Jahrelang lebten Shamataa (52) und Bijan Anand (63) in einem grünen Kastenwagen, mit dem sie durch Indien, Australien, Deutschland und Italien reisten. Zuerst zu zweit und später mit ihrer Tochter, die auf der Reise geboren wurde. Erfahrungen, die das deutsch-iranische Paar, das sich vor 29 Jahren in einem Ashram in Indien kennenlernte, nie vergessen wird. Auch wenn der alte Mercedes-Bus Baujahr 1978 jetzt unter einem stattlichen Johannisbrotbaum auf Mallorca steht und ausgedient hat.

„Bevor wir auf die Insel kamen, lebten wir in einer Kommune in Süddeutschland und sehnten uns nach einem Zuhause", erzählt Bijan Anand, der in Teheran aufwuchs und in London Design, Orientalis­tik und Shiatsu studierte, was in seiner Heimat ebenso schwierig gewesen wäre, wie den eigenen Glauben zu leben. 1997, einer Eingebung folgend, steuerte das Paar seinen Bus nach Mallorca. Zwei Monate später starb Shamataas Großmutter. Mit dem Erbe kauften sie eine 45.000 Quadratmeter große Finca zwischen Manacor und Colònia de Sant Pere - ihr heutiger Jardí de Llum (Lichtgarten).

Im Sommer lebte die Familie fortan auf Mallorca, sie richtete Küche und Wohnzimmer unter freiem Himmel ein, schlief im Bus und investierte viel Zeit und Arbeit in den Garten. „Monatelang lichteten wir das Grundstück, pflanzten Bäume, legten Wege an und schufen Plätze für Yoga und Meditation", erzählt Shamataa, die gebürtig aus Mannheim stammt. Den Winter verbrachte das Paar weiterhin reisend in wärmeren Gefilden und finanzierte sein Leben mit Medita­tionskursen, Coachings und Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung, die Bijan Anand seit über 20 Jahren anbietet. Seine Einzelsitzungen umfassen je drei Treffen à 2,5 Stunden (110 Euro/Sitzung, Bijan spricht Englisch, Shamataa übersetzt). Eines seiner Hauptanliegen ist die Arbeit mit Paaren. „Friede und Freude in die Beziehung zu bringen, ist der Schlüssel zum Frieden auf der Welt", so der Iraner.

Seit zwei Jahren leben sie nun ganzjährig auf Mallorca (die Tochter studiert in Berlin), wieder in einem festen Haus, das sie auf dem Grundstück bauten und in dem sie bis zu acht Gäste aufnehmen können. „Es gibt noch ein einfaches Holzhaus im Garten und zwischen Mai und September viele Zeltplätze", erklärt Bijan Anand. Ihren Garten versteht das Paar als Kraftort der Natur, wo man sich mit der Stille und mit der eigenen, inneren Natur verbinden kann. Dort finden Gruppenmeditationen statt, und Shamataa bietet Frauentreffen in einem talaiotischen Kraftort im Wald an. Zu den Besuchern zählen vor allem Deutsche, Holländer, Schweden und einige Spanier. Viele fühlten sich aufgrund der Weltlage in ihrer Heimat nicht mehr sicher und kämen, um sich mit der Ruhe und dem Frieden Mallorcas zu verbinden, berichtet Bijan Anand. Er hat die Idee, auf der Finca Baumhäuser und einfache Hütten im Holzrahmenbau zu errichten, damit Gäste ganzjährig eine Zeit im Jardí de Llum verbringen können. Auch eine Community zu gründen ist für ihn denkbar, um den Ort mehreren Menschen zugänglich zu machen, aber auch, um die anfallenden Arbeiten zu teilen.

Bis es soweit ist, bleibt der Jardí de Llum ein Anlaufpunkt für alle, die Antworten und neue Ideen suchen. „Es gibt ein großes Bewusstsein in der Gesellschaft, dass wir so wie bisher nicht weiterwirtschaften können", sagt Bijan Anand. Doch viele wüssten nicht, was sie tun und wie sie etwas bewirken können. „In der Meditation liegt eine große Kraft", so der Iraner. „Wenn ich mich selbst erkenne und mein Leben so verändere, dass ich mich wohlfühle, helfe ich gleichzeitig anderen."

Kontakt Jardí de Llum und Termine für Sitzungen: www.bijan-anand.blogspot.com