In der Nische mit Rundbogen und gemauerten Bänken im Landgut Raixa drängt sich eine Gruppe in Regenbekleidung. Versammelt sind hier Mitarbeiter des Landguts und das Drehteam vom Gartenmagazin „Querbeet", das seit Mitte der 90er-Jahre regelmäßig vom BR-Fernsehen ausgestrahlt wird.

Julia Schade leitet heute die Dreharbeiten, sie arbeitet als Autorin für das Magazin. Verantwortlich ist sie für Gartenporträts sowie Interviews mit Gartenbesitzern, Gärtnern und anderen Experten. Und so auch für den Drehtag in Raixa, der an diesem Freitag (4.5.) von der MZ eine Zeit lang begleitet wird. Die Moderatorin Sabrina Nitsche ist noch nicht auf der Insel. Sie ist das Gesicht der Sendung: Mit zünftigem Outfit, bunten Gummistiefeln und liebenswürdigem fränkischen Akzent gärtnert sie vor der Kamera.

Einmal im Jahr verlässt das Team den Freistaat. Im vergangenen Jahr drehte das Team aus Bayern in Irland, dieses Jahr ist Mallorca an der Reihe. Gesendet wird im Januar 2019. Wenn die heimischen Böden gefroren sind, kommt das milde Inselwetter bei den Fernsehzuschauern gut an.

Im Weinberg von Raixa

Julia Schade hatte Kameramann Michael Ackermann blauen Himmel und Schäfchenwolken versprochen. Doch jetzt überlegt man in den Nischen unter dem Rundbogen, wie die Dreharbeiten bei grauem Himmel und anhaltendem Regen durchzuführen sind. Zur Debatte steht ein Dreh mit Toni Mesilla, er pflegt ­gemeinsam mit Kollegen die Ziergärten Raixas und schlägt vor, den zweiten Schnitt der Rebstöcke zu filmen. 100 Exemplare wachsen auf dem Landgut, etwa 60 Jahre haben sie auf dem Buckel. Im Januar erfolgte ein Radikalschnitt, jetzt haben sie nachgetrieben und brauchen einen weiteren Schnitt. Als Alternative bietet sich Juan Manuel Vergara an, er bewirtschaftet gemeinsam mit Auszubildenden den landwirtschaftlichen Teil des Anwesens ökologisch.

Der Regen hat jetzt etwas nachgelassen und weil Vergaras Truppe heute, wie immer bei schlechtem Wetter, im Gewächshaus arbeitet, entscheidet die Fernsehautorin, dass als Erstes der Schnitt der Reben gedreht wird und danach im Gewächshaus die Setzlinge der einheimischen Pflanzen, was dann auch bei strömendem Regen gelingen könnte. Das Kamerateam packt seine Siebensachen zusammen. Zur Verfügung steht nur ein Regenschirm - die Kamera hat einen eigenen Schutz. Zum Glück regnet es nur noch schwach, als die Gruppe sich auf den Weg zum Weingarten macht. Die Malvasier-Reben wachsen linker Hand von der Treppe, über die Besucher zur Auffahrt des Landguts gelangen.

Die BR-Autorin bittet Gärtner Mesilla nun, ihr, noch bevor die Kamera zum Einsatz kommt, zu erklären, wie der Schnitt vor sich geht. Dazu müsse man wissen, so der Gärtner, dass alte Reben früher auf einer „amerikanischen Unterlage" veredelt worden wären. Nachdem die Reblaus­plage ab Mitte des 19. Jahrhunderts den europäischen Weingärten den Gar­aus machte, nutzte man amerikanische Wildrebsorten, um sie dann mit einheimischen Reben zu

veredeln, in Raixa beispielsweise mit der Malvasia. Die Wildrebsorten hatten sich als resistent gegen die Reblaus erwiesen. „Man darf nie vergessen, den Schädling gibt es heute noch", sagt Mesilla.

Die Stöcke wachsen buschig, man nennt dies poda en vaso, das heißt, die Triebe sind nicht an Drähten festgezurrt. Es ist die traditionelle Art, Wein zu züchten. Der Stock, bei dem der Gärtner den Schnitt schon einmal vorführt, hat drei verholzte Äste. An jedem werden am Schluss zwei Triebe stehen bleiben: einer der schon eine grüne Minitraube trägt und ein weiterer als Reserve. Als Mesilla das vor laufender Kamera wiederholt, setzt starker Regen ein, der Boden wird zu Lehm und der Kameramann braucht speziellen Schutz, um sich auf den Boden zu knien. Die Mitarbeiter von Raixa wundern sich, dass die Deutschen bei so schlechtem Wetter drehen. Aber der Dreh wird zu Ende gebracht, das Fernsehteam ist schlechtes Wetter gewohnt. Dann packen die MZ-Autoren ihre Sachen und bemühen sich, schnell ins Trockene zu kommen.

Weitere Inseldrehs

Der Drehtag in Raixa war bereits der zweite auf der Insel. Am Tag zuvor hatte das Team über die Beete der Biogranja La Real berichtet, die urbane Gärtner mieten und bestellen. Dort wurde auch gezeigt, wie mit Naturfarben gefärbt werden kann.

Ab Samstag, dem dritten Drehtag, ist Sabrina Nitsche mit von der Partie. Gedreht wird im Garten von Heide Göbel, in dem sie in Biobeeten essbare Blüten züchtet. Die Redakteurin hilft ihr anschließend im Atelier vor der Kamera, die Blüten nach Geschmacks­nuancen in transparente Behälter zu sortieren. Am vierten Tag führt Franz Kraus die Moderatorin durch die Zitrushaine von Sóller. Die Moderatorin stutzt nach fachgerechter Anweisung einen Orangenbaum, erntet Früchte und kostet Eis sowie Orangensaft.

Noch vier Drehtage auf der Insel folgen: Zwei Tage lang konzentriert sich das Team auf die Gestaltung von Anwesen, die nach den Entwürfen der Gartenarchitektinnen Andi Lechte und Erika Könn gestaltet worden sind. Einen Tag widmet man den Parkanlagen der Stadt Palma, und am letzten Tag (Donnerstag, 10.5.) hilft Sabrina Nitsche dem deutschen Ökolandwirt Georg Bräutigam in Binifelda nahe Capdepera bei der Herstellung von Wurmkompost.

Mit ihren bunten Gummistiefeln ist sie dort richtig ausgerüstet. Vor Drehbeginn wollten wir ihr eigentlich nach München schreiben, dass solche Stiefel in den Inselgärten eher unüblich sind. „Das dachte ich auch, aber als ich den Wetterbericht für die Woche auf Mallorca sah, habe ich meinen Koffer umgepackt und den Rollkragenpullover und die Stiefel mitgenommen. In Irland bin ich fast in den Beeten abgesoffen, das passiert mir nicht noch einmal", sagt sie. Auch im Weingarten in Raixa wäre besseres Schuhwerk angesagt gewesen. Alle Beteiligten mussten anschließend auf den Wegen des Landguts die dicken Lehmklumpen an den Schuh­sohlen loswerden.

„Querbeet" von BR Fernsehen wird jeden zweiten Montag um 19 Uhr im Wechsel mit der Sendung „Unkraut" gezeigt. Die Mallorca-Sendung soll im Januar ausgestrahlt werden.