Was glauben Sie, welches Produkt die Residenten auf den Balearen am meisten beim Versandhandel Amazon kaufen? Ein neues Computerspiel, ein Kleidungsstück der neusten Modekreation oder doch ein Smartphone? Es ist einfaches Mineralwasser. Dass die Mallorquiner dafür auf den Online-Handel zurückgreifen, spricht einerseits nicht gerade für die örtliche Wasserqualität. Andererseits aber auch für die einfachen Versandmöglichkeiten. Mit drei Tagen gibt Amazon Spanien die Lieferzeit mit dem Standardversand an. Wer jedoch seine Weihnachtsgeschenke über das Online-Versandhaus bestellen möchte, sollte das nicht auf dem letzten Drücker erledigen. Denn die Mitarbeiter vom Logistikzentrum in Madrid streiken derzeit.

Kein Tagesversand

Im Jahr 2016 waren die Balearen spanienweit hinter Madrid die kauffreudigste Region bei Amazon. 28 Prozent mehr als der Durchschnitts-Spanier kauften die Insulaner. Dabei werden die Balearen durch die Insellage im Vergleich zum Festland benachteiligt. Amazon bietet bei eigenen Produkten den Versand am selben Tag des Kaufes an. Diese Funktion steht jedoch nur Spaniern in Madrid und Barcelona zur Verfügung, wo das Unternehmen Logistikzentren betreibt. Ebensowenig gibt es für die Balearen den Versand am Tag darauf.

Mallorca-Residenten können per Expressversand den Erhalt des Paketes für 4,99 Euro nur um einen Tag verkürzen. Falls überhaupt, denn Amazon hält sich eine Zeitspanne zwischen einem und vier Tagen offen. Den Standardversand gibt es für 3,95 Euro.

Aus dem Schließfach holen

Nützlich hingegen ist, dass sich beim Kauf der Versand an einen Abholpunkt einstellen lässt. Schließlich haben Postboten die schlechte Angewohnheit, genau dann aufzukreuzen, wenn man nicht zu Hause ist. Dafür muss beim Kauf auf „Elige un punto de recogida" geklickt werden. Dann kann mit der eigenen Adresse der Abholpunkt ausgewählt werden. Zur Wahl stehen Postfilialen, Geschäfte oder auch sogenannte Amazon Locker, also Schließfächer. Die Abholstellen befinden sich auf der ganzen Insel. Von den Schließfächern gibt es jedoch nur zwei auf Mallorca: einen im Einkaufszentrum Porto Pi (Montag bis Sonntag von 10 bis 22 Uhr geöffnet) und den anderen in der Telepizza-Filiale in Marratxi (montags bis donnerstags von 13 bis 16 Uhr und 19 bis 23.30 Uhr, sowie freitags bis sonntags von 13 bis 23.30 Uhr geöffnet). Mit einem Code lassen sich dort dann die Pakete einfach abholen. Das sollte innerhalb von drei Tagen getan werden, denn sonst ist das Paket wieder weg. Ein Schließfach zu bekommen ist gar nicht so einfach. Am Samstag (24.11.) waren alle Plätze im Locker in Porto Pi belegt.

Streik oder doch nicht?

Trotz Expressversand können sich die Pakete dennoch verspäten. Die 2.400 Mitarbeiter vom Logistikzentrum in Madrid haben am Freitag (23.11.) zum Streik aufgerufen. Passend zum Black Friday legten die Angestellten die Arbeit nieder. Wie verhärtet die Fronten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern sind, zeigen auch die unterschiedlichen Aussagen über den Streik. Mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter hätten am Black Friday nicht gearbeitet, sagte ein Gewerkschaftssprecher der spanischen Nachrichtenagentur Efe. Amazon hingegen behauptet, fast alle Mitarbeiter hätten ihre Schicht angetreten. Auf eine MZ-Anfrage bei der Presseabteilung von Amazon Spanien gab es keine Antwort.

Laut der Gewerkschaft soll der Streik am Black Friday nur der Auftakt sein. Bis Weihnachten soll an sieben weiteren Tagen die Arbeit ruhen. Das dürfte das Weihnachts­geschäft beeinflussen und den Versand der Geschenke verzögern.