Den 29. Dezember streichen sich viele im Kalender an. Es ist der Tag, an dem in Deutschland der Feuerwerksverkauf für das anstehende Neujahrsfest startet. Viele Supermärkte bieten dann drei Tage lang Raketen, Böller und Co. in ihren Regalen an. Die Mallorquiner stehen beim Einkauf der Knaller nicht unter Zeitdruck. Sie dürfen das ganze Jahr über Feuer­werkskörper kaufen. Für das Abfeuern außerhalb der Silvesternacht am Samstag (31.12.) bedarf es jedoch einer Genehmigung der Gemeinde.

Schwieriger ist für die Inselbewohner hingegen, erst einmal einen Laden zu finden, der die Feuerwerksartikel vertreibt. „In Deutschland verkauft man die Raketen echt im Supermarkt?", fragt Adrián Blanco erstaunt. Er ist Verkäufer und Sohn der Inhabe­rin Mari Carmen Blanco des Carnaval Center im Carrer Jesús, 6 in Palma. „Hier in Spanien unterliegt der Verkauf strengsten Sicherheitsvorschriften. Die haben sich mit der Terror­gefahr noch einmal verschärft. Wir lagern unsere Artikel beispielsweise in einem speziellen Safe im Keller."

Das große Zündeln zu Silvester auf Mallorca ist ein deutscher Import. Angefangen habe es vor 30 Jahren an der Playa de Palma, sagt Mari Carmen Blanco, die für sich in Anspruch nimmt, dort als Erste Feuerwerksartikel verkauft zu haben. Die Touristen und Einheimischen kamen so zahlreich, dass der Familienbetrieb von Arenal ins Zentrum von Palma umziehen konnte. Heute ist das Geschäft auf Kostüme spezialisiert und erweitert einmal im Jahr zu Silvester den sonst übersichtlichen Bestand an Pyrotechnik.

Einen Teil der Produkte liefert die mallorquinische Firma Pirotécnica Jordà. Es ist die einzige Feuerwerksfabrik auf der Insel. Der Familienbetrieb in Lloret de Vistalegre bietet auch professionelle Feuerwerke für Privatfeiern an. „Ab 1.500 Euro bekommt man schon ein ordentliches Spektakel", sagt Marga Ribot. „Das Highlight sind die palmeras doradas. Jedes unserer Feuerwerke beginnt mit den drei goldenen Palmen, die in den Himmel geschossen werden."

Für die Nacht am Samstag seien schon alle zehn Pyrotechniker ausgebucht. Wer nicht auf die Knaller aus Lloret verzichten möchte, kann sich jedoch selbst damit eindecken. Von 9 Uhr bis 18.30 Uhr bietet die Firma ihre Artikel im Laden in der Carretera de Sineu, 10 zum Verkauf an. Dazu gehört eine Einweisung in den Gebrauch und eine kleine Vorführung der Knallkörper. „Es ist sicherer und günstiger, direkt beim Produzenten zu kaufen", sagt Ribot.

Große Neuerungen gebe es in diesem Jahr nicht, so die Feuer­werksfachfrau. „Die meisten Inno­vationen umfassen den professionellen Bereich." Allerdings gebe es Unterschiede bei den Knallerei-Vorlieben in Deutschland und Spanien. „Die Spanier lieben es laut und explosiv", sagt Marga Ribot, „die Deutschen hingegen größer und bunter."

In Deutschland werden die Feuerwerkskörper in Kleinst-, Klein-, Mittel- und Großfeuerwerk unterteilt. Das Kleinstfeuerwerk umfasst Knallerbsen, Wunderkerzen und Tischfeuerwerke. Diese dürfen das ganze Jahr gekauft und gezündet werden. Bei der zweiten Stufe handelt es sich um die Silvesterknaller, die vor dem Jahreswechsel ab 18 Jahren erhältlich sind. Mittel- und Großfeuerwerke bedürfen einer Lizenz als Pyrotechniker.

Die Feuerwerksklassen in Spanien bestimmen das Mindestalter, ab welchem die Artikel gekauft werden können. Die Klasse 1 entspricht dem deutschen Kleinstfeuerwerk und ist für Kinder ab zwölf Jahren. Klasse 2 gibt es ab 16 und Klasse 3 ab 18 Jahren. Wer zu jung ist, dem hilft diskutieren auch nicht weiter. „Da müsst ihr mit euren Eltern wiederkommen", sagt Adrián Blanco ein paar protestierenden Jugendlichen, die sich für eine Packung Raketen entschieden hatten.

Das Angebot im Carnaval Center ähnelt dem in deutschen Supermarktregalen. Die cohetes (Raketen) sind neben den baterías (Batterien) der Verkaufsschlager. Letztere sind mit Preisen bis zu 180 Euro am teuersten. Dafür beinhalten sie mehrere Schüsse nach einmaligen Anzünden. Auch kleine palmeras doradas gibt es in einem fünfteiligem Raketenset für 45 Euro.

Für zehn Euro bekommt man die petardos (Böller). Für ruhigere Zeitgenossen bietet der Laden die linterna volante (Kongming-Laterne) an. Die chinesischen Ballons werden angezündet und steigen dann wie ein Heißluftballon nach oben. In vielen deutschen Bundesländern sind sie aufgrund der erhöhten Brandgefahr verboten.

„Im Schnitt geben unsere Kunden 50 Euro aus", sagt Adrián Blanco. „Aber einige wollen nur die Größten und besten Knaller, und dann zeigt die Kasse auch schnell mal 1.000 Euro an."

Carnaval Center, C./ Jesús, 6 in Palma. Bis Samstag durchgehend von 9.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet.Pirotecnia Jordà, Ctra. de Sineu, 10 in Lloret de Vistalegre. Bis Samstag durchgehend von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet.