Roberto Paparkone (46) verkauft Geschichten. Nicht als Journalist oder Buchautor, sondern als Designer und Töpfer in seiner Galerie im Hinterhof der Carrer de Sant Feliu, die er vor vier Monaten eröffnet hat. Wer zu Besuch kommt, kann Teller, Vasen und Krüge in die Hand nehmen und erfährt etwas über ihre Entstehung. „Wenn du eine stumme Schüssel kaufen willst, gehst du zu Ikea", sagt Paparkone, „möchtest du Objekte mit Seele, holst du dir handgemachte Dinge in dein Heim."

Etwa das mehrteilige Schälchen-Set in Cremeweiß für Oliven, Salz, Soßen, Nüsse. Die unterschiedlichen Größen und Formen ergeben sich durch Steine, die Roberto in Port ­Andratx gefunden hat. Er legt den Ton um den Stein herum, formt den Rand und brennt die Schüsseln anschließend im Ofen. Oder die zweiteiligen Vasen in geometrischen Formen, und behandelt sie mit einem doppelten Farbbad (ab 70 Euro). Die Basisfarbe ist dabei eine Kombination aus Eierschale und rohem Ton, innen schimmert ein Kobaltblau. Dreht man den oberen Teil der Vase um, wird aus der großen eine kleinere Form, passend, um ein einzelnes Blatt zu dekorieren. Für die Geschirr-­serie Babette (Teller-Paar 45 Euro) ließ sich Paparkone von dem dänischen Film „Babettes Fest" inspirieren, wo es um Tischkunst geht und um den Genuss einer guten Mahlzeit in Gesellschaft.

Auch Robertos eigene Geschichte klingt interessant. Geboren im süditalienischen Neapel, studierte er Architektur in Neapel, Delft und Bilbao. Als sein erster Auftrag als Architekt in Neapel nicht bezahlt wurde, überlegte er nicht lange und verließ die Heimatstadt. Er ging nach Mailand („super Stadt, aber man sieht das Meer nicht") und lebte anschließend 18 Jahre in Barcelona („Ende der 90er-Jahre die wichtigste Stadt in Europa für moderne Architektur und Design"), wo er als Architekt und Innendesigner arbeitete. Da sich Barcelona im Laufe der Jahre immer stärker auf den Massentourismus konzentrierte, suchte er eine Alternative und fand sie auf Mallorca. Hier kann der Designer wie früher in Barcelona seine eigene Welt kreieren, das Meer liegt direkt vor der Haustür und die Fluganbindung ist ebenfalls top.

Aktuell entwirft er für das neue Riu Hotel in Madrid die Innenausstattung, auf Mallorca arbeitet er mit dem Design-Büro ADG zusammen, für das Restaurant Ca na Toneta in Caimari entwarf er Tischvasen und einen Brotteller und mit einem neuen Hotel in der Nachbarschaft von Sant Feliu arbeitet er derzeit an ein neues Outfit für die Bad-Kosmetik-Linie. Dafür kommt seine Töpferarbeit wieder ins Spiel, sie nimmt inzwischen fünfzig Prozent seiner Zeit und Gedanken ein. Um seinen ­verschiedenen Ideen Ausdruck in der Keramik zu geben, sucht er sich immer wieder neue Lehrmeister.

Seine erste Lehrerin in Barcelona war eine japanische Töpferin. In ihren Workshops lernte er beispielsweise eine aufgebrochene Oberfläche herzustellen, die an poröses Mondgestein erinnert. Auch seine Becherserie (Stück ab 14 Euro) mit einer einzigen geraden Linie als Dekoration ist asiatisch inspiriert. „Die Idee begann mit dieser blauen von Hand gezeichneten Linie", erzählt Roberto Paparkone. Die Tassen sollten verschiedene Größen haben für Tee, Espresso und Cappuccino, ineinander stapelbar sein und dabei immer noch hübsch aussehen. Auf Mallorca besuchte er einige Kurse bei Joan Pere Català Roig, einem bekannten Keramiker aus Portòl, der aus einer alten Töpferfamilie stammt und einen japanischen Brennofen besitzt. Aktuell experimentiert Paparkone mit farbigem Ton, einem roten aus Valencia und einem schwarzen aus Lanzarote, der den Effekt von geröstetem ­Kaffee oder Schokolade hat. Später möchte ­er in seiner Werkstatt in Alaró auch eigene Erdfarben mischen. Damit der rohe gebrannte Ton wirken kann, lässt der Designer eine ­Hälfte der Vasen, Krüge und Teller unlackiert, die andere Hälfte erhält eine unauffällige ­Lasur in ähnlicher Farbe.

Die Keramik sollte raus aus der Hobby-Ecke und wieder zu einem Geschäft werden, das ist Roberto Paparkone ein großes Anliegen. So selbstverständlich wie man zum Friseur geht, um sich die Haare schneiden zu lassen, geht man zum Töpfer und kauft dort seine Teller. „Auf diese Weise unterstützt man den lokalen Markt und erwirbt tatsächlich etwas Lokales", sagt der Designer, „statt einen Teller zu kaufen, der zwar mit mallorquinischem Zungenmuster bedruckt ist, aber in China hergestellt wird." Sein Wunsch ist ein Zentrum für Keramik in Palma zu eröffnen, eine Ideenfabrik, wo Kurse stattfinden und sich Töpfer treffen und austauschen. Seine Devise: Wenn du etwas vor Ort nicht findest, musst du es selbst veranstalten. Klar, dass er die ­passende Geschichte für das Zentrum bereits im Kopf hat. Jetzt muss sie nur noch an den richtigen Stellen erzählt werden.