Noch wirkt der Panda, in dessen Innerem Slavi Stefanov steckt, etwas geknickt. Doch nachdem sein Sohn Anatolii den Reißverschluss am Rücken geschlossen hat, dauert es nur wenige Sekunden, bis er seine volle Größe entfaltet. Ein Mädchen, das mit seiner Oma auf einer Bank am Borne sitzt, wird auf ihn aufmerksam. Noch etwas verhalten nähert sie sich an der Hand der älteren Frau dem Riesenkuscheltier. Die Kleine soll für ein Foto posieren, hält aber zunächst noch reichlich Sicherheitsabstand. Als der Bär dann anfängt, langsam zur Musik zu tanzen, wird auch sie zutraulicher.

So geht das seit Februar, seit Slavi Stefanov und seine beiden 16 und 20 Jahre alten Söhne Anatolii und Stefan in dem drei Meter hohen Kostüm in Palmas Innenstadt zugange sind. Der Panda kommt bei Einheimischen und Besuchern gut an. Doch was erst einmal nach Spaß und leicht verdientem Geld aussieht, ist ein wahrer Knochenjob.

Fünf T-Shirts schwitzt Familienvater Stefanov in den eineinhalb bis zwei Stunden durch, in denen er zum Panda wird. „In diesen sechs Monaten habe ich dadurch gut 18 Kilo abgenommen." Die beiden in das Riesenkostüm eingebauten Ventilatoren senkten die Innentemperatur zumindest von 40 auf 36 Grad, erzählt der 42-Jährige. Nach einigen Tagen als Panda auf der sonnigen Plaça d'Espanya hat er den Platz zwischen den Schatten spendenden Bäumen am Borne bewusst gewählt.

An dem Gewicht des Kostüms ändert das nichts. Eine Weste mit Gurten, mit denen er das Bären-Dress von innen befestigen kann, sorgt immerhin dafür, dass sich die 16 Kilogramm relativ gleichmäßig auf den Schultern verteilen. Hinzu kommen noch die jeweils zweieinhalb Kilogramm der rechts und links per Bauchtasche an Stefanovs Hüfte befestigten Batterien. Mit ihnen betreibt er die Lautsprecher und Ventilatoren. In der ersten Woche seien die Rückenschmerzen unerträglich gewesen. Mittlerweile habe sich sein Körper aber an das Gewicht gewöhnt, sagt er.

Stefanov und seine Familie kommen aus Sofia und sind vor zweieinhalb Jahren von Madrid nach Mallorca gezogen. Sie schlugen sich zuvor mit Jobs als Erntehelfer, auf dem Bau oder in der Gastronomie durch, bis der Vater sich näher mit Touristenattraktionen zu beschäftigen begann. Auf Youtube überzeugte er sich davon, dass XXL-Tiere sowohl bei den Großen als auch bei den Kleinen besonders gut ankommen. Er bestellte sich einen Panda.

Einen ganzen Monat lange musste er dann noch auf das rund 1.000 Euro teure Kostüm warten, das in Hongkong an seine Größe und die seiner Söhne angepasst wurde- die drei wechseln sich ab. In den oberen Teil des Pandabauchs ist ein weißes Fenster eingenäht, durch das sie atmen, mit den Passanten sprechen und die meisten von ihnen auch sehen können. Ihr Sichtfeld ist dennoch stark eingeschränkt. Daher passt immer entweder Slavis Frau oder einer der Männer darauf auf, dass der Panda niemanden umläuft, der an seiner Seite oder hinter ihm steht.

Mittlerweile können sich der Vater und die Söhne gekonnt in dem Kostüm bewegen und Urlaubern, die sich durch die aus den Boxen kommende Musik haben anstecken lassen, ein Tänzchen widmen. „Am Anfang war ich noch sehr wackelig auf den Beinen. Ich hatte immer das Gefühl, umzufallen, sobald ich versucht habe zu tanzen", erinnert sich Slavi Stefanov. Jetzt hüpft er sogar auf einem Bein. Die Tanzfortschritte scheinen sich zu lohnen, denn seit aus dem Panda fröhliche Musik kommt, laufe das Geschäft besser als zuvor. Für Stefanov und seine Söhne vergeht die Zeit im Inneren durch die Musik zudem viel schneller.

Dass der Bulgare die dicken Pandabeine überhaupt hoch bekommt, ist den darin eingenähten Flipflops zu verdanken. Am Übergang der Unterseite der Pfote zum Kostüm sind schon Gebrauchsspuren und Einrisse zu sehen. Nach sechs Monaten Action wird es bald Zeit für ein paar Näharbeiten oder ein ganz neues Pandakostüm.

Die vor dem Panda aufgestellte Blechdose klingelt nahezu durchgehend. Unter denen, die Geld einwerfen, sind auch Menschen, die gar kein Foto machen, sondern sich einfach nur über den Panda freuen. „Etwa 80 Prozent der Passanten geben uns zumindest eine kleine Spende. Für ein Video beim Tanzen gibt es auch schon mal fünf Euro", so Slavi Stefanov. Im Hochsommer arbeitet die Familie aus Sofia im Wechsel zwischen 11 und 23 Uhr. Da reiche das Geld für die Miete und das Essen und ein normales Leben. Wenn Bettler kommen und bei ihrem Publikum nach Geld fragen, macht Slavi deutlich, dass sie nicht zu ihm gehören und bittet sie, sich einen anderen Ort zu suchen.

Inzwischen ist auch der Schwager von Slavi Stefanov ins Geschäft eingestiegen - als Koala-Bär. Solange noch Urlauber da sind, will die

Familie weiterarbeiten. Auch das Weihnachtsgeschäft möchten sie noch mitnehmen. „Dann geht es einen Monat nach Bulgarien, um die Familie zu besuchen." Das Panda-Kostüm bleibt dann in Palma.