Pep Ferrer zeigt auf ein großes Schwarz-Weiß-Bild in seinem Büro: „An diesen drei Rampen mit Holzbrettern wurden die Boote 1970 noch mit einem Gerät, das auf Mallorquín jigara heißt, per Kordel, die man darin aufrollt, und mithilfe von acht bis neun Männern aus dem Wasser gezogen. Heute bringt unser Kran die mittlerweile bis zu zehn Tonnen schweren Boote an Land." Ferrer ist seit knapp drei Jahren der Vorsitzende des zweitältesten Yacht­hafens Mallorcas, dem Club Náutico in Portitxol. Dieses Jahr feiert er mit verschiedenen über das ganze Jahr verteilten Aktivitäten das 90-jährige Bestehen des familiären Traditionsvereins. 1928 hatte sich eine Gruppe aus acht professionellen Fischern, die immer sonntags raus aufs Meer gefahren sind, zusammengetan. Zwei von ihnen waren Ferrers Großväter.

Seitdem hat sich viel verändert: Die vergleichsweise wenigen Schiffe, die früher im Hafen lagen, waren damals nur etwa drei bis vier Meter lang. Heute würden laut Ferrer 80 Prozent der Boote die Acht-Meter-Grenze erreichen. Die restlichen zwanzig Prozent ­seien zwischen acht und zehn Meter lang. Auch die Dienstleistungen, welche die Mitglieder heute geboten bekommen, haben sich über die Jahre hinweg verbessert. „Da es früher keine Dampfdruckreiniger gab, musste beispielsweise jedes Schiff per Hand geschrubbt werden", erinnert sich Ferrer. Auch den Gemeinschaftsraum, der sich in dem im vergangenen Jahr restaurierten ersten Stock des Clubhauses über dem Restaurant im Hafen befindet, gab es früher nicht. Darin treffen sich Mitglieder zum Kartenspielen, Fußballschauen oder um in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Auch eine Bücherei steht ihnen zur Verfügung. Auf eine Sache ist der Yachtclub-Präsident besonders stolz: die Segelschule, die er als „Seele des Clubs" bezeichnet. Für die überwiegend jungen Teilnehmer bietet der Yachthafen Sommer- wie auch Winterkurse an. Allein in diesem Sommer hätten insgesamt 400 Kinder teilgenommen. Auch ein Wettkampf-Team habe sich herausgebildet, und seit einem halben Jahr gibt es ­zusätzlich eine Kanuschule. Gern erwähnt Ferrer, dass international bekannte Segler wie ­Jordi Calafat, der bei den Olympischen Spielen 1992 die Goldmedaille gewann, einmal Mitglieder des Clubs waren.

Ferrer und seinem Team ist es ein großes Anliegen, insbesondere Kinder dazu zu animieren, mitzumachen. Nur so könne die Zukunft des Yachtclubs gesichert werden. Stolz erzählt Ferrer auch, dass es dem Yachtclub gelungen ist, das Durchschnittsalter der Mitglieder von vor drei Jahren (64) auf heute 57 Jahre zu senken. „52 wäre noch besser", so der 56-Jährige. Das ist einer vor Kurzem abgesegneten Gesetzesänderung zu verdanken, die der Yachtclub beantragt hatte. Infolgedessen können sich jetzt alle Altersklassen einschreiben, wodurch sich in den vergangenen drei Monaten rund 30 Jugendliche dazu ent­schlossen hätten.

Bis heute, so Ferrer, haben rund 90 Prozent der socios auch andere Angehörige angeworben - kein Kunststück, manche können auch gar nicht widersprechen: „Mein ­Enkel ist erst drei und schon seit zwei Jahren Mitglied", sagt Ferrer.

Die meisten der 300 socios kommen aus dem angrenzenden Viertel Molinar. Rund zehn Prozent seien Ausländer, die Mehrheit von ihnen Deutsche. 90 Prozent der im Hafen liegenden Boote gehören den Mitgliedern. Die übrigen zehn Prozent sind Schiffe von Nicht-Mitgliedern, die nur auf der Durchfahrt und daher ­vorübergehend im Hafen zu Gast sind.

Die Liegegebühr dafür ist eine der Einnahmequellen, durch die sich der Yachtclub finanziert. Einen großen Teil machen auch die Mitgliedsbeiträge aus. Während diese kurz nach der Gründung des Clubs noch eher symbolischer Art waren, kostet die Mitgliedschaft heute je nach Bootslänge etwa 1.100 Euro pro Jahr. Auch das Restaurant auf dem Gelände des Clubs wirft durch die Konzession Gelder ab. Der Club hat noch einiges vor. Zum einen sollen einige Umbauarbeiten vorgenommen werden. Dazu muss die Hafenbehörde zunächst den Antrag der neuen Konzession für das Gelände absegnen. Die aktuelle läuft noch bis 2022. „Dann können wir den Bodenbelag des Hafengeländes erneuern und auch die Abgrenzung zur Straße hin verbessern. Auch die Duschen und der Aufenthaltsraum müssen restauriert werden. Außerdem wollen wir einen Aufzug ins Gebäude bauen, damit auch die nicht mehr so mobilen Mitglieder in die Gemeinschaftsräume kommen", so Ferrer.

Auch wenn einige Dienste weiterhin nur Mitgliedern vorbehalten sein sollen, will sich der Club noch mehr als in den letzten Jahren der Öffentlichkeit öffnen. Bei der Ankunft der Jungfrau Maria im August oder der Reyes ­Magos etwa stehen auch Nicht-Mitgliedern die Türen zum Gelände offen. Dadurch legen Ferrer und sein Team zum einen die Basis für eine gute Nachbarschaft in dem Viertel. Und sie erhoffen sich auch, so langfristig weitere Bewohner mit ins Boot zu holen - im wahrsten Sinne des Wortes.