„Die Lage, die Hardware und die Software stimmen bei uns im Jumeirah." Was Hoteldirektor Jordi Tarrida neumodisch verklausuliert ausdrückt, füllt sich beim Rundgang durch das Fünf-Sterne-Hotel schnell mit Leben. Doch so weit sind wir noch nicht, der General Manager mit deutsch-spanischen Wurzeln führt uns zunächst zur Sitzecke mit Panoramasicht auf die Bucht von Port de Sóller.

Dicke Polster, seidene Kissen, schwere Vorhänge und blank polierte Glastische vermitteln dem Besucher eine gediegene Atmosphäre. Statt in arabischer Opulenz zu schwelgen - das Luxus-Resort wird von der Herrscherfamilie des Emirats Dubai betrieben - hat man eher das Gefühl, in einem teuren Einrichtungshaus zu sitzen. Das Innenleben des 2012 eröffneten Hotels erdachte Designer Peter Silling, der schon anderen Gasthäusern seine zeitlos elegante Handschrift verpasste. Die 400 über das Haus verteilten Gemälde und Skulpturen stammen von lokalen Künstlern wie Adrián Pujol oder Estefania Pomer. Vieles der Einrichtung, etwa die Fenster oder die intelligente Klimatechnik, sind dagegen made in Germany.

Bevor Hoteldirektor Jordi Tarrida 2014 ins Jumeirah kam, arbeitete der gebürtige Wiesbadener sechs Jahre für die Arabella-Sheraton-Gruppe auf Mallorca und wechselte dann ins Turnberry-Hotel an der schottischen Westküste. Als das historische Golf-Resort in Donald Trumps Besitz überging, war es für Tarrida Zeit zu gehen. Und in seine zweite Heimat Mallorca zurück­zukehren.

Wir treten auf den Balkon mit gläserner Brüstung und genießen den weiten Blick auf die Umgebung - die exponierte Lage auf einem

110 Meter hohen Felsblock bedarf keiner weiteren Erläuterung. Aber die „Hardware" des Hotels lässt sich von hier oben gut erklären. Jordi

Tarrida zeigt auf das von uns am weitesten entfernte Gebäude mit Terrasse und Pool auf einer Felsklippe: die auf zwei Ebenen liegende Premium Suite Mar Blau. Darüber, ein Stück zurück versetzt, thront die Lighthouse Suite mit Jacuzzi und Teleskop auf der 220 Quadratmeter großen Terrasse. Ob hier das Foto von Lewis Hamilton in Calvin-Klein-Unterhose entstand, das der britische Rennfahrer noch während seines Aufenthalts im Jumeirah im Internet teilte?

Auch ohne Fernglas gut zu erkennen ist der Talaia Familienpool direkt unter uns. Sein Name geht auf das an selber Stelle gelegene frühere Sa-Talaia-Hotel zurück, das für den neuen Hotelbau abgerissen wurde. „Den Familienanteil unter unseren Gästen kontrollieren wir", meldet sich Jordi Tarrida wieder zu Wort. Das Jumeirah sei eines der wenigen Fünf-Sterne-Häuser Mallorcas, in denen Familien und Paare gleichzeitig glücklich würden. Im oberen Bereich des 18.000 Quadratmeter großen Komplexes befindet sich noch ein Erwachsenen vorbehaltener Infinity-Pool ohne Kindergeschrei.

Die insgesamt 121 Zimmer und Suiten (300 Euro bis 5.500 Euro pro Nacht) sind mit zahlreichen Treppen und 22 Aufzügen verbunden, sie verteilen sich auf elf Gebäude und drei Stockwerke. Wie eine luxuriöse Wohnanlage fügt sich das Resort mit Restaurants, Spa und Swimmingpools in die Landschaft ein. Zwischen den laubenartigen Gängen, durch die auch im Hochsommer ein frisches Lüftchen weht, wachsen einheimische Bäume und Pflanzen. Hier und dort bietet sich immer wieder mal ein überraschender Blick auf die schroffen Berge. Das ­Vollpanorama genießen Gäste derweil auf der Tramuntana-Terrasse ganz entspannt von einem der Tagesbetten aus. Das Sonnendeck ist ein neues Hotel­projekt und als Alternative zur Pool- und Zimmerterrasse gedacht.

Auf dem Weg zu einem der De-luxe-Zimmer passieren wir das 2.200 Quadratmeter große Talise Spa, ganz in der Nähe räkelt sich eine schwarze Katze fotogen vor einem Farn. Wir stutzen, mit solch einer Kreatur hätten wir in dieser gepflegten Umgebung nicht gerechnet. „Streunende Katzen werden geduldet, solange sie nicht zur Plage werden", sagt Jordi Tarrida. Das Zimmer wartet indes mit angenehm Unerwartetem auf: eine Glaswand, die den Blick auf das Bad mit Regendusche freigibt, ein extra Ankleidezimmer, von dem wohl manche Frau fürs eigene Heim träumt, sowie eine mallorquinische Korbtasche gefüllt mit Sóller-Orangen für die Gäste.

Auf dem Rückweg zur Eingangshalle machen wir einen Abstecher zur Sunset Sushi Lounge und haken im Fahrstuhl noch schnell die „Software" des Hotels ab: 243 Mitarbeiter, viele davon an Hotelfachschulen in Deutschland und Italien ausgebildet, kümmern sich um 280 Gäste bei Vollbelegung. Die wohlhabende Klien­tel kommt vor allem aus Deutschland und England - und ist eher leger gekleidet in kurzen Hosen und Turnschuhen, wie wir auf unserem Rundgang beobachten konnten. Viel origineller wirkt da das Outfit des Service-Personals: Wer will, kann in den blauen weiten Hemden mit ockerfarbener Schärpe endlich ein Detail aus Tausendund­einer Nacht sehen.

Als wir wieder in der Lobby mit dem großen Brunnen stehen, verweist Jordi Tarrida auf die Treppe ins Untergeschoss: Im Restaurant Cap Roig beglückt Chefkoch Javier Soriano die Gäste mit mediterranen Köstlichkeiten. Den tagesfrischen Fisch wählt der Gast von einem Eisbett selbst aus. Ein Hingucker ist laut Hoteldirektor auch der gut sortierte Weinkeller in einem gläsernen Kubus. Wir glauben es ihm, ohne nachzuschauen.