Nekane Leorza (43) ist Möbeldesignerin und gehört zu jenen jungen Designern, die nach der Ausbildung im Ausland die Heimat Mallorca bewusst als Lebens- und Arbeitsmittelpunkt gewählt haben. Ihr Studio liegt zwischen den Ramblas und dem Carrer de la Missió in Palma de Mallorca und in guter Gesellschaft zu Nachbarn wie Schmuckdesignern, Architekten und Concept Stores.

In ihrem 2017 eröffneten Studio Lasanto&Co, der Nachname ihrer Großmutter war Namensgeber, spielen Sessel und Stühle die Hauptrolle. Kombiniert mit Tischen, Stehlampen, Sideboards und einigen Antiquitäten hat man das Gefühl, durch ein großes Wohnzimmer zu laufen. Der von ihr entworfene Long Chair ziert sogar die Wände des Lokals, er ist eine Mischung aus Stuhl und Sessel, den es mit und ohne Fußhocker gibt (ab 660 Euro). Bezogen mit Leder passt der Long Chair hervorragend in den Salon, die Ausführung in Rattan macht sich gut im Esszimmer und mit einer Bespannung aus synthetischem Rattan kann das Sitzmöbel aus Teakholz ganzjährig auf der Terrasse stehen.

Der Bestseller ist aber der Ikat Long Chair, der mit einem Baumwoll-Seiden-Stoff mit Zungenmuster bespannt wird. Die bunten Ikat-Stoffe werden in Indonesien von Hand gewebt, jeder Stoff ist ein Unikat, keiner gleicht exakt dem anderen. Nekane hat einen Stock an Stoffen in verschiedenen Farben, aus dem man wählen und sein individuelles Sitzmöbel fertigen lassen kann.

Die zierliche Designerin stammt aus Kastilien und León und siedelte mit 15 Jahren mit ihrer Mutter nach Mallorca um, wo sie nach der Schule Kunstgeschichte studierte. Mit Mitte zwanzig zog es Nekane nach Italien, um in Mailand einen Master zu absolvieren, Thema: mit fünf Sinnen kreieren. In der norditalienischen Metropole entdeckte sie ihr Faible für Mode und arbeitete rund zehn Jahre als Styling-Assistentin für die italienische Zeitschrift „Elle". Dann begann sie, sich mit der Möbelbranche zu beschäftigen, erstellte als Freelancer Kataloge für Möbeldesigner und übernahm das Produktdesign für Möbel.

Italiens dolce vita gefiel ihr, doch ihr Herz schlug für Mallorca, und so kehrte sie nach 14 Jahren auf die Insel zurück - mit neuen Erfahrungen und einem neuen Stilbewusstsein. „Mallorca hat sich in den letzten Jahren verändert, zugunsten von jungen Designern wie mich", erzählt Leorza, die sich vor allem für Kunst- und Möbeldesign der 60er- und 70er-Jahre begeistert.

Günstiger als die Klassiker

In ihrer Zeit in Italien lernte Nekane Leorza verschiedene Designer dieser Stilepoche kennen, beispielsweise die Arbeiten des Architekten Giò Ponti, dessen Detailversessenheit und Fülle an Materialien, Farben und Stoffe sie beeinflusste. Der 1979 verstorbene Giò Ponti entwarf neben Wohn- und Geschäftsbauten auch Designobjekte, sein bekanntestes Werk ist der Stuhl Superleggera 669 für Cassina, mit seinen 1,7 Kilogramm bis heute einer der leichtesten Stühle. Es war aber sein Lounge-Stuhl Ninfea, der Nekane zu ihrem ersten eigenen Long Chair inspirierte. „Meine Motivation war es, einen Designstuhl zu entwerfen, der besser als Ikea und erschwinglicher als ein skandinavischer Klassiker war", so Leorza.

Nachdem sie wieder auf Mallorca angedockt hatte, arbeitete sie zunächst als Einrichterin für Immobilienagenturen und stattete für Foto- und Besichtigungstermine Häuser mit Möbeln und Dekoration aus. Der Long Chair war das erste von ihr entworfene Möbel, das sie regelmäßig für Haus-Settings einsetzte, später folgten von ihr entworfene Sofas, Betten, Spiegel, Wandleuchten und Fußböden, die sie größtenteils auf Mallorca und dem spanischen Festland herstellen lässt. Auch der Fußboden im Ladenlokal, ein Fischgrätparkett mit Fugen aus Messing, ist von ihr gestaltet und von der Wohnung ihrer Großmutter in Pamplona inspiriert.

Weniger ist mehr

Was zu einem gemütlichen Heim gehört, das beschreibt Nekane mit Stichworten wie Kamin, großer Esstisch, Pflanzen und vielen Büchern, schöne Hölzer, Teppiche, warme Beleuchtung sowie wenige und ausgewählte Möbel. Sie mag dazu den Stilmix, etwa einen edlen Wandschirm in Kombination mit einem französischen Samtsofa und einer belgischen Glasvitrine aus den 60er-Jahren. „Ein Stilmix erfordert Mut und das Gefühl für Harmonie von Formen und Farben", findet Nekane Leorza.

„Ich helfe Menschen, ihr persönliches Zuhause zu kreieren", beschreibt Nekane Leorza ihr Angebot. Auf Mallorca hat es ihrer Meinung nach einen „Boom an Geschmack und Qualität" gegeben, neben mehreren Privathäusern stattete sie zuletzt auch zwei Designhotels mit von ihr entworfenen Möbeln aus. Sich an italienischen und skandinavischen Design-Trends zu orientieren, geht für sie in Ordnung, „wobei Spanien längst kein Nachzügler mehr in Sachen Design ist." Beispiele bedeutender spanischer Designer fallen Nekane gleich mehrere ein, um drei zu nennen: Patricia Urquiola (Teppiche, Leuchten, Möbel), Jaime Hayon (Sessel, Schuhe, Waschtische) oder der Fliesenhersteller Huguet in Campos. An Mallorca mag die junge Designerin, dass sie individuell und für eine internationale Kundschaft arbeiten kann: „Wir haben das Glück auf einer Insel zu wohnen, wo sich im Kleinen das Große abspielt."