Die Spielesammlung soll erweitert werden? Im Geschäft steht man dann meist vor einem vollen Regal, die Auswahl ist groß, die Entscheidung fällt schwer. Gut, wenn man jemanden wie Ralf zur Linde kennt. Der 48-Jährige, im Broterwerb Geschäftsführer von Fincallorca, entwickelt als Autor Ideen für neue Spiele und bietet sie Verlagen an. So kam seine Kreation „Finca" 2009 in die Top-Ten-Auswahl zum „Spiel des Jahres".

Derzeit seien kooperative Spiele wie wie „The Mind", „The Game" und „Exit" voll im Trend. „Natürlich gibt es nach wie vor etliche Spiele, bei denen es am Ende einen Gewinner gibt, aber es wird auch zunehmend interessanter, wenn man in einer Gruppe kooperiert und gemeinsam sein Ziel erreicht", sagt Ralf zur Linde. Er stellt der Mallorca Zeitung seine acht derzeitigen Lieblingsspiele vor.

The Mind

Miteinander reden ist bei diesem Spiel absolut verboten! Eine sehr innovative Idee, findet Ralf zur Linde. Die Spieler müssen über mehrere Level gemeinsam Zahlenkarten ausspielen, und zwar in aufsteigender Folge. „Es ist irre, wie sich bei diesem Spiel die Mimik verändert, um etwa hohe oder niedrige Kartenwerte zum Ausdruck zu bringen", sagt Ralf zur Linde. Gespielt wird nicht in fester Zugfolge, sondern bloß nach dem Zeitgefühl der Spieler. Ist es schon so weit? Sollte ich meine Karte nun ausspielen? Oder hat doch noch jemand eine niedrigere Karte? Ein zu früh gespieltes Blatt kostet das Team einen Lebenspunkt. Wurden alle Trümpfe ausgespielt, so steigt man ins nächste Level auf und wiederholt die Aufgabe mit höherer Kartenanzahl. Auch bei diesem Spiel kann miteinander kooperiert werden.

Autor: Wolfgang Warsch, Verlag: Nürnberger Spielkarten Verlag, Spielanzahl: zwei bis vier Spieler, Altersempfehlung: ab acht Jahren, Dauer: ca. 20 bis 40 Minuten, Preis: 10 Euro.

The Game

Viele bezeichnen „The Game" als den Vorgänger von „The Mind". Da ist in der Tat was dran, denn die Spieler verfolgen ein ähnliches Ziel. Gemeinsam versuchen die Teilnehmer, alle Karten mit Werten von 2 bis 99 passend abzulegen. Der große Unterschied zu „The Mind": Es darf gesprochen werden. Doch das Nennen von konkreten Zahlen ist verboten. Wer dran ist, spielt mindestens zwei Karten und füllt seine Hand wieder auf. Muss jemand passen, endet die Partie. Die Zwänge beim Ablegen der Karten schicken die Spieler in ein Wechselbad der Gefühle. Doch vor allem die Einschränkungen in der Verständigung machen „The Game" zu einer Herausforderung, die nicht langweilig wird. „Wenn man 'The Game' und 'The Mind' kennt, ist man erstaunt darüber, wie viel weiter uns Sprache bringt", so zur Linde.

Autor: Steffen Benndorf, Verlag: Nürnberger Spielkarten Verlag, Spieleranzahl: zwei bis fünf Spieler, Altersempfehlung: ab acht Jahren, Einstieg: leicht, Dauer: ca. 20 Minuten, Preis: acht Euro.

Exit

„Ein Riesenspaß für Rätselfreunde, die in der Gruppe eine Aufgabe lösen", sagt der Spielautor. Die Reihe „Exit - Das Spiel" greift die Idee der Escape Rooms auf, bei der eine Gruppe aus einem verschlossenen Raum finden muss. Und so geht es in der Spieleanleitung auch gleich los: „Stell dir vor, du befindest dich mit deinen Freunden in einem mysteriösen Raum. Plötzlich schließt sich die Tür und die Uhr fängt an zu ticken. Jetzt heißt es: Alle Rätsel lösen, um aus dem Raum zu entkommen." Jedes gelöste Rätsel bringt die Spieler dem Ausgang näher. Je schneller das Team dabei ist, desto besser fällt die Bewertung aus. Teamgeist, Kombination und Kreativität sind gefragt. Das Spiel wurde 2017 als „Kennerspiel des Jahres" ausgezeichnet, der ebenfalls von dem Verein „Spiel des Jahres" ausgelobt wird, sich aber nicht ausschließlich mit Familienspielen befasst.

