Zwischen den Stämmen der Bäume schallt das Krähen eines Hahns, ansonsten herrscht auf dem Terrain der Gärtnerei Sa Porrassa angenehme Stille. Man fühlt sich wie aus der Zeit gefallen, vergessen sind der Massenandrang im benachbarten Western Park und die britische Feiermeile in Magaluf.

Der Vivero ist mit 80 Hektar Land der größte im Südwesten Mallorcas, dazu kommen noch 60 weitere, die sich an der alten Carretera von Palma nach Bunyola befinden. Sa Porrassa, das linker Hand der Straße nach El Toro liegt, war ursprünglich eine Possessión, das Landgut zählte zu den drei größten auf der Insel. Vor drei Jahrzehnten wurde parzelliert und Antonio Cardona kaufte das Land. Bis dahin hatte er zu Hause aus Dattelkernen Palmen gezogen, irgendwann wurde es im häuslichen Raum zu eng, er zog mitsamt seinen Dattelpalmen nach Magaluf und eröffnete die Gärtnerei.

Schon bald begann Cardona alte Olivenbäume aufzukaufen, die auf dem spanischen Festland oder in Portugal wuchsen. Damals verabschiedeten sich Landwirte von ihren oliveros, wenn diese aus Altersgründen den Höhepunkt ihrer Fruchtproduktion überschritten hatten. Auch heute wollen die Bauern alte Olivenbäume loswerden, wenn sie ihren Anbau auf neue Sorten umstellen.

Wie alle anderen Pflanzen auch kommen die Olivenbäume mit einem Pasaporte Santiario auf der Insel, der ihre legale Herkunft nachweist und gleichzeitig Gesundheitszeugnis ist. Die meisten Exemplare wurden jedoch vor 2006 importiert, als die Olivenbäume auf der Iberischen Halbinsel noch nicht geschützt waren. „Die Olivenbauern hätten sie sonst gefällt und das Holz verfeuert", sagt Gerardo López. „Wir geben ihnen ein zweites Leben."

Der Agraringenieur aus Madrid überwacht seit 2002 das Gedeihen der Pflanzen, berät Kunden und ist auch mit von der Partie, wenn die beiden Gartenarchitekten des Unternehmens für ihre Kundenentwürfe Pflanzen aussuchen. Der 38-Jährige weiß genau, was in welcher Gegend der Insel gedeiht. Ihm zur Seite stehen im Betrieb 30 Angestellte. Firmenbesitzer Cardona ist mittlerweile im Ruhestand, Tochter Esther kümmert sich um die Verwaltung.

Beim Rundgang durch die Gärtnerei begegnet man immer wieder den knorrigen Stämmen der Olivenbäume, insgesamt 5.000 Exemplare wachsen hier in Foliencontainern. Wenn ein alter Baum von einem Bagger an seinem ursprünglichen Standort aus der Erde gezogen wird, beschneidet man Wurzeln sowie Krone und verlädt ihn auf Anhänger. Jeder von ihnen akklimatisiert sich mindestens ein Jahr in der Gärtnerei, dann sind die Kronen nachgewachsen und man stutzt sie nach der Anleitung von López. „Wir müssen immer im Auge behalten, dass der Baum für den Transport nicht zu stark in die Höhe schießt", sagt er.

Schwierig gestalten wird sich der Transport der Palmen der Sorte „Washingtonia", die dicht an dicht genau dort wachsen, wo der Hahn zu hören war. Stämme samt Kronen sind an die fünfzehn Meter hoch, die Lieferung an neue Besitzer kann nur gelingen, wenn deren Anwesen nicht über kurvige Straßen zu erreichen sind. Etwas niedriger, doch auch von be,eindruckender Höhe, sind Zypressen, aber auch die an Kokospalmen erinnernden Exemplare des Arecastrum romanzoffianum. Viele Bäume wurzeln in der Erde, das beschleunigt ihr Wachstum. Beispielsweise die Dattelpalmen (Phoenix dactylifera): Wenn sie in die Kübel kommen, stutzt man ihre Blätter um die Hälfte, nach einem Jahr sind neue nachgewachsen. Viele von ihnen tragen Früchte.

Schwer haben es derzeit die etwas niedrigeren Kanarischen Dattelpalmen (Phoenix canariensis) mit stattlichen Stämmen, sie sind das bevorzugte Opfer des Palmrüsslers. Das hält so manchen Gartenbesitzer vom Kauf ab. Doch alle palmeras sind gefährdet, deswegen wird jede von ihnen einmal monatlich gegen Schädlinge sozusagen geimpft. Das gilt auch für die heimische Zwergpalme (Chamaerops humilis), auf die es der Nachtfalter Paysandisia archon abgesehen hat. Vier Mal im Jahr mindestens sind Inspektionen von Sanidad Vegetal fällig, bisher wurden keine Pflanzenkrankheiten festgestellt. Auch nicht bei den riesigen Oleanderbüschen, die auf der anderen Seite der Straße wachsen und wie auch die Bougainvilleen üppig blühen.

Ganz in der Nähe genießt eine Entenschar die Kühle des Morgens. Sie hält Schnecken vom Pflanzenfraß ab und wartet unter einem Feigenbaum darauf, dass Früchte abfallen - und lebt, wie auch der eingangs erwähnte Hahn, wild hier. Und nicht ohne Grund in dem Teil der Gärtnerei, in dem die jungen Obstbäume platziert sind. Von Reben über Mandel- bis hin zu Apfel- und Pflaumenbäumen ist hier alles vertreten, was für die Insel typisch ist. Man findete Orangen- und Zitronenbäume als junge Pflanzen sowie solche, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben und Stämme mit Durchmessern von etwa 20 Zentimetern aufweisen.

Schließlich betreten wir die Gewächshäuser auf dem Gelände. Hier wachsen die Exoten unter den Obstbäumen: Mangos, Avocados, Papayas, aber auch etwas seltenere Arten wie die Echte Guave und oder der Sapote, die geschützte, warme Standorte brauchen. In einer anderen Halle wurzeln zahlreiche Ficus- Exemplare. Sehr gefragt sind als Sichtschutz Bäume mit runder Krone und Stamm, die drei bis vier Meter hoch sind. Kleiner sind die Ficus-Bonsais, teilweise mit in sich verdrehten Stämmen.

Wie jede Gärtnerei, bietet auch Sa Porrassa in einer von der Sonne geschützten Lagerhalle ein großes Angebot von Zimmerpflanzen und Dauerblühern. Letztere können in den Inselgärten, die unter der Sommerhitze der vergangenen Monate gelitten haben, jetzt wieder etwas Farbe bringen.

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