Serie: Hideaways auf Mallorca - Wer inkognito im Hospes Maricel aufkreuzen will, darf nicht mit einem (ungewaschenen) Peugeot 106 vorfahren. Gut sind Maserati oder Porsche. Auch ein 5er-BMW gliedert sich unauffällig in den Fuhrpark ein. Die Redakteurin hat keine Scheu und stellt ihre Karosse vor dem eindrucksvollen Hotelportal ab, Stil Pseudo-Neoklassizismus. Ihr seltsamer Vogel mit vier Rädern wird ja höchstens ein, zwei Stündchen für ein wenig Anarchie in der glamourösen Kulisse sorgen. Sonnenbrille auf und mit federleichten Sprüngen die vier Stufen vom Portal genommen - und schon stehen wir in der eleganten Eingangshalle des Fünf-Sterne-Hotels in C´as Català. Es gehört zur spanischen Hospes-Gruppe.

Der Blick streift flüchtig die hellen Marmorböden und schlanken, dunklen Säulen, die das luftige Entree fast schweben lassen, folgt dem Licht durch die weit geöffnete Terrassentür und verliert sich irgendwo über dem Meer. Von dieser Aussicht müssen schon Filmgrößen wie Ava Gardner, Errol Flynn und Montgomery Clift angetan gewesen sein, die in den 60er-Jahren hier abstiegen.

Wir betreten die Südfassade des Hotels mit einer Galerie italienischen Typs. „Solche Elemente aus Sandsteinbögen und Säulen findet man auch in alten Landhäusern Mallorcas wieder", erklärt Julia Merino, Vertriebsleiterin im Hospes Maricel & Spa, mit der wir auf dem Aussichtsbalkon Platz nehmen.

Diese Terrasse sowie das Haupthaus existierten in ihren Grundrissen bereits 1948. Entworfen hat sie der mallorquinische Architekt Francisco Casas Llompart, dem ein komfortabler, luxuriöser Bau für ein kosmopolitisches Pu­blikum vorschwebte. Bereits 1916 befand sich an selber Stelle das Hostal C´as Català, ein einzelnes Gebäude mit 48 Zimmern direkt am Meer und eines der ersten Hotels der Insel.

Alte Fotos zeigen, dass die heutige Halle in drei aneinandergrenzende Räume aufgeteilt war, mit Spielzimmer, Aufenthaltsbereich mit Kamin und Speisesaal, in dem zwölfjährige Kellner die Gäste bedienten. Der heutige Konferenzraum war eine Billard-Bar im englischen Stil, in der Whisky-Corner konnte die illustre Gästeschar aus einer Kollektion von mehr als 450 verschiedenen Whiskysorten wählen. 1986 schloss das Hotel, über 15 Jahre stand das Gebäude leer, bis 2002 das Haus als Fünf-Sterne-Hotel wieder eröffnet wurde. Architekten und Innendesigner der Hospes-Gruppe reformierten die oberen drei Etagen mit 24 Zimmern und Suiten (Übernachtung 166 Euro bis 1.500 Euro) sowie den dazugehörigen Turm mit weiteren fünf Einheiten, darunter auch die Präsidenten-Suite, in der 2005 wohl der frühere US-amerikanische Präsident Bill Clinton eincheckte, als er mit Tochter Chelsea im Maricel nächtigte.

Bis heute kommen die Gäste aus aller Herren Länder. Es sind Deutsche, Engländer und Skandinavier darunter. Familien mit kleinen

Kindern sind nur zwischen November und Mai willkommen, Julia Merino erklärt das mit dem Infinity-Pool, der nicht kindgerecht sei. In der Tat kann man sich lärmende Kinder in dieser von mediterraner Trägheit bestimmten Atmosphäre nur schlecht vorstellen. Dazu passen schon eher lässige Werbespots der Biermarke Estrella Damm, der letzte mit Jean Reno und Laia Costa wurde unter anderem hier gedreht.

Der jüngeren Großstadtklientel scheint die gediegene Meeresdependance in der Nähe Palmas zu gefallen. Auch wegen des Frühstücks kämen viele Gäste immer wieder. Ob man Julia Merino das nun glaubt oder nicht, die Frühstücksterrasse des Maricel ist spektakulär. Sie ist oberhalb der Höhlen angelegt, die einst als Bootsschuppen dienten und jetzt private Massagekabinen abgeben. Alternativ zum Buffet kann man ein siebengängiges Frühstücksmenü wählen mit frisch gemixten Smoothies, Kardamon-Schoko-Kaffee, Himbeer-Butter, Trüffel-Brie oder Spiegelei mit Pilzen und Haselnusscreme (48 Euro/Person).

Wer den Magen verwöhnen und sein Haupt ebenso zeitgemäß betten möchte, kommt am besten im Natura unter. So heißt das nach ökologischen Kriterien entworfene, höchst moderne Nebengebäude mit weiteren 22 Zimmern und großem Spa-Bereich - 2009 ausgezeichnet mit dem Europäischen Hotel Design Award. Das Natura befindet sich auf der anderen Straßenseite der Carretera d´Andratx, eine parkähnlich gestaltete Unterführung verbindet den neuen Teil mit dem Haupthaus. Alle Zimmer dort haben Meerblick - vom Bett aus und der frei stehenden Badewanne auf einer Empore. Auf dem Balkon wartet ein kleiner Zen-Pool mit Liegestühlen in Form von Nussschalen. „Es gibt Fans für das Natura und Gäste, die immer wieder im Haupthaus buchen", sagt Julia Merino. Sicher ist: Nach dem Frühstück trifft man sich auf einer der Terrassen am Infinity-Pool wieder. Mit freiem Blick aufs Meer.