Donnerstag ist Markttag in Sant Llorenç - das war schon immer so. Doch während sich in anderen Dörfern auf Mallorca und an der Küste Touristenmassen an oft charakterlosen Einheitsständen vorbeidrängen, herrschte in dem kleinen Ort im Inselosten meist tote Hose. Seit vergangener Woche gibt es eine Neuauflage des Wochenmarkts: Vielfalt, Bioprodukte und kulturelle Darbietungen stehen auf dem „soziokulturellen Gastro Market" im Vordergrund.

Es ist angenehm, am ersten Tag des neuen Marktes. Ein Parkplatz ist schnell gefunden, beim Schlendern durch die Gassen im Ortszentrum mit den typisch mallorquinischen Natursteinhäuschen ist viel los, aber nicht zu viel. „Wir sind sehr zufrieden", sagt Kulturdezernentin Rafaela Riera. Es war die Idee des Rathauses, den überholten Wochenmarkt neu zu gestalten - und gleichzeitig einen weiteren Biomarkt auf der Insel zu etablieren. „Wir sind heute zum ersten Mal hier und hätten nicht gedacht, dass so viele Menschen kommen", kommentiert eine Verkäuferin des Stands Oli de Mallorca. Hier wird selbst hergestelltes Olivenöl verkauft, auch Ökomarmelade, Salz und hausgemachtes Alioli sind im Angebot. Am Stand nebenan liegen Fair-Trade-Produkte aus.

„Das könnte ein Erfolg werden", bestätigt Biel Torrens. Der Vorsitzende des Bauernverbands Unió de Pagesos verkauft mit zwei Kollegen Gemüse und Obst aus der Region. „Bisher waren wir nur an den Biomärkten an Palmas Plaza de los Patines und der Universität vertreten, aber das hier hat Potential", findet er. Eine deutsche Kundin pflichtet ihm bei: „Bisher mussten wir immer bis Manacor fahren, um unbehandeltes Gemüse zu bekommen. Ich habe förmlich auf diesen Markt gewartet", schwärmt sie und stellt sich als Brigitte vor, eine der vielen deutschen Residenten in Sant Llorenç. „Nur dass sie jetzt schon Touristen in Bussen hier hinkarren finde ich etwas schade", ergänzt ihre Bekannte Sonja. „Aber ohne die wäre wahrscheinlich die Kaufkraft nicht stark genug."

Kulturdezernentin Rafaela Riera nickt. „Wir wollen den Ort bewusst beleben. Die Busse von Cala Millor aus sind sogar kostenfrei." Das Motto: einen Tag ohne Strand. „Die Gemeinde hat mehr zu bieten und das wollen wir zeigen." Jeden Donnerstag sollen fortan Musik-Darbietungen auf der Straße und im nahen Kulturzentrum sowie Gratis-Kirchen-Führungen Urlauber ins Inselinnere locken. Ob es dann auch bald in Sant Llorenç zum donnerstäglichem Massenschieben kommen wird? Eine der vielen Mallorquinerinnen, die mit glänzenden Augen die neue Vielfalt an Ständen in ihrem Heimatdorf begutachtet, zuckt die Schultern. „Die Hauptsache ist, dass nicht mehr nur Unterwäsche aus Asien und andere Billigprodukte angepriesen werden. Wenn sich auch die Touristen über die lokalen Produkte freuen, dann soll es mir nur recht sein."