Autoren: Inka und Markus Brand, Verlag: Kosmos, Spieleranzahl: ein bis sechs Spieler, Altersempfehlung: ab zwölf Jahren, Einstieg: mittel, Dauer: 45 bis 90 Minuten, Preis: 13 Euro

ganz schön clever

„Ein weiterer erkennbarer Spieletrend ist das Revival des Würfelspiels", sagt Ralf zur Linde. „Ganz schön clever" baut ein wenig auf dem Prinzip von Kniffel auf. Auch hier geht es darum, Würfe in einen Wertungsblock einzutragen. Neu und besonders ist, dass die Würfel viel flexibler miteinander kombiniert und an verschiedenste Stellen des eigenen Schreibzettels eingetragen werden können. Die Spieler gehen auf Punktejagd. Je effektiver sie pro Zug nacheinander die Ergebnisse auf ihrem Spielblatt eintragen, desto mehr Kettenreaktionen lösen sie aus. Die Farbe des Würfels gibt vor, in welchem Bereich auf dem Blatt Felder angekreuzt oder Zahlen eingetragen werden dürfen. Mal müssen Reihen vervollständigt, mal bestimmte Felder gefüllt werden. Zusätzliche Herausforderung: Bei manchen Würfen können Mitspieler Punkte klauen. „Nur wer besonders klug und vorausschauend spielt, kann hier bestehen", so Spieleexperte Ralf zur Linde.

Autor: Wolfgang Warsch, Verlag: Schmidt Spiele, Spieleranzahl: ein bis vier Spieler, Altersempfehlung: ab zehn Jahren, Einstieg: mittel, Dauer: ca. 30 Minuten, Preis: 12 Euro

Qwixx

Auch bei diesem Spiel gibt es farbige Würfel, nur spielt hier die Taktik eine noch größere Rolle als bei „Exit".

Alle Spieler gehen auf Jagd nach Zahlen, die auf einem Wertungsblock in vier Farbreihen aufgelistet sind. Ein Spieler wirft sechs Würfel und sagt die Summe der beiden weißen Würfel an. Jeder darf diese Zahl in einer beliebigen Reihe ankreuzen - muss aber mit diesem Kreuz rechts von allen anderen Kreuzen in dieser Reihe bleiben. Der aktive Spieler darf zusätzlich die Summe aus einem weißen und einem farbigen Würfel in der zugehörigen Reihe markieren. Kann der Würfler nichts eintragen, kassiert er Minuspunkte. Pluspunkte gibt es für die Anzahl der Kreuze in einer Reihe: je mehr, desto besser. Das schnelle Spiel passt in jedes Reisegepäck und ist viel einfacher zu lernen, als es zunächst scheint. Da jeder von jedem Wurf profitieren kann, fiebern immer alle Spieler dem nächsten Würfelergebnis entgegen und sind so voll bei der Sache. Risiko eingehen oder vorsichtig agieren? Ralf zur Lindes Fazit: „Das Spiel fordert einen ständig, ist spannend und macht großen Spaß."

Autor: Steffen Benndorf, Verlag: Nürnberger Spielekarten Verlag, Spieleranzahl: zwei bis fünf Spieler, Altersempfehlung: ab acht Jahren, Einstieg: leicht, Dauer: ca. 15 Minuten, Preis: 8 Euro

