Wenn Margalida Cortés an die bevorstehenden Feierlichkeiten zu Sant Antoni auf Mallorca denkt, erhellt sich ihr Gesicht. „Wir kennen und lieben diese Feier, seit wir denken können", sagt sie und deutet auf ihre Mitstreiter. Knapp ein Dutzend junge Frauen haben sich im Kulturzentrum Espai na Camel·la zusammengefunden, so wie jeden Montagabend. Auch ein Mann ist darunter. Seit gut fünf Jahren treffen sich die Aktivisten aus Manacor regelmäßig. „Assemblea Antipatriarcal Manacor" nennen sie sich, die antipatriarchalische Versammlung der Kreisstadt des Inselostens. Sie kämpfen für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum, veröffentlichen Artikel über Gleichheit und prangern öffentliche Verstöße an, bei denen Frauen benachteiligt wurden. Und sie mischen die alten Traditionen des Sant-Antoni-Festes auf.

Ein paar Stühle stehen im Raum, die Wände sind kahl. Die neue Teufelsmaske, mit der die Vereinigung für Furore sorgt, ist nicht da. „Sie wird gerade angepasst", erklärt Cortés, zeigt aber Fotos des guten Stücks: rote Gesichtsfarbe, schwarze Haare - das typische Merkmal der dimonis - jener Teufelsfiguren, die am Vortag des Patronatstags zum Heiligen Antonius am 17. Januar in zahlreichen Inseldörfern die Massen begeistern. Erst bei genauerem Hinsehen ist der Unterschied zu erkennen: Die feinen Gesichtszüge, die angedeuteten langen Wimpern, der geschminkte Mund, der lange geflochtene Zopf an der Seite. Die wohl einzige weibliche Teufelsmaske auf ganz Mallorca, die aktuell im Einsatz ist. Zumindest, wenn man die Feuerteufel, die zu anderen Gelegenheiten in den Dörfern umherziehen, außen vor lässt.

Anders als die dimonis de foc, die über das Jahr verteilt in großen Gruppen Feuerspektakel in den Dörfern organisieren und vielerorts auch weibliche Teilnehmerinnen dulden, sind die Teufel, die zu Sant Antoni unter dem Jubel Tausender Bewohner szenische Tänze aufführen, ein erlesener Kreis. Zwei, je nach Dorf auch drei dimonis sind es, die an die Versuchung erinnern, der sich der Heilige Antonius einst widersetzte (Seite 5). Meist sind es über die Jahre hinweg stets die gleichen Menschen, die sich darunter verbergen. „Und soweit wir wissen, sind es auf ganz Mallorca ausnahmslos Männer", so Cortés. Eine Tatsache, die die Feministinnen ändern wollen. Auch wenn sie sich damit nicht nur Freunde machen.

„Wir haben anfangs für viel Gesprächsstoff gesorgt und einiges an Kritik einstecken müssen", sagt Margalida Cortés. Dabei habe man gar nicht die Absicht gehabt, zu provozieren. Oder zumindest nicht, die herkömmlichen Teufelsdarsteller in Manacor schlecht zu machen. „Es war eigentlich keine große Sache", so Cortés und beginnt mit der Vorgeschichte: Das große Highlight zu Sant Antoni seien in Manacor neben den Tänzen der dimonis stets die goigs - die mallorquinischen Gesänge, die aus den Mündern von Tausenden Einwohnern gemeinsam in der Kirche im Zentrum gesungen werden (Seite 6). „Weil die Kirche immer so voll ist, dass unmöglich alle dort hineinpassen, hatte sich 2015 erstmals spontan eine große Menschenmenge an der Plaça Sant Jaume eingefunden, um zur selben Zeit die selben Lieder anzustimmen und zu feiern", erinnert sich Cortés. Auch Mitglieder der Assamblea Antipatriarcal waren damals zufällig dabei. „Wir haben schon immer infrage gestellt, warum die Teufel immer Männer sind. Als wir die Alternativ-Veranstaltung sahen, kam uns die Idee, im kommenden Jahr einfach drei weibliche Teufelinnen an der Plaça Sant Jaume tanzen zu lassen: die dimonies.

