Allgemein bekannt ist, dass sich der Sitz des Rektorats der Balea­ren-Universität (UIB) im Gebäude Son Lladó bei Palma befindet. Nur wenige wissen, dass der Name auf die gleichnamige Familie aus Palma zurückgeht - diese baute sich Mitte des 19. Jahrhunderts einen Zweitwohnsitz vor den Toren der Stadt. Fast gänzlich unbekannt ist, dass zum Gebäude ein verwilderter alter Garten gehört, heute hausen dort nur noch ein Dutzend zugeflogener Enten und ein Pfauenpaar.

Die Kunsthistorikerin Júlia Roman führt uns an einem regnerischen Morgen durch diesen Garten. Hier hat sie viel Zeit verbracht, als sie für ihre kürzlich vorgestellte Doktorarbeit recherchierte. Diese befasst sich mit der Geschichte der Inselgärten, wobei ihr Schwerpunkt die Anlagen der Bürger im 18. und 19. Jahrhundert war, die wenig erforscht gewesen sind.

Seit zwei Jahrzehnten lehrt sie an der UIB, bis ihre Doktorarbeit beendet war, vergingen zehn Jahre. Denn - so Roman - Gärten wären kunsthistorisch schwierig zuzuordnen, nicht selten würde hier weniger der Stil einer Epoche als der persönliche Geschmack der Besitzer verwirklicht, Umgestaltungen könnten im Laufe der Jahre die Grundstruktur verändern.

Der Garten der Familie Lladó ist über eineinhalb Jahrhunderte ohne Veränderungen erhalten geblieben. Für die benötigte Bewässerung konnte die Familie damals die Quelle Font d'en Baster in Esporles nutzen, die sie um 1850 erworben hatte.

Als Tor für ihre Kutschen diente der heute zugemauerte Eingang zur Straße von Palma nach Valldemossa. Dort hatte man zwei Kiefern zur Begrüßung und einen Zürgelbaum gepflanzt, alle drei mittlerweile riesig groß und mit beeindruckend dicken Stämmen. Von hier aus ist ein Orangengarten zu sehen. „Obwohl Haus und Garten nur zum Vergnügen der Besitzer gedient haben, pflanzte man mehr Orangenbäume als für den eigenen Bedarf benötigt wurden. Sie brachten damals gutes Geld, darauf wollte man nicht ­verzichten", erklärt die Mallorquinerin. Der Eingang wurde, als die UIB die Immobilie erwarb, ins Universitätsgelände verlegt und für Besucher verschlossen.

Der Fassade zu Füßen breitet sich ein Kopfsteinpflaster in halbrunder Form aus. Hier beginnt ein Dickicht aus Grüntönen, der leichte Nieselregen macht dies noch intensiver. Die von ebenfalls grünem Moos überzogenen Wege führen durch Beete, deren Einfassungen aus hochkant in die Erde gesteckten Ziegelsteinen bestehen.

Würde man ihre Formen aus der Vogelperspektive sehen, zeigten sich organische Elemente mit runden oder geschwungenen Formen. Sie bilden die Beete, aus denen dicke Baumstämme ragen. „Dieser Teil des Gartens sollte nicht ein Abbild der Landschaft draußen sein, sondern exotische Elemente nach drinnen holen", erklärt die Kunsthistorikerin.

Gepflanzt wurden hier die heute riesigen Libanon-Zedern (Cedrus libani bot., cedro del Líbano span., cedre del Líban kat.) oder die etwas niedriger wachsende Araucaria (Araucaria heterophylla bot., araucària span., arbre de pisos kat.) und natürlich auch Dattel- und Washingtonia-Palmen.

Eine deutlich zu erkennende Sichtachse ist gleichzeitig der Weg zu einem erstaunlich gut erhaltenen Holz-Pavillon in neoarabischem Stil. Dahinter beginnt der Teil des Gartens, der mit Wildpflanzen der Insel bestückt ist, was nach damaliger Sicht auch als eine Art exotischer Gestaltung galt: Hier sind Zwergpalmen mit hoch gewachsenen Stämmen zu bewundern, Mastix breitet sich aus, und Dissgrasbüschel ragen mittendrin nach oben.

An der Mauer, die dem Wohngebäude am weitesten entfernt war, ließen die Besitzer Vogelhäuschen bauen, deren Eingänge wie große Schlüssellöcher aussehen. Auch dies erinnert an arabische Architektur, doch die Häuschen sind renovierungsbedürftig. Sie waren für die Pfauen bestimmt, deren Nachfahren sich hier im Garten noch aufhalten sollen. Auf dem Rückweg begegnen wir einem Dutzend Wildenten in einem Teich. Doch die Pfauen geben sich nicht die Ehre, die Besucher zu begrüßen.