Es gluckert, sprudelt und fließt auf Mallorca. Die ungewöhnlich reichhaltigen Regenfälle der vergangenen Wochen und Monate haben dem Erdreich Insel das Wasser wieder gegeben, das es im Dürre-Sommer 2016 verloren hatte. Die Läufe der mallorquinischen Sturzbäche waren so lange ausgetrocknet oder zu mickrigen Rinnsalen verkümmert, dass die Mallorquiner den jetzigen Anblick gar nicht mehr gewohnt waren: Seit Wochen sind die Torrentes zu Flüssen angewachsen.

Das Wasserspektakel bei der Fonts Ufanes lockt täglich eine große Schar von Wanderern und Schulklassen an. Die Sturzbäche Torrent de na Bàrbara - zu sehen vom Zug zwischen Palma und Inca -, der Torrent Major in Sóller, der vom Berg Massanella oder der Coanegra bei Orient - mit den Quellen Salt des Freu - führen allesamt reichlich Wasser, obwohl es seit mehr als zehn Tagen nicht mehr richtig geregnet hat.

Video: Torrent de Pareis aus Drohnen-Sicht

Die Mallorquiner halten ihre Insel für zu klein, um ganzjährige Flüsse zu haben. Die Wissenschaft sieht das anders, wie Joan Estrany, Geograf an der Balearen-Universität UIB, erklärt: Nur die langen Dürreperioden der vergangenen Jahre einige Flussläufe so lange austrocknen lassen. Für den Torrent des Massanella sei es eigentlich normal, dass er sieben bis neun Monate im Jahr Wasser führe, erklärt Estrany.

Estrany geht davon aus, dass Mallorca vor einigen Tausend Jahren Flüsse hatte. "Ein Fluss ist nichts anderes als ein fließendes Gewässer, das konstant mit Wasser versorgt wird. Auf Mallorca haben wir es nicht, weil wir uns seit Tausenden von Jahren mit Brunnen das Grundwasser anzapfen, sodass der Spiegel abgesunken ist." /tg