Wer an die historische Finca Raixa denkt, dem kommen spektakuläre Bilder der berühmten Treppe oder Skulpturen aus Stein in den Sinn. Zu dem Landgut auf Mallorca gehören jedoch auch ausgedehnte landwirtschaftliche Ländereien. Heute sind Gebäude, Gärten und Terrassen bei Bunyola im Besitz von Mallorcas Inselrat. Unterhalb des bekannten Wasserreservoirs, dem safaraig, wird Ökoanbau praktiziert und in Kursen gelehrt.

Hier riecht es nach frischer Erde, die Morgensonne bescheint die gegenüberliegenden Terrassen, die Orangen leuchten inmitten tiefgrünen Laubs. Juan Manuel Vergera (Biologe) und Gori Lladó (Agrartechniker) sind im Nebenberuf Imker. „Wir arbeiten hier im zweiten Jahr", sagt Juan Manuel Vergara. Doch seit fünf Jahren schon sind die Terrassen unterhalb des Gebäudes biologisch bewirtschaftet. Die beiden setzen sich nicht nur für biologische Haltung von Bienen ein. Es gelingt ihnen spielend, ihr Wissen über ökologischen Anbau geduldig und liebenswürdig den Auszubildenden in einem neunmonatigen Kurs weiterzugeben.

Die Teilnehmer hatten durch ihre Behinderungen keine Chance auf dem Arbeitsmarkt und sind über 30 Jahre alt. Gearbeitet wird täglich vier Stunden, diese werden auch bezahlt, danach finden im Gebäude weitere vier Stunden theoretischer Unterricht statt. Veranstalter der Kurse ist das Institut Mallorquí d'Afers Socials (IMAS). Sind die Abschlussprüfungen bestanden, hilft man bei der Suche nach Arbeitsplätzen. Gefragt sind die „peones" vor allem für Hotelgärten.

Unterrichtet wird hier Gemüseanbau und die Pflege mediterraner Gärten. Und da die Ausbilder auch Imker sind, wundert es nicht, dass das Feld, auf dem in Bälde Gemüse gepflanzt wird, von mehrjährigen Sträuchern gesäumt ist, die Bienen jetzt schon mit Nahrung versorgen. Geradezu üppig blüht in Gelb der Balearen-Hufeisenklee. Der Lavendel öffnete seine Rispen, Rosmarin und Salbei lassen noch auf sich warten. Nektar suchende Insekten werden sich merken, dass hier etwas zu holen ist, und werden wiederkommen, wenn das Gemüse blüht.

Doch noch ist es nicht so weit. Das Feld ist derzeit mit Ackerbohnen bepflanzt. In den nächsten Tagen werden Stiele, Blätter und Schoten unter die Erde kommen. Die Vicia faba (haba span., fava kat.) ist im ökologischen Anbau ein wichtiger Stickstoff-Lieferant.Bevor die grünen Gewächse in der Erde verteilt werden, müssen die Bewässerungsrohre abgeschraubt werden. Obwohl das Landgut für seinen Wasserreichtum bekannt ist, geht man hier damit sparsam um, weil es zur Ökologie gehört, die Grundwasservorräte nicht zu strapazieren. Die Pflanzen bekommen zum Anwachsen Unterstützung, Mandel- und Orangenbäume werden jedoch weiterhin im Trockenanbau kultiviert. Das Feuerbakterium Xylella, das ergaben die Laboruntersuchungen, verschonte bisher die Öko-Mandelbäume.

Doch zurück zum künftigen Gemüsebeet: Eine Auszubildende lockert mit einer Gartenfräse die Erde am Rand der Terrasse. Hier werden später mehrjährige Artischockenstauden wachsen. Zwei Männer bringen mit einer Schubkarre Erde auf ein schmales Hochbeet, ein dritter verteilt sie gleichmäßig und zerkrümelt Klumpen.

Auf dem Weg zu den Gewächshäusern aus Metallstreben und Plastikfolien - sie wurden von Teilnehmern früherer Kurse gebaut - kommt man an einem halb von Gras überwucherten Kompostvorrat vorbei. Gori Lladó erklärt, dass es sich um Schnittgut von der Insel handelt, das in Son Reus kompostiert wurde. Der industriell gefertigte Kompost eigne sich für die Orangenbäume. Diese wären in der Lage, sich nach und nach der Nährstoffe zu bedienen. Gemüsepflanzen reagierten besser auf den hauseigenen Humus.

Im ersten Gewächshaus sind Setzlinge untergebracht. Das Saatgut stammt von der Vereinigung „Varietats locals", es handelt sich um bewährte Inselsorten. In einem zweiten Folientunnel vermehrt man Gewächse, die auf der Insel wild wachsen. Durch Ableger entstehen Lavendel-, Mastixsträucher und Erdbeerbäume. Oder Zierpflanzen für die Beete, die den Aufgang zum Landgut, die Treppe und die Umgebung der Skulpturen verschönern.

Diese Bereiche pflegen Angestellte einer Privatfirma. Derzeit ist man dabei, die Pflanzen nach dem Winter wieder fit zu machen. Rund 20.000 Besucher werden im Jahr gezählt. Doch noch sind Rosen, Iris und Agapanthus blütenlos. Ihre Knospen werden sich mit der Frühjahrssonne öffnen. Wenn diese richtig kräftig scheint, kommen auch die Gemüsesetzlinge ins Freie.