Groß geplant habe man das Spektakel nicht. Mehr zufällig bekamen sie die weibliche Teufelsmaske eines befreundeten Künstlers in die Finger, eine Bekannte bot an, zwei Überwürfe für zwei weitere Teufelinnen zu nähen - und Freiwillige, die sich darunter verbergen wollten, waren auch schnell gefunden. So tanzten im Januar 2016 drei Frauen durch die Massen, abseits vom offiziellen Programm. Ein kleiner Skandal in einer Stadt, in der Sant Antoni eigentlich fest in der Hand des privat organisierten Festkommitees „Patronat de Sant Antoni Manacor" ist. „Sogar Freunde von uns kritisierten die Aktion", sagt Cortés nachdenklich. „Das ist meistens so mit alternativen Dingen, die Traditionen brechen: Sie gefallen den Menschen nicht auf Anhieb." Doch die Feministinnen ließen sich nicht unterkriegen. „Im Juli 2016 trat balearenweit das Gleichheitsgesetz in Kraft", so Cortés. Es beinhaltet unter anderem die gesetzliche Vorschrift, dass Frauen auch an Dorffeiern und Tänzen mitwirken dürfen. „Also suchten wir das Gespräch mit dem Rathaus und dem Patronat." Die Frauen könnten sich doch anderweitig in die Feierlichkeiten einklinken, bekamen die Aktivistinnen immer wieder zu hören. Cortés muss lachen, wenn sie sich daran erinnert. „Anderweitig bringen sich Frauen ohnehin ein, sonst gäbe es ja gar keine Feier. Aber wir wollen, dass Frauen auch mal die Hauptrollen spielen."

Als in den Folgejahren wieder Teufelinnen tanzten, habe sich die Stimmung in der Bevölkerung bereits verändert. „Die Leute merkten, dass wir nicht nur vier Verrückte sind, sondern ernsthaft für Gleichheit kämpfen", so Cortés. Mittlerweile bekämen sie und die anderen Aktivisten viel Zuspruch für ihre Aktion. „Es geht einfach darum, Dinge auch mal zu hinterfragen, die seit Urzeiten gleich gemacht werden." Einen Erfolg habe man bereits erzielt: Bei einem anderen Stadtfest, dem Indis, habe im vergangenen November erstmals ein Mädchen ganz offiziell die Hauptrolle gespielt. „Bei Veranstaltungen, die von öffentlichen Stellen organisiert werden, ist das einfacher zu erreichen", so Cortés. Beim privat organisierten Sant-Antoni-Fest sei das schwieriger. Auch 2019 werden wieder die gleichen männlichen Darsteller vom Patronat in die Straßen geschickt wie bisher. Laut Toni Gomila, dem Vorsitzenden des 21-köpfigen Patronats, hat das aber nichts mit Sexismus zu tun. „Wir haben seit Jahrzehnten dieselben Darsteller. Sie waren die einzigen, die es vor 20, 30 Jahren machen wollten. Erst wenn einer von ihnen aufhören möchte, werden wir einen Nachfolger bestimmen. Dann können sich auch Frauen bewerben", sagt er der MZ.

„Veränderungen brauchen ihre Zeit", sagt Cortés achselzuckend. Sie freut sich, dass ihre Gruppe zumindest ein Umdenken angestoßen hat. Und ihre Bemühungen bereits über die Stadtgrenzen hinaus Wirkung zeigen. „Wir hatten vor Kurzem ein Treffen mit einer feministischen Gruppe aus Montuïri, die von uns gehört hatte und auch Frauen in Hauptrollen bei Dorffesten haben will." Online sammeln die Frauen unter dem Hashtag #Jotambévullballar (ich will auch tanzen) zudem balearenweit Sympathisantinnen für ihre Initiative. Leicht sei das nicht. „Viele sagen, dass sie gut finden, was wir machen. Aber öffentlich mit einem Foto dazu zu stehen, davor scheuen dann doch einige noch zurück."