Azul

Das taktische Legespiel Azul ist zum Spiel des Jahres 2018 gekürt worden. Der Inhalt: Der portugiesische König Manuel I. beauftragt Handwerker, die Wände seines Palasts mit schönen Mosaiken zu verzieren. Dafür sollen sie nicht irgendwelche Keramikfliesen verwenden, sondern die sogenannten Azulejos. Abhängig von der Position im Mosaik brauchen die Handwerker mal viele Fliesen einer Sorte, mal wenige, um das Muster erweitern zu dürfen. Das besondere ist, dass man immer alle Kacheln einer Art nimmt, wodurch bei Rundenende immer einige unerwünschte Kacheln übrig bleiben, die dann aber genommen werden müssen. Das ist eine ganz schön „fiese Regel", sagt Ralf zur Linde. Wer sich verspekuliert und zu viele Kacheln nehmen muss, büßt Punkte ein. Belohnt hingegen wird, wer am Ende vollständige Reihen und Spalten im Mosaik vorweisen kann. „Es bleibt also immer spannend bis zum Schluss, wenn sich herausstellt, wer auf den Kacheln sitzenbleibt", so der Spieleautor.

Autor: Michael Kiesling, Verlag: Next Move, Spieleranzahl: zwei bis vier Spieler, Altersempfehlung: ab acht Jahren, Einstieg: mittel, Dauer: ca. 30 bis 45 Minuten, Preis: 40 Euro

Luxor

Der würdige Zweitplatzierte bei der Nominierung zum „Spiel des Jahres 2018", findet Ralf zur Linde. Die Spieler ziehen mit Forschern durch eine Pyramide und entdecken Schätze. Doch die Spieler dürfen die entdeckten Kostbarkeiten nur dann für sich behalten, wenn sie mit bis zu drei eigenen Spielfiguren auf dem Schatzfeld stehen. Das erfordert gute Planung, denn die Abenteurer werden durch das Ausspielen von Spielkarten bewegt. Je tiefer eine Figur in den Tempel eindringt, desto mehr Punkte bringt sie am Ende. Während man beim

Klassiker „Mensch ärgere Dich nicht", fremde Figuren einfach rausschmeißt, da nicht mehrere Figuren auf einem Feld stehen dürfen, setzt „Luxor" auf das Gegenteil. „Fühlt sich zunächst ungewohnt an, entfaltet aber eine ganz besondere Spannung", verspricht Ralf zur Linde.

Autor: Rüdiger Dorn, Verlag: Queen Games, Spieleranzahl: zwei bis vier Spieler, Altersempfehlung: ab acht Jahren, Einstieg: mittel, Dauer: ca. 45 Minuten, Preis: 40 Euro

Finca

Dieses Spiel hat Ralf zur Linde selbst entwickelt. Man taucht darin ein in eine Zeit, als die Bevölkerung auf Mallorca noch landwirtschaftlich geprägt und die Ferienfinca-Vermietung noch nicht erfunden worden war. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Fincabesitzern und versuchen mit ihren Eselskarren Früchte von ihrer Plantage an die verschiedenen Gemeinden der Insel zu liefern. Auf dem Spielbrett ist Mallorca in zehn Regionen eingeteilt. In jeder Region steht eine Finca.

Die zehn Inselgemeinden haben einen bestimmten Bedarf an Früchten. Der wird mit Früchteplättchen angezeigt, die vorher gemischt und auf dem Spielbrett verteilt werden. Das oberste Plättchen symbolisiert einen Auftrag. Jeder Spieler bekommt eine bestimmte Anzahl an Bauernfiguren, die er auf einem großen Windrad platzieren muss, auf dem ebenfalls Früchte abgebildet sind.

Nachdem alle Spieler alle Bauern auf das Windrad verteilt haben, beginnt das eigentliche Spiel. Man zieht mit den Figuren der Reihe nach über die Flügel des Windrades und sammelt Früchte, die dann ausgeliefert werden müssen. Nebenbei lernt man die verschiedenen Dörfer und Regionen und die inseltypischen Früchte kennen. Erstmalig erschien das damals auch zum „Spiel des Jahres" nominierte „Finca" im Jahr 2009. Es ist seither in rund 20 Sprachen übersetzt worden. Aus verlagsinternen Gründen wurde die Produktion vor Kurzem eingestellt. Zur Messe „Spiel" in Essen soll aber im Oktober eine Neuauflage erscheinen.

Autor: Ralf zur Linde und Wolfgang Sentker, Verlag: Franjos, Spieleranzahl: zwei bis vier Spieler, Alter: ab zehn Jahren, Einstieg: mittel, Dauer: circa 45 Minuten, Preis: ca 30 Euro