Das Interview mit dem Gartenarchitekten Hans Achilles findet in seinem Haus in Moscari auf Mallorca statt. Im Laufe des Gesprächs berichtet der 45-Jährige, dass das Haus ursprünglich seiner Großmutter gehörte. Seine Mutter heiratete einen Deutschen, er wuchs in Bonn auf und ging dort zur Schule. Landschaftsarchitektur studierte er an der TU Dresden. Während des Studiums lernte Achilles Spanisch und war am Aufbau des botanischen Gartens im chilenischen Talca beteiligt. Seit 2003 lebt und arbeitet der Gartendesigner auf Mallorca, seit 2015 gehört er zum Team der Geschäftsleitung von Son Muda Gardens in Felanitx.

Entwerfen Sie Inselgärten nach rein ästhetischen Aspekten oder geht es Ihnen auch um Ökologie?

Zurzeit planen wir einen Naturgarten, der nicht auf geometrischen Formen basiert. Da werden dann verschiedene Brandkräuter (Phlomis), Rosmarin- und Aloearten wild durcheinander wachsen. Man wird da gar nicht sehen, dass es ein gestalteter Garten ist. Die Garrigue gilt als Vorbild, wir reichern sie mit Blühpflanzen farblich an, wässern aber nur sehr sparsam, das ist auf der Insel wichtig und unser Beitrag zur Ökologie. Außerdem wählen wir vor allem Pflanzen aus, die an das Klima angepasst sind. Das spart Chemie.

Welche Pflanzensorten empfehlen Sie den Gartenbesitzern?

Olivenbäume sind sehr dankbar. Bei Mandeln sind wir sehr vorsichtig. Ich selbst bin kein Freund der Mandelbäume. Schon bevor das Feuerbakterium den almendros zu schaffen machte, hatten sie Probleme. Gräser sind dagegen anspruchslos. Bei der Auswahl der Sorten ist darauf zu achten, dass sie nicht auf der Liste der invasiven und somit verbotenen Pflanzen stehen. Vor allem in Feuchtgebieten können sie Schaden anrichten. Für mich ist der Mastix (Pistacia lentiscus) ein ganz wichtiger Strauch für die Gärten.

Kann man auf der Insel Lavendelfelder nach dem Vorbild der Provence pflanzen?

Mit Lavendelsträuchern gibt es auf Mallorca immer Probleme. Dass eine Lavendelart hier wild wächst, heißt noch nicht, dass man mit den Stauden große Flächen bepflanzen kann. In der Provence funktioniert das, weil dort viel mehr Wind den Boden trocken hält. Hier muss man häufig Stauden, die vom Pilz befallen sind, austauschen.

Empfehlen Sie die schnell wachsenden Paulownien?

Nein, sie gehören nicht in die Landschaft, sie verändern sie.

Wie sieht es mit Bambus aus?

Man muss die Sorten gut kennen. Es gibt Arten, die mit wenig Platz auskommen und kleine Horste bilden, aber auch andere, die sich invasiv verhalten.

In Ihren Entwürfen kommen keine Rasenflächen vor, auch nicht als Spielplätze für Kinder?

Ich erinnere mich an herrliche Ferien hier auf der Insel, wir kamen in den deutschen Schulferien hierher und spielten bei den Verwandten in Höhlen, auf Felsen und zwischen Büschen. Rasen hat auf der Insel eigentlich

nichts zu suchen. Aber natürlich drückt man auch mal ein Auge zu.

Raten Sie den Gartenbesitzern zu Rosen? Man hört, dass sie auf Mallorca sehr viel Chemie brauchen, um gut zu gedeihen.

Das stimmt nicht ganz. Dass Rosen in Inselbeeten gut gedeihen sieht man an den wild wachsenden Sorten: die Immergrüne Rose (Rosa sempervirens) oder die Hunds-Rose (Rosa canina). Züchter von neuen Sorten bemühen sich um genetische Resistenzen. Mit Alten Rosen kann es allerdings schwierig werden.

Nehmen Sie sich an den maurischen Gärten Spaniens ein Vorbild oder schauen Sie eher nach England?

Ich war noch in anderen Ländern unterwegs, etwa in Iran, Israel und Marokko. Meine Entwürfe speisen sich aus vielen Quellen. Wichtig ist auch die Moderne, etwa der Einfluss der High Line in New York. Der Pflanzplan dort stammt vom niederländischen Gartengestalter Piet Oudolf.

Inwieweit bestimmt die Insellandschaft Ihre Entwürfe?

Sie muss ein Teil des Gartens sein, ein Entwurf muss die Landschaft einfließen lassen. Ganz ungut ist, wenn zwischen dem Garten und der Landschaft eine Zypressenhecke wächst, hinter der man sich einschließt. Wir prüfen immer ganz zu Anfang, welche Sichtachsen auf die Umgebung möglich sind. Einfacher ist das natürlich, wenn das Anwesen auf einer Anhöhe liegt oder ein Berg in der Nähe ist. Weil die meisten unserer Gärten sich im Inselsüden befinden, bietet sich nicht selten ein Blick auf Klosterberge an.

Wir begleiten Hans Achilles in seinen Garten, den er selbst „winzig" nennt. Hinter einer Steinmauer erstreckt sich der Ausblick auf die hügeligen Ausläufer der Serra de Tramuntana. Hier blühen im Frühjahr die Mandelbäume. Die Gartenfläche ist groß genug für das Gedeihen von Zwergpalmen aus dem marokkanischen Atlasgebirge, eine europäische Sorte sowie ein tropischer Flammenbaum (Delonix regia), der sich noch im Klima beweisen muss. Platz ist auch für das Hobby des Gartenarchitekten: die Vermehrung seltener Gewächse, vor allem verschiedener Sorten von Zwiebelpflanzen.

Woher stammen die Gewächse aus Ihrer Sammlung?

Viele Samen brachte ich von Reisen mit. Ich bin aber mittlerweile auch gut vernetzt und bestelle Samen bei botanischen Gärten, unter anderen in Buenos Aires. Ich sammle Sorten, die in Kimazonen vorkommen, die dem des Mittelmeerraums sehr ähnlich sind: Südafrika, Chile oder Mexiko. Die Mediterranean Garden Society bietet ebenfalls eine gute Plattform für Kontakte, wie auch die diversen Facebook-Seiten.

Welche Arten wachsen noch hier?

Zum Beispiel Pfingstrosen, Iris und Alpenveilchen, alle drei kommen auf der Insel wild vor und haben in vielen Ländern Verwandtschaft. Sie einzugewöhnen, ist eine interessante Aufgabe. Jede Pflanze bekommt bei mir im Garten ein Biotop mit einem speziellen Boden­substrat. Eines ist für alle wichtig: die gute Drainage.

In Ihrem Garten gedeihen Pflanzen, die vom Aussterben bedroht sind...

Ja, sogar die seltene Damaszener Iris. Die endemische Pflanze stammt vom Mount Qassoun. Schon vor dem Krieg in Syrien gab es nur noch etwa 50 Exemplare. Ich bemühe mich, dass es nicht durch Insektenbestäubung zu Hyibriden kommt, denn die seltenen Arten sollten sich nicht mit anderen kreuzen und rein erhalten bleiben.