Zügig werden die Römersalate vom Strunk getrennt, in Kisten gefüllt und diese zu einem Turm gestapelt. Die heutige Ernte auf den Feldern der Finca Anyada bei Villafranca auf Mallorca ist für den Großkunden Agromart bestimmt. Toni Gili ruft seinen Angestellten die Zahl der pilas zu, die von einer Sorte gepflückt werden müssen. Eine pila, das sind elf Kisten und genau so viele, wie auf eine Palette passen. Mit Traktor und Anhänger sammelt er die Kisten ein, auf denen Terracor zu lesen ist.

„Im Dezember 2017 haben sich fünf Landwirte zusammengetan und das Unternehmen „Terracor Sat" gegründet", sagt Toni Gili. Jeder von ihnen ist auf eines oder mehrere landwirtschaftliche Produkte spezialisiert. Gili steuert Salate und Gemüse bei. Matias Adrover wechselte samt seiner Obstbaumzucht und den essbaren Blüten , beides wird bei Manacor angebaut, von der Kooperative Agroilla zu Terracor. „Von A für acelgas bis Z für zanahorias liefern wir alles, was die Inselerde bietet", sagt der Mallorquiner, den wir in der MZ bereits einmal vorgestellt haben.

Der Name des Unternehmens wurde aus den mallorquinischen Wörtern terra (Erde) und cor (Herz) gebildet. „Sat" steht für Sociedad Agraria de Transformación, was bedeutet, dass die Firmen auch über Genehmigungen verfügen, ihre landwirtschaftlichen Produkte zu Marmeladen oder Säften zu verarbeiten. Die Salatblätter von der Finca Anyada beispielsweise werden gemischt und auf den Märkten nach Gewicht verkauft. Mit den fünf Landwirten kommen 300 Hektar Felder zusammen, auf 35 von ihnen wachsen Obstbäume, auf den restlichen Tomaten, Gemüse und Salate.

Nur etwa 20 Prozent der von der Landwirtschaft hergestellten Lebensmittel, die von den Inselbewohnern oder den Urlaubern verzehrt werden, stammen von der Insel. Ein Grund: Obst und Gemüse vom spanischen Festland sind preiswerter als die Produkte von der Insel. Einen weiteren Grund nennt der Agraringenieur: „Wir Insellandwirte zählen zu einer Spezies, die vom Aussterben bedroht ist." Wenn die Ernte morgens in trockenen Tüchern ist, unterrichtet der 33-Jährige zwei Mal die Woche an der Universität der Balearen in Palma Landwirtschaft und Gartenbau. Für ihn bedeute die Zusammensetzung der beiden Worte agri und cultura, die Landwirtschaft als einen wichtigen Beitrag zur Kultur zu begreifen. Jeden Tag mache er sich wieder begeistert an die Arbeit und versuche, auch seine Studenten, die zehn Angestellten sowie seine Kollegen im Unternehmen zu motivieren. Das Pflanzen und Ernten mache geradezu süchtig, auch wenn man dabei immer die Rentabilität eines landwirtschaftlichen Unternehmens im Auge haben müsse.

Gili ist als Teilhaber für die Pflanzungen auf der Finca Anyada verantwortlich. Er überwacht darüberhinaus auch die Felder der Mitglieder des landwirtschaftlichen Unternehmens. Der Anbau funktioniert nach den Regeln der producción integrada: „Dies ist ein Mittelweg zwischen dem konventionellen und dem ökologischen Anbau", sagt er. Dieser Kompromiss gelte bei vielen als Lösung für die Zukunft, denn er schone die Umwelt, könne aber, im Gegensatz zu der niedrigen Produktion des Ökoanbaus, den Bedarf von Supermärkten und Großkunden decken.

Die integrale Landwirtschaft steht unter der strikten Aufsicht des Landwirtschaftsministeriums der Balearen. Wichtige Aspekte sind hierbei die Erhaltung der Landschaft sowie die Nachhaltigkeit. Die Größe der Anbauflächen von Terracor lassen ohne Weiteres zu, die Pflanzensorten im Rotationssystem zu setzen. Dabei wird die Bepflanzung der Felder eine Saison ausgesetzt, damit sich der Boden erholen kann. Gegen Schädlinge kommen Fressfeinde zum Einsatz, Insektizide werden vermieden. Wichtig sind auch kurze Wege zum Verbraucher, sowie der sparsame Umgang mit Energie und Wasser.

Die Landwirte wollen gemeinsam erreichen, dass der Verbraucher die landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus der Region schätzen lernt und dabei in Kauf nimmt, dass - je nach Jahreszeit - nicht immer alle Sorten zur Verfügung stehen. Die Pläne der Landwirte werden möglicherweise auch bald durch EU-Gelder unterstützt, die für das kommende Jahr beantragt wurden. Bedingung für die Auszahlung der Gelder aus Brüssel ist allerdings, dass die Vereinigung mindestens ein Jahr alt ist. Wenn dies im Dezember erreicht ist, könnte man mit den Geldern die landwirtschaftliche Produktion als Marke fördern.

Dazu werden dann die Million Salatköpfe zählen, die man pro Jahr auf der Finca Anyada pflückt. Damit täglich geerntet werden kann, müssen das ganze Jahr über, an einem Tag in der Woche, Salatsetzlinge in die Erde kommen. Neben dem eingangs erwähnten Römersalat-Klassiker baut man grünen und roten Kopfsalat (trocadero) sowie Lollo und Eichblattsalat, beide ebenfalls mit grünen und roten Blättern an. Im Sommer benötigen die Salatsorten sechs, im Winter vierzehn Wochen bis zur Reife.

Alle sieben Wochen pflanzen die Arbeiter auf der Finca Mangold und im Abstand von zehn Wochen Selleriesuppengrün neu. Die Petersilie wird zwei Mal im Jahr gesetzt. Alle drei Pflanzensorten kommen als manojos (Bündel) in den Handel. Zwischen Juli und September kamen bereits die Setzlinge für den Blumenkohl in die Erde. Der coliflor wird den ganzen Winter über auf der Insel im Freien gepflückt. Wie auch der klassische Kohl und der Chinakohl, der vor allem bei Liebhabern der asiatischen Küche beliebt ist.

Noch vor Mittag muss die Ernte auf den Lkw verladen werden. Der bringt die Salate und das Gemüse dann zum Großmarkt von Palma. Von dort aus werden die Hiper- und Bip-Supermärkte beliefert, aber auch weitere Großkunden, wie der eingangs erwähnte Agromarkt. Auf dem Mercapalma kaufen ebenfalls Einzel- und Markthändler ein.

Am Morgen danach liegen die knackigen Salate und das frische Gemüse in den Verkaufstheken, mittags bereits auf dem Tisch der Inselbewohner oder aber bei den Urlaubern in Restaurants oder Hotels.

Kontakt: www.terracor.es