Statt Efeu klettert eine Hopfenranke an der Terrasse entlang, statt Deko-Sand füllt Gerste die Kerzengläser, die auf den Außen­tischen stehen. In „Sa Cerviseria" in Cala Ratjada auf Mallorca ist der Name Programm - in jeglicher Hinsicht. Hier gibt es selbst gebrautes Bier für Genießer.

„Wir sind seit 14 Jahren ein Paar, kennen uns aber praktisch schon ein Leben lang", sagt Catalina Girart und lächelt Rafel Hernández zu. Sie ist 27 Jahre alt, er 28. Beide sind Mallorquiner aus Cala Ratjada, beide studierten in Barcelona und Tarragona Chemieingenieur- und Brauereiwesen. Und beide zog es wieder zurück auf die Insel.

2016 reifte ihre Idee: Warum nicht mit selbst gebrautem Bier ihr Geld verdienen? „Wir erkundeten den Markt und merkten schnell, dass dies eigentlich nur lukrativ sein kann, wenn wir das Bier nicht nur herstellen, sondern auch direkt verkaufen", sagt Hernández. Schließlich gebe es auf der Insel kaum andere „Brew Pubs", also Kneipen mit integrierter kleiner Brauerei.

Monatelang tüftelten sie Rezepte aus, probierten selbst, holten Meinungen von Freunden ein. Seit Ende März sind sie stolze Betreiber der „Cerviseria". Die Kneipe wirkt etwas deplatziert in der Seitenstraße mitten im Wohngebiet, abseits vom Getümmel im Touristenort. „Das haben uns viele anfangs gesagt, aber mittlerweile finden die meisten, dass die Ruhe genau das ist, was sie gesucht haben", so Hernández. Und eigentlich auch das, was sie selbst von ihrer Bar erwarten. Dabei war die Entscheidung für den Standort des Lokals eher pragmatischer Natur. Das Haus gehört seiner Mutter, die beiden wohnen über der Kneipe, die eigentlich mal eine Garage war.

„15 Monate lang haben wir sie umgebaut", berichtet Girart. „Na ja, mit kräftiger Hilfe unserer Familien." Ihr Vater verwandelte die rund 100 Quadratmeter große Fläche in einen geräumigen Schankraum, sein Vater baute zahlreiche Palettenmöbel, ihre Mutter nähte aus alten Getreidesäcken Stuhlpolster, seine Mutter half beim Papierkram. Das Paar machte Handlangerarbeiten - und kümmerte sich um das Wichtigste: In Sóller erwarben die beiden Second-Hand-Bottiche und Gärzylinder, die jetzt in einem an den Schankraum ­angrenzenden Separee aufgebaut sind. Alle ein bis drei Wochen brauen sie neues Bier, wenn sich die Fässer leeren.

„Wir haben immer sechs möglichst unterschiedliche Sorten im Verkauf", erklärt Girart und deutet auf eine Tafel hinter der Theke. Neben den Namen prangt auch der Alkohol- und der Bitterkeitsgehalt. „Sa Fresquita" erinnert an helles Bayrisches Bier, wäre da nicht der leichte Minzgeschmack. „7 nits" ähnelt einem Guinness, aber mit etwas mehr Kaffeearoma, „Sa Portera Mediterrània" ist ein Lagerbier und mit 8,4 Prozent das alkoholstärkste auf der aktuellen Karte (ab 1,25 Euro für 14 cl).

Ständige Besuche lohnen sich - das Sortiment ändert sich alle paar Wochen. „Wir schauen natürlich, was bei den Kunden am besten ankommt", so Girart. Bisher seien es vor allem Dorfbewohner, die in „Sa Cerviseria" vorbeischauen, Touristen eher weniger. „Wer sich richtig betrinken will, für den ist das hier nichts", so Hernández knapp. Immerhin gäbe es dafür genug andere Lokale im Ort, die herkömmliches Bier für weniger Geld verkaufen. Stattdessen wolle man auf Genießer setzen, die Spaß daran haben, verschiedene neue Sorten auszuprobieren. „Unser Ziel ist es, dass sich unser Pub herumspricht und dass die Leute irgendwann extra wegen uns nach Cala Ratjada fahren."

Möglich wäre das: Das Bier ist wirklich lecker. Und neben dem Gerstensaft sind auch ein paar kleine mallorquinische Snacks wie pa amb oli und Wurst- und Schinkenplatten auf der Karte. „Die Zutaten kaufen wir ein, aber auch da achten wir auf Qualität", so Girart. Ebenso die Weine, die ausgeschenkt werden. „Langfristig wollen wir auch die selbst machen", sagt sie.

Sa Cerviseria, Craft Beer & Organic Wine, C/. Ses Roges 55, Cala Ratjada, www.facebook.com/­SaCerviseria/