Was sich am Mittwochmorgen (16.1.) im Bellver-Wald in Palma abspielt, ist nicht nur für Pferdeliebhaber ein schöner Anblick: Zehn gestriegelte weiß-graue, braune und schwarze Vierbeiner laufen aus zwei Richtungen seitlich aufeinander zu. An einem Punkt kreuzen sie elegant ihre Wege. Ein Pferd kommt von links, dann wieder eines von rechts. Zum Zusammenstoß kommt es nicht. „Bei der heutigen Probe feilen wir nur noch an Details", sagt Feliciano Franco. Seit einem halben Jahr leitet der 51-Jährige die 1875 gegründete Reiterstaffel der Ortspolizei Palma, die einzige balearenweit. Gerade übt die Truppe für die Aufführung zu Sant Sebastià am Sonntag (27.1.) um 12 Uhr. Nur ein paar Trabgeräusche und seltene Pfiffe des Anführers untermalen an diesem Tag dezent die Proben. „Wenn am Wochenende aus den Lautsprechern Musik von AC/DC und Queen ertönt, sind die Zuschauerreihen wieder so gefüllt, dass einige Besucher auf die um den Platz stehenden Bäume klettern werden", erzählt Feliciano Franco.

Im Dezember und Januar treten die elf Pferde der Unidad Ecuestre, etwa wegen der Fiesta del Estandarte am 31. Dezember oder dem Dreikönigstag, besonders oft auf. Deswegen bekommen sie aktuell doppelt so viel Futter wie zu anderen Zeiten im Jahr. Die Staffel zählt nur männliche Tiere, da die weiblichen für die Zucht gebraucht werden und unter den vier unkastrierten Polizei-Hengsten womöglich für Unruhe sorgen würden. Bei der Probe für die halbstündige Aufführung dürfen Letztere vorneweg laufen, da sie am unruhigsten sind und es mögen, den Ton anzugeben.

Freie Auswahl

Jaime Matas kümmert sich gern um Pferde wie Acento, die schwerer zu bändigen sind als andere. „Ich will mich ja nicht langweilen, sondern mit den Tieren arbeiten", sagt er. Der Mallorquiner, der mit seinem Privat­pferd an Trabrennen auf der Insel teilnimmt, ist nur Beamter geworden, weil er unbedingt bei der berittenen Polizei arbeiten wollte. In den 15 Jahren konnte er die unterschiedlichen Eigenheiten der Pferde genau kennen­lernen. Schließlich darf jeder jedes Tier reiten.

Beim Schaulaufen machen auch die verschiedenen Fellfarben der Tiere den besonderen Anblick aus. „Die fünf mallorquinischen Pferde sind schwarz, einige ­haben ein weißes Abzeichen auf der Stirn. Die sechs Spanier sind braun oder Schimmel und etwas größer", ­erklärt Feliciano Franco. Meist kommen die Pferde mit etwa drei Jahren zur Reiterstaffel. Einige kauft das Rathaus, andere werden von Privatpersonen gestellt. Um in die Einheit aufgenommen zu werden, müssen sie innerhalb von rund zwei Wochen beweisen, dass sie sich disziplinieren lassen. Aggressive Pferde können - auch weil die Tiere bei den drei Patrouillen durch Palmas Altstadt, den Bosque de Bellver und den Küstenstreifen zwischen Portixol und Es Carnatge, oft von Passanten gestreichelt werden - nicht in die Einheit aufgenommen werden.

Viermal am Tag werden die Pferde geputzt - erst von den Mitarbeitern der Frühschicht, die von 6 bis 14 Uhr im Dienst sind, dann von denen der zweiten Schicht, die von 14 bis 22 Uhr geht. „Die meisten Passanten kommen auf uns zu, da sie die Pferde hübsch finden, wollen Fotos mit ihnen machen, manche sogar auf sie steigen", erzählt Feliciano Franco, der schon bei anderen Einheiten gearbeitet hat und seinen neuen Job als dankbare Arbeit empfindet. „Die Tatsache, dass du eine Etage über ihnen bist, verschafft dir automatisch mehr Respekt", schmunzelt der Polizist.

Wenn die Tiere gesund bleiben, sind sie, bis sie etwa 18 Jahre alt sind, in der Staffel. In dieser Zeit bilden die Mitglieder der Einheit, die am längsten dabei sind, sie aus. Für einen professionellen Trainer habe das Rathaus seit zwei Jahren kein Budget, bedauert Feliciano Franco. Also springt auch Veteranin Maria Fiol ein. Seit 27 Jahren ist sie Teil der zwanzigköpfigen Einheit und aktuell eine von zwei Frauen. Die Arbeit sei für sie wie ein bezahltes Hobby. „Außerdem werden wir zwei Frauen von den Kollegen besonders gut behandelt", fügt die Tierliebhaberin hinzu. Ihr jüngster compañero de trabajo ist knapp 40. Nicht selten bekommen die Polizei-Reiter durch ihre Arbeit Rückenprobleme. Beamte, die nicht mehr aufs Pferd steigen können, arrangieren stattdessen Termine mit dem Tierarzt, füttern die Tiere oder säubern die Ställe.

Den Ruhestand genießen

Nach ihrer Zeit bei der Ortspolizei bleiben den Pferden noch gut zehn Jahre, um ihr außerpolizeiliches Leben zu genießen. „Wir suchen uns die Besitzer gut aus, denn wir wollen sichergehen, dass sie eine schöne Pensionszeit haben", sagt der Leiter. Devoto ist das älteste Tier der Truppe und schon seit 2004 dabei. Sein Foto wird wohl als Nächstes im Gang oder Speisesaal der Einheit als Erinnerung hängen.