Es ist ein Plus für Gartenpflanzen, wenn sie auf der Insel wilde Verwandtschaft haben. Denn diese hat sich über Generationen dem Klima angepasst. Die kultivierte Version trägt diese Widerstandsfähigkeit in ihren Genen mit sich. Manche Gartenpflanzen blühen während des Frühjahrs - Echium, Strauchnessel und Bärenklau - oder auch darüber hinaus wie Strandflieder und Erdbeerbaum.

Diese fünf zeigen sich im Garten wenig anfällig gegen Krankheiten und Schädlinge. Eigentlich gehört auch der Rosmarin dazu, der in Wildnis und Garten gleichermaßen gut zurechtkommt. Doch er ist allgemein bekannt. Der Lavendel dagegen tanzt außerhalb der Reihe. Zwar wächst er auf der Insel wild, doch im Garten kommt es seit einiger Zeit immer wieder zu Problemen. Die kultivierten Exemplare leiden oft an Fäulnis in der Wurzelgegend, vor allem dann, wenn viele Exemplare dicht an dicht wachsen. Bei den fünf auf dieser Seite beschriebenen Gewächsen ist das nicht zu befürchten.

Der Strandflieder (Limonium perezii) hat viel Verwandtschaft auf den Inseln. „Auf den Balearen wachsen viele wilde Limonium-Arten; die meisten von ihnen sind endemisch", sagt Jaume Segui, Botaniker im Jardí Bòtanic in Sóller. Allen gemeinsam ist, dass sie zur Familie der Bleiwurzgewächse gehören. Allerdings sind viele der Limonium-Sorten auf den Balearen kleinwüchsig. Denn sie wachsen unter Extrembedingungen an den Dünen und halten zuweilen mit ihren Wurzeln den Sand fest. Dem kultivierten Limonium sehr ähnlich ist der Geflügelte Strandflieder (Limonium sinuatum), er kommt auf den Kanarischen Inseln wild vor und wird dort auch in die Gärten gepflanzt. Der Meerlavendel, wie man ihn auch nennt, kann mit wenig Wasser den ganzen Sommer über blühen.

Der Natternkopf (Echium candicans) ist eine endemische Pflanze Madeiras. Auf Mallorca hat er eine ganze Reihe Cousins, wie beispielsweise das weiß blühende Echium italicum, das am Ende des Sommers gemeinsam mit den Disteln blüht. Das heißt, der wilde Verwandte des Natternkopfs übersteht den Inselsommer ohne Wasser. Im Garten zeigt sich das Echium nicht ganz so genügsam. Aber dafür leicht invasiv: Es kann sich innerhalb eines Jahres um einen Quadratmeter ausbreiten. Die Blätter sind gigantisch groß, die Blüten hoch, das macht sie zu einer beliebten Bienenweide.

Der Westliche Erdbeerbaum (Arbutus unedo bot., madroño span., arboç kat.) kommt auf der Insel häufiger wild vor als in den Gärten. Er bildet gleichzeitig Blüten, die an Maiglöckchen erinnern, und Früchte, denen nachgesagt wird, dass sie zu einem Rausch führen, wenn man zu viele von ihnen verzehrt. Bewiesen ist das nicht. Der Erdbeerbaum eignet sich als Randgehölz und Sichtschutz, als Hecke und, weil man sich am Olivenbaum mittlerweile etwas satt gesehen hat, ebenso als Solitär mit Stamm und Krone. Im Sommer kommt er mit wenig Wasser aus. In den Gärten wird er immer beliebter und ist auch dort äußerst genügsam.

Die Strauchnessel (Phlomis fruticosa bot., flomis span.) wird etwa einen Meter hoch und wächst wild im westlichen Mittelmeer bis Sardinien. Auf der Insel kann man im Frühjahr auf den Hängen der Serra de Tramuntana flächendeckenden Kolonien begegnen. Wild- und Kulturpflanzen blühen in hellem Gelb und sind im Frühjahr beliebte Weiden für Nektar suchende Insekten. Außerhalb der Blütezeit kann man die Pflanze an ihren filzigen Blättern erkennen, sie ähneln denen des Salbeis, weshalb die Strauchnessel auch Jerusalemsalbei genannt wird. Im Garten wächst die Strauchnessel höher und neigt dazu, sich invasiv nach allen Seiten auszubreiten. Um das zu verhindern, ziehen die Gärtner nach der Blüte mehrere Triebe aus den Wurzeln.

Der Wahre Bärenklau (Acanthus mollis bot., acanto span., acant kat.) entwickelt riesige glänzend grüne Blätter und weiß-lila Blüten, die wie Ähren aufgebaut sind. Er ist eine der wenigen Pflanzenarten, von denen überliefert ist, dass man sie in den Gärten der alten Landgüter Mallorcas als Glücksbringer gepflanzt hat. Für Gartenarchitekten zählt der Akanthus nicht zu den Lieblingspflanzen. Denn wenn diese an Stand­orten im Garten Gefallen gefunden haben, sind sie schwer aufzuhalten. Wenn man jedoch nach der Blüte die oberirdisch wachsenden Pflanzenteile abschneidet, vermeidet man, dass sich die Samen weiter vermehren.