Cases Santes: Heilige Gräber mit Hostien in Urnen

In Palma werden am Gründonnerstag und am Karfreitag in 23 Kirchen und Klöstern sogenannte „Cases Santes", Heilige Gräber, gezeigt. Das Herzstück dieser geschmückten Altäre und Kapellen sind geschlossene Urnen, in denen die Hostien, die den Leib Christi symbolisieren, aufbewahrt werden. Die Tradition geht bis aufs Mittelalter zurück. „Cases Santes" sind unter anderem in den Kirchen Santa Eulàlia, Sant Felip Neri, in der Kathedrale und in den Klöstern Els Caputxins und Santa Magdalena aufgebaut. Die Gläubigen bringen hier ihre Trauer über den Tod von Jesus Christus zum Ausdruck. In den vergangenen Jahren ist der um die Urnen drapierte Blumenschmuck immer prächtiger geworden. In einigen Kirchen und im Rathaus von Palma liegt zum Thema „Cases Santes" eine viersprachige Broschüre (Spanisch, Katalanisch, Englisch, Deutsch) aus.

Auch Sineu in der Inselmitte lässt diese Tradition nach 30 Jahren wieder aufleben. Die Dimensionen der in der Santa-Maria-Kirche stehenden „Casa Santa" sind beachtlich: Sie ist 17,5 Meter hoch und acht Meter breit und heißt denn auch nicht umsonst „es monument".

Wenn mitten auf der Insel ein Osterfeuer lodert

Osterfeuer kennt man eigentlich eher aus Norddeutschland. So ein für Mallorca ungewöhnliches Ereignis veranstaltet am Karsamstag nun auch die Gemeinde Santa Eugènia auf einem Feld neben dem Friedhof. Zu den Organisatorinnen gehört die ehemalige deutsche Ausländerbeauftragten Silke Lebelt-Holm. „Unser Osterfeuer ist keine Veranstaltung von Ausländern für Ausländer, sondern ein multikulturelles Fest", sagt sie. Mit im Boot ist auch der Kulturverein Taujart, der eine Woche später das gleichnamige Kunstfestival organisiert. Karsamstag geht es um 17 Uhr mit Kinderspielen los, um 21 Uhr wird das Feuer angezündet. Ab 23 Uhr spielt die Rockband Monsters of Palma, ab Mitternacht legen DJs auf. An Ständen werden Getränke und Speisen verkauft.

Am Strand oder im Café: Eiersuchen auf Mallorca

Die mitteleuropäische Tradition des Eiersuchens wird hier und da auch auf Mallorca hochgehalten: Kurioserweise bereits am Gründonnerstag um 10.30 Uhr können Kinder an der Cala Agulla loslegen. Am Ostersonntag - dem korrekten Tag - seien hier zwei Veranstaltungen erwähnt: Im Boathouse am Paseo Marítimo in Palma gegenüber vom Auditorium findet von 11 bis 16 Uhr ein großes Osterfest statt. Neben dem Eiersuchen stehen auch Wettspiele, ein Brunch und Livemusik auf dem Programm (Reservierung unter Tel.: 971-73 41 14). Im Bistro des CCA in Andratx (C/. Estanyera, 2) geht es erst ab 12.30 Uhr suchtechnisch zur Sache. Zusätzlich wird ein Menü für Erwachsene für 30 Euro und für Kinder (16 Euro) gereicht. Reservierung unter Tel.: 647-29 31 45.

Beeindruckende Kreuzabnahmen

Hunderte Laienschauspieler stellen am Karfreitag inselweit den Leidensweg Jesu nach: Besonders beeindruckend sind dabei die davallaments (Kreuzabnahmen) mit lebenden Darstellern.

In Felanitx beginnt das Spektakel vor der Kirche Sant Miquel um 21 Uhr mit 120 Darstellern. In Sant Joan geht es um 21.30 Uhr am außerhalb des Dorfes liegenden Santuari Consolació los. Am Kalvarienberg in Pollença wird auf einen echten Jesusdarsteller verzichtet, eine Figur wird ab 21 Uhr die Treppe heruntergetragen. Davallaments mit Figuren gibt es auch auf der Plaça Santa Maria de Major in Inca sowie in Porreres und Lloseta.

Das Passionsspiel in Artà hat zwei Teile: Der erste beginnt am Gründonnerstag um 21.30 Uhr vor dem Kloster San Antonio de Padua mit dem Abendmahl. Der zweite besteht am Karfreitag (21.30 Uhr) aus der Kreuzabnahme vor der Salvador-Kirche.

Des Weiteren verwandelt sich am Karfreitag der Treppenaufgang der Kathedrale von Palma ab 12 Uhr in eine Freilichtbühne, auf der Hunderte den Leidensweg Jesu nachstellen.

Pancaritats: Wanderungen zu Ehren von Jesus Christus

Traditionell zieht es die Mallorquiner am Ostermontag zu kleinen Kapellen, um die Auferstehung Jesu zu feiern. Diese Wanderungen werden pancaritats genannt. Ein Hingucker sind große paellas, die in riesigen Pfannen zubereitet werden. Besonders rund um die Dörfer Mancor de la Vall, Selva, Muro und Pollença werden die Menschen unterwegs sein. In Felanitx steigen sie auf den Salvador-Berg. Am Dienstag finden solche Wanderungen bei Campanet, Llubí, sa Pobla und weiteren Dörfern statt.

Comedy vor dem Altar

Dass es in einer Kirche auch spaßig zugehen kann, kann man am Ostersonntag (16.4.) im Mini-Dorf Son Carrió bei Manacor erleben: Im Gotteshaus Sant Miquel wird bereits seit 1908 eine absonderliche Tradition zelebriert. Vier in Ritterrüstungen, rote Röcke und weiße Strümpfe gekleidete Männer schreiten gegen 9.30 Uhr aus der Sakristei zum Altar, neben dem sich eine Christusfigur nebst Blumenschmuck befindet. Doch statt das Grab des Gekreuzigten zu bewachen, schlafen die Männer, die römische Soldaten darstellen, ein. Ihr Vorgesetzter stürmt ihnen daraufhin entgegen und weckt sie. Sie erwachen und führen eine Art Veitstanz auf, der sich gewaschen hat. Sie werfen sich hin, rollen sich auf dem Boden und rutschen die Treppenstufen herunter.

Risus paschalis (Osterlachen) heißt die eigentümliche Nummer, die Männer, die sie aufführen, stammen allesamt aus dem Dorf. Inszeniert wird sie seit 40 Jahren von Gabriel Frontera, der sich auch mit etlichen Lobgedichten auf Son Carrió hervorgetan hat. Eine ähnliche Tradition bestand früher auch im weiter nordöstlich gelegenen Dorf Son Servera, geriet aber in Vergessenheit.

Fotogalerie: Osterprozessionen auf Mallorca 2017