Beim Rundumblick vom Dach erübrigt sich die Frage, woher die Gärtnerei ihren Namen hat: Den Hintergrund für die „Jardins de Tramuntana" geben malerisch die Gipfel der Gebirgskette von Mallorca. Die außergewöhnliche Gestaltung des Anwesens passt da ins Bild. „Wir wollen zeigen, wie Gartendesign auf der Insel aussehen kann und kein Supermarkt für Pflanzen sein", sagt Toni Nadal. Bevor er vor zwanzig Jahren gemeinsam mit Teilhabern die Gartenbaufirma gründete, hatte er selbst Gärten angelegt.

Heute arbeiten bei Jardins de Tramuntana fünf Gartenarchitekten. Einer von ihnen ist der aus München stammende Johannes Dütsch. Zehn Mitarbeiter kümmern sich um die Pflanzen vor Ort, rund achtzig Gärtner um die Realisierung der Projektentwürfe sowie die Instandhaltung danach. Das Gartenbauunternehmen liegt neun Kilometer vom Rathaus von Palma entfernt an der Straße nach Valldemossa, auf dem drei Hektar großen Areal sind viele Pflanzensorten ausgestellt. Kürzlich erwarb die Gärtnerei weitere fünf Hektar Grund gegenüber der Balearen-Universität. Weil es auf dem alten Gelände zu eng wurde, verlegt man nun Bäume auf das neu erworbene Grundstück .

Aber vielleicht macht gerade die Enge den Reiz des Gartens aus, der wirkt, als würden die Pflanzen wild durcheinander wachsen. Dies ist auch bei einer vertikalen Begrünung zu beobachten, die nicht nur gut aussieht, sondern auch in aufgeheizten Straßenschluchten im Sommer für Kühle sorgen soll. Wie das geht, erklärt Gartendesigner Dütsch. An der Wand befestigt man Metallkästen mit einer dicken Schicht Steinwolle. Durch winzige Öffnungen bilden die Pflanzen Wurzeln und halten sich an einem Gitter fest. An den Metallkästen ist oben und unten für Bewässerungsrohre Platz.

Überraschend ist ebenfalls die Begrünung eines Dachs, das mit einem Sedumteppich bepflanzt ist. Bei Jardins de Tramuntana sammelte man bereits Erfahrung mit dieser isolierenden Bepflanzung auf Garagendächern. Im Sommer kann die pflegeleichte Sukkulente mit dem Schlauch gegossen werden, im Winter reichen die Niederschläge aus.

Bis die Besucher zu dem spektakulären Höhepunkt ihrer Besichtigung kommen, gehen sie an riesigen Pflanzgefäßen aus Ton oder Kunststoff vorbei, aber auch einer Nische mit antiquarischem Werkzeug und einer alten Kutsche. In einem kleinen japanischen Beetanlage ist ein Häuschen für Bonsais eingerichtet. Wie in allen Gärtnereien gibt es auch hier Werkzeuge von der Rosenschere bis zum Rasenmäher, Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie eine Abteilung für Zimmerpflanzen und eine weitere für Gewächse der Saison sowie mehrjährige Sträucher, die Nadal vom spanischen Festland bezieht.

Das Highlight des Gartenbauunternehmens ist jedoch ein idyllischer Teich, sein Wasser wird für die Bewässerung der Pflanzen genutzt, aus einem Brunnen fließt neues nach. Rund um den Teich wachsen Pflanzen, die Wasser mögen. So hängen die großen, gelben Blüten der Engelstrompete (Datura) über das Ufer bis ans Wasser. Hier herrscht eine idyllische, friedliche Stimmung mit absoluter Stille. In den Teich führen Stege aus Schienen und Bahnschwellen, auf ihnen können Wasserpflanzen für Kunden gepflückt werden. Jetzt genießen hier zwei Enten, die als Küken zugelaufen sind, die Nähe des Wassers. Im Teich schwimmen Karpfen und japanische Kois.

Die Besichtigung führt danach zur Baumschule. Hier wächst ein riesiger Zürgelbaum (Celtis australis bot., almez span., lledoner kat.,) in einem Pflanzgefäß aus Kunststofffolie. Er verträgt keinen radikalen Schnitt, und ist so, wie er ist, von einem Standort auf der Insel mit einem Spezialtransport geliefert worden. Im Winter wird er seine Blätter abwerfen. Ein riesiges Exemplar des ebenfalls heimischen immergrünen Erdbeerbaums (Arbutus unedo bot., madroño span., alborçó kat.) ist hier zu bewundern oder auch ein alter Granatapfelbaum

(Punica granatum bot., granado span., magraner kat.) in mittlerer Höhe und mit einem dickem Stamm. Seine Früchte sind noch unreif, sie werden - so Nadal - in Bälde süß schmecken. Außerdem gibt es ein seltenes, auf der Insel vom Aussterben bedrohtes Exemplar der Europäischen Stechpalme (Ilex aquifolium bot., acebo span., grèvol kat.), die rote Früchte bildet.

Zu sehen sind ebenfalls Baumriesen, die auf der Insel nicht heimisch sind, auch sie warten hier in Pflanzgefäßen, bis sie in einem Garten Wurzeln schlagen können. Wie beispielsweise die hohen Magnolien, im Frühjahr bilden sie weiße Blüten und danach dicke Früchte. „Die magnolia mag es kalt, sie wächst an geschützten Stellen der Serra", sagt der Mallorquiner. Noch mehr in die Höhe geht der im Frühjahr in Rosa blühende Judasbaum (Cedric Siliziumatom bot., árbol del amor span., arbre de Judea kat.) oder der Peruanische Pfefferbaum (Schinus molle bot., pimentero falso span., fals pebrer kat.), der bereits über acht Meter gewachsen ist. Manche Bäume wurden vor Jahren aus Italien importiert, andere stammen vom spanischen Festland. Um das Angebot komplett zu machen, führt man alle Palmsorten sowie Steineichen, Zypressen und Olivenbäume. „Besuchern gefällt es bei uns so gut, dass manche fragen, wie viel der Eintritt kostet", sagt Nadal.

Kontakt: www.jardinstramuntana.com