Zum Glück ist da der Auftrieb, der ihm Gewicht abnimmt, denn wenn er abtaucht, hat er viel zu schleppen. Neben der Gasflasche nimmt Albert Lerycke eine große, wasserdichte Kamera mit in die Tiefe. Ein potentes Licht von 500 Watt, Sauerstoffflaschen und ein Blitzgerät. Für die eigene Sicherheit begleitet ihn ein weiterer Taucher.

Der 39-Jährige mit belgischem Vater und mallorquinischer Mutter ist Unterwasserfotograf. Und das schon seit Jahren. Früher reiste er etwa die Hälfte des Jahres zu den Tauchrevieren dieser Welt, mittlerweile verbringt er seiner beiden kleinen Kinder wegen mehr Zeit in Pollença, wo der gebürtige Barcelonese Wurzeln geschlagen hat und auch Bootausfahrten für Urlauber anbietet (www.sportsandnaturealcudiamar.com).

Seine derzeitige Spezialität:

Makroaufnahmen. Am Computer vergrößert er die Bilder noch zusätzlich und erreicht den Effekt, dass etwa das Auge einer Krabbe geradezu abstrakt wirkt. Planen kann man diese Bilder selten. „Man weiß nie, was man beim Tauchgang entdecken wird. Das Licht, die Wellen, alles verändert sich ständig. Die Fische posieren ja nicht für mich und meine Kamera." Oft muss es ein schnelles Bild sein, ein spontaner Schnappschuss zum Beispiel in einen Fischschwarm. Andere Male richtet Albert Lerycke seinen Fotografenblick auf Sandaufwerfungen oder Lichtreflexe auf dem Meeresgrund. Oder er fotografiert, wie aus einem cenote, einen Süßwasserspeicher in Mexiko, gen Oberfläche.

„Man braucht bei der Unterwasserfotografie viel, viel Geduld, aber auch etwas Glück", sagt er. Als er einmal am Cap Formentor tauchte, stieß er in der Meerestiefe auf eine kleine Familie aus einer Seeanemone, Krebs und Krabbe. Er versuchte alle drei vor die Kamera zu bekommen, aber es klappte nicht. Entweder die Anemone war nicht zu sehen, oder die Krabbe oder der Krebs. Schließlich gab er entnervt auf. Doch als er am nächsten Tag noch einmal dort tauchte, war die Familie noch am gleichen Ort. Die Krabbe zeigte sich diesmal von ihrer guten Seite, der Krebs kam aus dem Gehäuse, die Krabbe lugte in die Kamera, „So ein Glück hat man selten", sagt Albert Lerycke.

Schon seine Makroaufnahmen beeindrucken, doch Lerycke geht noch einen kreativen Schritt weiter. Er experimentiert mit den Fotos, vergrößert sie maximal und schneidet die Bilder in Dreiecke. Mithilfe einer Computersoftware spiegelte er sie danach und erreicht damit einen Kaleidoskop-Effekt. Bei einigen der Aufnahmen setzte er zusätzlich den Pinsel an und setzt mit Aquarell-Strichen oder verlaufenden Wasserfarben weitere Akzente. Das übergroße Auge der Krabbe wird zu einem bunten Blickfang, die Tentakel der Qualle verschmelzen zu einer Blume.

Kaleidoscopic Sea, Galeria Espai d´Art 52 in Pollença, bis 30.11.