Adventskalender, Weihnachtsmänner und Christbäume - Mallorca hat bereits einige Festtraditionen von außerhalb übernommen. Und dennoch ist Weihnachten auf der Insel immer noch etwas ganz anderes als im deutschsprachigen Raum, nicht so besinnlich, nicht so klar umrissen.

Der wohl wichtigste Unterschied: Ebenso wie auf dem spanischen Festland ist der Höhepunkt des Festes erst am Dreikönigstag am 6. Januar erreicht, wenn die Weisen aus dem Morgenland traditionell den Kindern ihre Geschenke bringen. Und in der Praxis geht es dann fast nahtlos weiter mit den Feiern, schließlich stehen noch die Winterfeste Sant Antoni (17.1.) und Sant Sebastià (20.1.) an. Erst danach werden etwa in Palma die Weihnachtslichter wieder ausgeknipst.

Der Heiligabend wird auch auf Mallorca im engsten Familienkreis gefeiert. Abends geht es an Noche Buena häufig noch in die misa del gallo, die Christmette, in der neben der Geschichte von Christi Geburt auch ein Gesang über den Weltuntergang zu hören ist. Traditionell gibt es im Anschluss eine heiße Tasse Schokolade und eine Ensaimada. Wem danach ist, zieht danach noch um die Häuser. Auch zu Heiligabend sind Spanierinnen und Spanier kein Kind von Traurigkeit.

Die eigentlichen Festessen mit Familie und Freunden finden dann an den darauffolgenden Weihnachtstagen statt, mit der Weihnachtssuppe galets de nadal als Vorspeise, vielen Meeresfrüchten und aufwendigen Fisch- und Fleischgerichten (vor allem: Spanferkel) und der obligatorischen Mandelspezialität turrón.

So weit die Tradition, die nicht festgezurrt ist, sondern sich stets wandelt: Entgegen dem ursprünglichen Brauch, die Bescherung für die Kinder den Heiligen Drei Königen anzuvertrauen, gehen ­immer mehr Familien auf Mallorca dazu über, die Geschenke bereits am 24. oder 25. zu überreichen. Das hat vor allem praktische Gründe: So haben die Kleinen mehr Zeit, um in ihren Weihnachtsferien, die am 7.1. enden, mit ihren neuen Errungenschaften zu spielen.

Die nächsten Termine sind dann der Día de los Inocentes, der Tag der ­unschuldigen Kinder, an dem am 28.12. wie anderswo am 1. April die Scherzbolde unterwegs sind, und das Standartenfest am 31.12., bei dem in Palma der Eroberung durch ­Jaume I. gedacht wird. In der Silvesternacht steht man dann entweder vor dem Rathaus oder vor dem Fernseher, um zu den zwölf Glockenschlägen die obligatorischen zwölf Weintrauben zu essen.

Für die Kinder der traditionsbewussten Familien wird es jetzt höchste Zeit, den pajes reales ihre Briefe an die Heiligen Drei Könige mit den Geschenkewünschen zu überreichen. Die „Reyes" ziehen dann am Abend des 5. und am Morgen des 6. Januar in den Dörfern teils von Haus zu Haus und anderswo in großen, teils schon karnevalsartigen Umzügen durch die Stadt.