwasservorrat in den unterirdischen acuíferos wäre begrenzt.

Ricardo Hurtig spart jedoch nicht nur Wasser, er verhindert auch die Verdunstung nach dem Gießen. Seine Gemüsebeete befeuchten unglasierte Tonkrüge. Pro Quadratmeter steckt ein ­bauchiges Tongefäß in der Erde, das mit sechs Liter Wasser gefüllt und dann verschlossen wird. Durch die porösen Wände tritt wenig, aber beständig Feuchtigkeit aus, die im Boden zirkulieren kann.

Auch hier kommt es zu Verdunstung. Allerdings ist sie geringer als bei anderen Gießmethoden. Das meiste Wasser verschleudern Rasensprenger, beim Gießen mit Schlauch und Düse geht ebenfalls viel verloren. „Tropfbewässerung und Gießkanne sind okay", sagt der Görlitzer. Doch nach dem Gießen muss die Erde mit einer Mulchdecke geschützt werden. Eine fünf Zentimeter dicke Schicht mit trockenem Stroh reduziert die Verdunstung auf die Hälfte, zehn Zentimeter auf drei Viertel, bei 20 Zentimetern bleibt die Feuchtigkeit komplett erhalten.

Neben der Verdunstung kommt auf der Insel die Erosion als weiteres Problem hinzu. Wenn es nach einer Dürreperiode erstmals regnet, ist die Erde so trocken und hart, dass sie kein Wasser aufsaugen kann. Die ersten Regenfälle schwemmen dann große Mengen Boden weg, es kommt zur Muldenbildung, oder das Wasser sucht sich einen Weg zu Stellen, wo man es nicht brauchen kann. Vor den Niederschlägen zieht Hurtig deshalb Furchen, durch die das Wasser zu Gewächsen gelangt.

Das Austrocknen des Bodens kann auch verhindert werden, wenn Pflanzengruppen so dicht beieinander stehen, dass sie sich gegenseitig - und auch dem Boden - Schatten spenden. Ihre Wurzeln verhindern zudem die Erosion. Deshalb wird im Gemüsebeet nur gejätet, wenn eine Pflanze die andere behindert. Außerhalb der Beete wachsen Wildkräuter nach Lust und Laune.

Hurtig weiß, dass - angesichts der aktuellen Wasserknappheit - sein persönlicher Einsatz nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein kann. Erst wenn sich viele seinem Konzept anschließen würden, könnte die Insel besser vor Dürre geschützt werden. Aber er stellt sich auch Fragen wie diese: „Was haben sich eigentlich die Stadtplaner von Palma dabei gedacht, als sie sich entschieden, das Regenwasser durch die Kanalisation ins Meer zu leiten?"