Als der französische Trickfilmzeichner Pierre Coffin vor knapp zehn Jahren die Minions erfand, ahnte er nicht, dass er einen Scoop sondergleichen landen würde. Die naiv-sympathischen, in blaue Latzhosen und mit Taucherbrillen versehenen gelben "Eierkopffüßler" ("Süddeutsche Zeitung"), die ein merkwürdiges Spezial-Kauderwelsch brabbeln, wurden anders als ihr schurkiger Chef Gru, die Hauptfigur in drei der Filme, weltbekannt. Und das nicht zuletzt wegen ihrer geschickten Vermarktung. Die Kreaturen finden sich auf Lebensmitteln, Schlafanzügen, T-Shirts und Schulmappen. Nach "Ich, unverbesserlich" (2008), "Ich, unverbesserlich 2" (2013) und "Minions" (2015) läuft jetzt "Ich, unverbesserlich 3" in den spanischen und deutschen Kinos.

Der auf Mallorca geborene 3-D-Animationszeichner Martín Campos Amorós (34) kann von sich sagen, in den Mac-Guff-Studios in Paris bei der Produktion des neuesten Streifens mitgemacht zu haben.

Wir erklären Sie sich den weltweiten Erfolg der Minions?

Sie sind so harmlos, lieb und so unkompliziert - und dazu sind sie eine richtige kleine Familie. Das, was sie sprechen, versteht man irgendwie überall auf der Welt.

Worin besteht die Arbeit eines 3-D-Anima­tionszeichners bei den Minions-Filmen?

Mit dem Erfinden einer Geschichte haben wir nichts zu tun. Ich bin Teil eines zehnköpfigen Teams, dessen Aufgabe darin besteht, Basiszeichnungen von Szenen, die uns vorgegeben werden, zu erstellen. Das ist Präzisionsarbeit, die lange dauert. Das Resultat zeigen wir dann unseren Vorgesetzten. Haben wir ihr Okay, gehen wir an die 3-D-Arbeit. Wir sind es, die den Figuren Gefühle einhauchen. Mit einer 30-Sekunden-Szene sind wir nicht selten zwei Monate beschäftigt. Besonders schwierig wird es, wenn eine Figur etwa schnell rennen oder Purzelbäume schlagen soll.

Das klingt nach einer etwas monotonen Arbeit?

Überhaupt nicht. Wir sind sehr kreativ. Das Animationszeichnen ist das, was ich schon immer machen wollte. Ich bin sehr zufrieden.

Wann merkten Sie, dass der Zeichentrickfilm Ihr Ding ist?

Als ich als kleiner Junge in Palma aufwuchs, begann ich in meiner Freizeit zu zeichnen. Ich kaufte mir Bücher, um besser zu werden. Ich bin Autodidakt.

Wann haben Sie die Insel dann verlassen?

Bis 2010 arbeitete ich freiberuflich und als Dozent für Animation von herkömmlichen zweidimensionalen Zeichentrickfilmen am Ladat-Institut im Parc Bit. Dann zog ich nach London und arbeitete dort für das Kinderprogramm der BBC. Im Januar 2015 bekam ich die Chance, im Pariser Mac-Guff-Studio anzufangen, wo inzwischen bereits etwa 800 Leute arbeiten. 3-D gilt in unserer Branche als höhere Schule.

Wie schaffen Sie es, einen Minion traurig oder glücklich aussehen zu lassen? Gibt es spezielle Tricks?

Für jede Figur liegt uns eine ganze Reihe von Zeichnungen vor, die unterschiedliche Gemütszustände ausdrücken. Wir benutzen sie, um im bewegten Bild Emotionen zu vermitteln. Spezielle Tricks gibt es bei der 3-D-Animation nicht. Je länger du dich deiner Arbeit widmest und je intensiver du verstehst, wie das wirkliche Leben funktioniert, desto besser gelingt dir eine Szene.

Wie viele Szenen im neuen Film stammen von Ihnen?

In etwa 20. Dabei hatte ich so gut wie mit sämtlichen Figuren zu tun.

Waren Sie auch für den Minions-Film von 2015 tätig, der als erste Nicht-Disney-Zeichentrickproduktion über eine Milliarde US-Dollar eingespielt hatte?

Nicht direkt. Zunächst war ich nur im Marketing tätig und half bei der Erarbeitung der Trailer.

Was muss ein Mensch mitbringen, um ein guter Animationszeichner zu werden?

Er muss sehr gut beobachten und Bewegungsabläufe und Gefühlszustände verstehen können. Er sollte auch visuell erzählen können, sich also mit filmischen Erzähltechniken beschäftigt haben.

Ihr Lieblings-Minion?

Am besten gefällt mir Bob. Er ist einfach niedlich. Vor allem deshalb, weil er ein braunes und ein blaues Auge hat.