Wer eine Orange aus Sóller isst, sollte wissen, dass sie von dort stammt. Deshalb plant man im Orangental von Mallorca, die Früchte künftig unter dem Motto „Taronges de Sóller" in den Handel zu bringen. Auch in Bars oder Restaurants werden Schilder darauf hinweisen, dass der Saft aus Sóller-Orangen gepresst ist. Doch noch ist es nicht so weit.

Die örtliche Cooperativa Agrícola Sant Bartomeu hat erst kürzlich das Herkunftszertifikat „Indicación Geográfica Protegida" (IGP) beantragt. Dass für die Orangen das Gütesiegel „Denominación de Origen" (D.O.) nicht infrage kommt, hat seinen Grund. „Für das D.O. müssen alle Produktionsschritte in ein und derselben Region stattfinden", sagt Pep Mora, Agraringenieur bei der ­Kooperative.

Den Sóllerics ist es aber nicht erlaubt, Zitrusbäume selbst zu vermehren. Über die staatliche Genehmigung verfügen ausschließlich Baumschulen aus der Region Valencia. Und weil die Jungbäume von der spanischen Halbinsel geliefert werden und in Sóller nur wachsen und Früchte tragen, gibt es bis auf Weiteres keine Aussicht auf die „Denominación de Origen".

Die idealen Bedingungen

Für das IGP gab die Kooperative bei der Balearen-Universität ein Gutachten in Auftrag. Es soll die besonders günstigen Wachstumsbedingungen der Orangen bestätigen. Die hohe Luftfeuchtigkeit im Tal verzögert beispielsweise die Reife, das erhöht den Zuckergehalt. Auch das Wasser, das direkt aus den Bergen kommt, trägt zum guten Geschmack der Früchte bei. Die Plantagen und Gärten in Sóller, Fornalutx und Biniaraix sind von Stürmen nicht betroffen, und auch zu Frost kommt es nicht. Zahlreich sind dagegen die Fressfeinde, die sich an Larven und Raupen satt fressen. Auf den mit Oliven- und Obstbäumen bewachsenen Terrassen nisten viele einheimische Vogelarten, Zugvögel machen dort auf ihren Flügen Rast und fressen sich satt.

Den Baumbestand verjüngen

„Es kann ein bis zwei Jahre dauern, bis wir die Orangen unter dem Logo ´Taronges de Sóller´ verkaufen können", sagt Mora. Bis dahin will man den Plantagenbesitzern bei der Verbesserung ihrer Baumbestände unter die Arme greifen. Diese sind nicht selten überaltert. Ein Orangenbaum kann - so Mora - ohne Weiteres ein Alter von 150 Jahren erreichen. Doch ab 40 nehme die Produktivität der Bäume zunehmend ab.

„Wir beraten die Plantagen­besitzer", sagt der Agraringenieur. Manche alten Bäume könnten durch einen radikalen Schnitt verjüngt werden. Allzu verwahrloste müssen gefällt und ersetzt werden. Deshalb bestellte man in Valencia 1.000 Orangen- und 500 Zitrusbäume. Sie werden den Mitgliedern der Kooperative kostenlos überlassen.

Gepflanzt werden Jungbäume erst im März. Am besten ent­wickeln sich ihre Wurzeln, wenn die Erde sich erwärmt. Auch die Äste mögen für ihre neuen Triebe warme Frühjahrstemperaturen. Bis dahin haben die sóllerics Zeit, die Böden zu pflügen, die Pflanzgruben auszuheben und die Tröpfchenbewässerung zu installieren. 90 Prozent der Plantagen werden mittlerweile automatisch bewässert. Im Gegensatz zu anderen Obstbäumen benötigen Zitrusbäume zum Anwachsen nur wenig Wasser. Ein erwachsener Baum in voller Produktion hingegen ist durstig. Er benötigt beispielsweise im Juli 50 Liter pro Tag. „Nicht nur der Früchte wegen, der Orangenbaum hat dichtes Blattwerk, auch dieses verlangt während der Hitzeperiode viel Feuchtigkeit", erklärt Mora.

Die alten Sorten

Im kommenden Frühjahr werden noch Sorten wie Valencialate sowie Navel und Navellate gepflanzt werden. Doch auch in Sóller besinnt man sich wieder auf die alten Orangensorten, wie beispielsweise die Canoneta, die Mutter aller Sóller-Orangen, die nach ihrem Züchter, dem Dorfarzt Metge Canonet benannt ist. Die süße Saftorange reift im März und April. Auch die Sóller-Orange Cul d´Ou zählt zu den Früchten, die früh im Jahr reifen.

Nicht so die Peret, die mit ihrer ovalen Form an eine Birne erinnert. Weshalb sie auch den mallorquinischen Namen peret für kleine Birne trägt. Die extrem süße Frucht reift während der Hitze im Juni und gilt als ein beliebter Sommersnack.

Die Züchtung der alten Baumsorten gab die Kooperative kürzlich in den Baumschulen in Valencia in Auftrag. Diese Sorten haben sich im Klima bewährt, sind weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Und: Sie gelten als die wirklich echten Ur-Orangen aus dem Tal von Sóller.

www.cooperativasoller.com