Nur die Kartons, in die Gemüse gepflanzt wird, haben einen rechten Winkel. Alle anderen Beete in Son Barrina bei Llubí verlaufen im Kreis. In der ersten der immer größer werdenden Runden wachsen Obstbäume, in der zweiten Oliven-, Mandel- und Johannisbrotbäume. In einer weiteren sind Bäume gesetzt, die typisch für den einheimischen Inselwald sind. Die Gewächse sollen nach und nach zu einem Wald mit essbaren Früchten heranwachsen. Mittendrin können bewegliche Hühnerhäuser Platz finden, außerhalb der Kreise wächst die Wildnis, wie sie will.

Seit drei Jahren arbeiten hier Ehrenamtliche, die lernen, wie man Permakultur praktiziert. Julio Cantos führt die Regie. „Die Runden sind Lehrpfade für Besucher", sagt Cantos, Agraringe­nieur und permacultor aus Alicante. Seit 1996 lebt er auf der Insel und berät Fincabesitzer über die Möglichkeiten, ihr Land so zu gestalten, dass der Boden nicht ausgelaugt wird und weder Energie noch Ressourcen verschwendet werden. Mit Schülern des instituto von Santanyí (IES) baut er Gemüsegärten mit lokalen Sorten an. Im Landgut Raixa leitete er kürzlich eine Lehrerfortbildung. In zwei Workshops hält Cantos nun Informationen bereit, die auch für Gartenbesitzer von Interesse sein können.

Die mediterrane Agrodiät

Am Samstag gibt Cantos auf dem Landgut Son Barrina einen Kurs über die „Agrodieta mediterrania". Darunter ist unter anderem zu verstehen, dass frisches Gemüse auf kleinstem Raum ohne lange Wege und Energieverbrauch angebaut werden kann. Wie beispielsweise in den vier eingangs erwähnten Kartons. Hier setzt Cantos Studentenblumen (tagetes), die dafür bekannt sind, Schädlinge zu vertreiben. Dicht daneben Mangold- und Artischockensetzlinge sowie einen kleinen Strauch des Currykrauts (Helichrysum italicum). Samen der Kapuzinerkresse streut er einfach dazwischen. Denn: „Diese Mischung wird im Frühjahr viele Insekten anziehen." Selbst in der ökologischen Landwirtschaft würden viele Exemplare einer Sorte in langen Reihen gesetzt, diese aber böten nur eine magere Ausbeute für hungrige Insekten.

Den Teilnehmern des Workshops wird Cantos ebenfalls zeigen, dass man im Winter auf der Insel viele Wildkräuter finden und verzehren kann. Er sitzt auf einer Bank und zeigt auf die essbaren Sorten, die unmittelbar in seiner Nähe wachsen: Schnittlauch (Allium schoenoprasum bot., cebollino común span., all kat.), Klatschnelke (Silene vulgaris bot., conejera span., colís kat.) aber auch Wiesensauerampfer (Rumex acetosa bot., acedera span., agrelleta kat.).

Der Trockengarten

„Die Insel hat ein Problem", sagt der Agraringenieur. Die Sommer werden heißer, dauern länger, das Wasser wird immer knapper. Deshalb sollen in einem Kurs Anfang Dezember „Plantas autóctonas y Xerojardinería" behandelt werden. Xerojardinería geht auf das US-amerikanische „Xeroscape" für trockene Landschaften zurück, eine Bewegung, die in den 80er-Jahren nach Dürren entstand. „Dieses Konzept hat angesichts des Klimawandels wieder an Bedeutung gewonnen", berichtet Cantos. Seit einiger Zeit testet er deshalb Setzlinge einheimischer Bäume, die nicht gegossen werden. Steineiche und Gemeiner Wacholder (Juniperus communis bot., enebro rastrero span., ginebró kat.) überlebten nicht. Anders das Strauch-Schneckenklee (Medicago arborea bot., alfalfa arbórea span., alfals arbori kat.) sowie der Phönizische Wacholder (Juniperus phoenicea bot., sabina span., savina kat.). Sie überstanden die Hitze.

In der xerojardinería wir nur Wasser verwendet, das aus Quellen stammt, die sich regenerieren. Wie zum Beispiel das Regenwasser, das auf Son Barrina in riesigen Reservoirs gesammelt wird. Neben den Obstbäumen stecken Amphoren aus Keramik in der Erde, die ohne Verdunstung die Wurzeln bewässern. Die Erde um die Stämme ist mit einer dicken Mulchschicht aus Stroh bedeckt. Um Wasser zu sparen, baut man Sonnenschutz aus Spanischem Schilfrohr.

Ein Tabu ist dagegen das Wasser aus dem Brunnen des Anwesens. Vor Jahren befand sich der Wasserstand bei 50 Metern, heute muss das Wasser aus 160 Meter Tiefe nach oben befördert werden.